Interview mit den "Mond-Pionieren" Johanna Paungger-Poppe und Thomas Poppe

La Luna gibt den richtigen Zeitpunkt vor

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Ob Haarschnitt oder Einkochen, für alles gibt es den richtigen Zeitpunkt - glaubt man an die Kräfte des Mondes. Und das tun viele. Mondkalender gehören seit den 90er Jahren zu den Dauerbrennern im Kalendergeschäft. Wie die Mondspezialisten der ersten Stunde die Mondregeln auslegen und wie sie mit Skeptikern umgehen, lesen Sie im Interview. Mehr zu Kalendern, die ohne Mondkraft ihr Publikum finden, die neuesten Marktdaten und Analysen, gibt es im Börsenblatt Spezial Kalender, das am Dienstag erscheint.
Unglaubliche 11 Millionen Mal haben sich Ihre Mondkalender bisher verkauft. Hätten Sie gedacht, dass es so viele Mondsüchtige gibt?
Johanna Paungger-Poppe: Nein, sicher nicht. Aber wir wussten eines gewiss, nämlich dass höchste Zeit ist, dieses Wissen wieder zu beleben, weil die Natur auf eine Katastrophe zusteuert. Und man kann nicht auf Bio und Natur umstellen, wenn dafür das Fundament fehlt. Es ist zum Beispiel nicht möglich, ein Bio-Holzhaus zu bauen, ohne auf den richtigen Zeitpunkt zu achten, vom Holz gewinnen bis zum Außenanstrich! Es ist nicht möglich, auf Dauer ertragreiche Bio-Landwirtschaft zu betreiben, ohne den richtigen Zeitpunkt zu beachten.
 
Wäsche wäscht sich bei abnehmendem Mond müheloser, manche Tage sind fürs Gemüsekaufen geeigneter als andere und an einem Stiertag sollte man nicht zum Zahnarzt gehen. Glaubt man an die geheimnisvollen Kräfte des Mondes, gibt es für alles den richtigen Zeitpunkt. Halten Sie sich daran?
Johanna Paungger-Poppe: Ja natürlich, wenn es möglich ist. Aber es gibt verschiedene Situationen, die Kompromisse verlangen. Nur weil Vollmond ist und man schneller dick wird, würde ich niemals die Einladung zum Abendessen bei Freunden ausschlagen! Jede Form von Wissen sollte man niemals fanatisch betreiben, sonst nimmt der Mensch Schaden an Körper, Geist und Seele.

Manche Mondregel ist im Alltag gar nicht so leicht umzusetzen. In welcher Situation haben Sie es bereut, sich nicht an den richtigen Zeitpunkt gehalten zu haben?
Thomas Poppe: Bereut noch nie, weil es ja stets die persönliche Entscheidung war. Geärgert über die Entscheidung schon öfters, weil man zusätzlich Arbeit und/oder zusätzliche Kosten hat oder sonstwelche Probleme bekommt. Beispiel: Wir lassen den Maler für einen Außenanstrich  trotz anderer Vereinbarung zum
falschen Zeitpunkt arbeiten. Statt nach zehn Jahren muss der Anstrich schon nach fünf Jahren erneuert werden.  

Gibt es eine Mondregel, die leicht zu befolgen ist und mit der man trotzdem große Wirkung erzielt? Wie lautet die wichtigste Mondregel?
Thomas Poppe: Erst gestern haben wir wieder eine Zuschrift bekommen, in der sich eine Dame bedankt, Sie habe mit dieser Mondregel 25 kg abgenommen, innerhalb eines Jahres und ohne jeden mentalen oder körperlichen Aufwand. Die Regel lautet: Bei Neumond und bei Vollmond jeweils einen Obst- oder
Safttag einlegen oder gleich richtig fasten, bei abnehmendem Mond essen wie gewohnt und bei zunehmendem Mond fünf Minuten vor dem Sattsein aufhören zu essen. Wie man weiß, wann genau man satt ist? Das lernt man ebenso schnell wie den richtigen Bremsdruck beim Autofahren. Ist einfach Gefühlssache.
Johanna Paungger-Poppe: Die wichtigste Mondregel ist für einen Gartenliebhaber eine andere wie für einen Zahnarzt. Übrigens hat jetzt endlich auch ein Zahnarzt ein Buch über seine positiven Erfahrungen mit den Mondregeln geschrieben.
 
Wie gehen Sie mit Skeptikern um?

Johanna Paungger-Poppe: Eher selten. Wir sind selbst Skeptiker in vielen Dingen, gesunde Skepsis ist beim heutigen "Medienangebot" mehr als notwendig. Und ganz allgemein sind uns Skeptiker lieber als fanatische Befürworter. Fanatische Gegner allerdings sind eigentlich arm dran, denn sie müssen sich ein Leben lang mit allen möglichen Dingen herumschlagen, die sich bei ein wenig Achten auf den richtigen Zeitpunkt in Luft auflösen würden. Wir können kaum eine Brücke zu Ihnen bauen, auch wenn wir es
wollten. Wir schreiben letztlich für Menschen, die sich für unsere Arbeit interessieren. Wir leisten keinerlei Überzeugungsarbeit und wollen niemanden bekehren.

1991 erschien bei Irisiana Ihr erstes Buch zum Thema Mond. In der Zwischenzeit sind viele Nachahmer auf den Plan getreten. Setzen sie das Mondwissen in Ihrem Sinne um?
Thomas Poppe: Soweit wir in diese Werke kennen, nein! So viel wird hinzu erfunden oder verdreht, um die Tatsache des Abschreibens zu kaschieren - Mondmagie, Astrologie, "Kochen nach dem Mond" etc. Das ist in erster Linie traurig, weil die LeserInnen und Anwender dann zu Recht feststellen: "Stimmt ja alles nicht". Welch großen Schaden die Nachahmer anrichten, das lässt sich eigentlich gar nicht ermessen. Jeder Tag, den sich die Wiederbelebung des Wissens um den richtigen Zeitpunkt verzögert, ist ein verlorener Tag für
die ganze Welt. Andererseits ist es ja auch ein Naturgesetz: Nichts Gutes auf der Welt, das nicht nachgeahmt wird, manchmal verbessert, meistens verschlechtert wird. Dagegen ist kein Kraut gewachsen und man kann es ja auch als Kompliment sehen.

Ihr Mondwissen, Frau Paungger, stamme von Ihrem Großvater, heißt es. Aber doch nicht alles, oder? Wie sind Sie einzelnen Aspekten, wie zum Beispiel Renovieren nach dem Mond oder Abnehmen mit dem Mond auf die Spur gekommen?
Johanna Paungger-Poppe: Es stammt tatsächlich fast alles von Joseph Koller, meinem Großvater. Auf einem Bauernhof mit meist über 40 Menschen unter einem Dach ist jeder Lebensbereich abgedeckt - vom Holzschlagen über die gesunde Ernährung bis zur kleinen Operation, weil man den Arzt nicht auf die Alm
kommen lassen will oder kann. Wir recherchierten nichts, wir geben in unseren Büchern keinerlei Second-Hand-Wissen weiter, ausschließlich persönliche positive Erfahrung. Ich denke das spüren die LeserInnen auch. Die Erfahrung mit der Anwendung der Bücher spricht dann für sich selbst. Natürlich muss man dann den Mut haben, dieser Erfahrung auch zu vertrauen. Auch dafür arbeiten wir, denn unabhängiges Denken und Fühlen ist heute notwendiger denn zu allen früheren Zeiten.

Sind neue Projekte aus Ihrer Feder geplant oder ist nun alles gesagt?
Thomas Poppe: Es ist längst nicht alles gesagt, aber es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt, auch beim Veröffentlichen. Der Zeitgeist geht die seltsamsten Wege, man muss ihn beobachten, sich ihm anvertrauen und mit ihm fließen. Sonst finde ich als Schriftsteller niemals die richtigen Worte für Herz und Kopf unserer LeserInnen. Das heißt nicht sich anbiedern, sondern nur dass Wachheit nötig ist, um immer den richtigen Schlüssel zu finden.