Glosse

Alte Zeiten im Antiquariat

27. April 2010
von Börsenblatt
Mitte der 1980er in einem Antiquariat einer südniedersächsischen Universitätsstadt. Erste Computer und Datenbanken, ja. Aber noch kein Gedanke an Internethandel. Erinnerung an einen Studentenjob.

Das Programm 'unseres' Antiquariats deckte Orts- und Landeskunde, Theologie, allgemeines Antiquariat und Studienliteratur ab. Dazu viele belletristische Taschenbücher und Kleinschriften in zahlreichen Bananenkisten. Regelmäßig kam neuer Nachschub, der im Lager stapelweise ausgezeichnet wurde. Einmal in der Woche, ein Fixpunkt für Sammler und Stammkunden, wurde ein Regal mit besonderen und wertvolleren Stücken gefüllt. Die ausgelegte, schwarze Mappe mit den kopierten Titelblättern wanderte von Hand zu Hand…

An einige ‚besondere‘ Kunden denkt man noch heute gern zurück. So stürmt eines mittags, das Ladenantiquariat war durchgehend geöffnet, eine Frau mittleren Alters mit wehendem Mantel und passendem Hut in das Geschäft, steuert zielstrebig eine Bananenkiste (es gab viele bei uns)  im hinteren Ladenteil an. Wühlt darin herum. Noch einmal. Stöhnt auf. Findet scheinbar nicht das Gesuchte und schaute ratlos umher. Soviel verrät mir ein Blick aus den Augenwinkeln.

„Hallo…?!“

„Ja, bitte?“

„Äh, ich suche einige Broschüren über gesunde Ernährung, die sie neulich in dieser Kiste hatten.“

Auch die Suche zu zweit und in den Bananenkisten daneben und darunter, förderte nichts zu tage.

„Wie sahen die Broschüren denn aus?“

„Das weiß ich leider nicht mehr so genau…“

„Wann haben Sie die Hefte denn in der Kiste gesehen?“

„Hm…, das muss so ungefähr ein bis zwei Jahre her sein.“

Wie man sieht, kann es auch im 'Laden 2.0' ziemlich amüsant sein.  Wer kann von ähnlichen Erlebnissen berichten?

Matthias Glatthor

P.S.:  Das Antiquariat hat natürlich mittlerweile eine eigene Website: