Jahresbilanz 1: Daniel Beskos, Mairisch Verlag

"Unabhängige Bücher sind für den Handel wieder interessant"

23. November 2016
Redaktion Börsenblatt
Verleger, Autoren, Buchhändler, Vertreter, Übersetzer: Ab heute bis zum 31. Dezember kommt auf boersenblatt.net jeden Tag eine Branchenpersönlichkeit zu Wort. Unsere kleine Jahresbilanz, verbunden mit einem Ausblick auf 2017. Den Auftakt macht Daniel Beskos, Mairisch-Verleger und YEA-Gewinner 2016.

Sie haben Ihren Verlagssitz im Februar in die Niederlande verlegt. Mit etwas Abstand betrachtet: Was hat die Tuchfühlung gebracht? Das war eine tolle Aktion für unser Verlagsteam - eine richtige Klassenreise. In Hagelslag, Stamppot, Bitterballen, Joppiesaus, Kaassoufflé und Koffie verkeerd sind wir jetzt ganz vernarrt. Darüberhinaus hat es aber natürlich gute Einblicke in die niederländische Literaturwelt gebracht: Kontakte zu Verlegern und Agenten, wir haben spannende AutorInnen kennengelernt und auch anhand der Unterschiede zum deutschen Buchmarkt einiges über unsere eigene Arbeit gelernt. Und es war schön, viele dieser Menschen jetzt auf der Buchmesse in Frankfurt wiederzusehen.

Worüber haben Sie sich in diesem Jahr besonders gefreut? Über meine erste Übersetzung: Das Sachbuch "SPACE - Eine Entdeckungsgeschichte des Weltalls". Daran zu arbeiten hat mir großen Spaß gemacht, das fertige Buch dann in der Hand zu halten, war aber noch viel besser.

Was ist Ihnen in diesem Jahr misslungen? Ach, im Grunde alle Vorsätze von letztem Silvester. Allen voran, mir mehr Zeit und Ruhe für alles zu gönnen.

Unabhängige Verlage: Wo drückt der Schuh? Während man im Handel auf zunehmendes Interesse gerade für die Bücher der unabhängigen Verlage stößt, wird es mit der Presse (zumindest aus unserer Perspektive) immer schwieriger, das geht aber auch den großen Verlagen so: Es gibt immer weniger Besprechungsplätze in den Medien oder viele Medien existieren einfach nicht mehr. Daher konzentrieren sich sehr viele Besprechungen auf wenige große Spitzentitel pro Saison, was die Bandbreite an Büchern, die eine größere Aufmerksamkeit erreichen, immer kleiner werden lässt.

Bald gibt es Geschenke. Was wünschen Sie sich? Mehr Zeit. Das wäre schön.


Diese Woche im Kurzinterview:

Hans Frieden, Verlagsvertreter (Dienstag, 29. November) Eckart Südmersen, Libri (Mittwoch, 30. November) Jan Weitendorf, W1-Verlagsgruppe (Donnerstag, 1. Dezember) Angelika Siebrands, eBuch (Freitag, 2. Dezember)