Die repräsentative Medienstudie, die den Medienkonsum und das Mediennutzungsverhalten von 7,26 Millionen Kindern in Deutschland untersucht hat, wurde von der Blue Ocean Entertainment AG, der Egmont Ehapa Media GmbH, Gruner + Jahr, Panini Verlags GmbH, Spiegel-Verlag und Zeit-Verlag in Auftrag gegeben. Die Schlüsselergebnisse aus den 3.300 Interviews zeigen:
- Kinder gehen mit der Vielzahl an Freizeitangeboten "smart" um: Sie entscheiden sich nicht mehr zwischen digitalen und analogen Aktivitäten – sondern wollen sowohl draußen spielen als auch digital unterwegs sein.
- Kinder interessieren sich zwar für Piraten oder Prinzessinnen, sind aber genauso offen für Themen mit gesellschaftlicher Relevanz wie Natur, Umwelt und Aktuelles.
- Digitale Nachricht schlägt Papier? Nein! Kinder nutzen alle Kommunikationswege: vom Telefonat über die SMS bis hin zum klassischen Brief.
- Gedrucktes Vertrauen: 75 % der Kinder in Deutschland zwischen vier und 13 Jahren lesen mindestens mehrmals pro Woche Bücher oder Zeitschriften. Print ist dabei unersetzlich, elektronische Endgeräte und Lesemedien spielen in keinem Alter eine besondere Rolle.
- Plüschtier, Puzzle, Fahrrad oder Smartphone – Kinder haben viele Wünsche. Dabei ist es Vier- bis 13-Jährigen vor allem wichtig, digital ausgestattet zu sein: Ein Handy oder Smartphone ist Wunschobjekt Nr. 1.
- Kinder sind Genießer und geben ihr Taschengeld am liebsten für Süßes und Zeitschriften aus.
- Kinder haben durchaus ein klares Bild vom Internet: "Das coolste Medium, das es gibt", aber auch "schlecht für den Menschen".
Bücher in Papierform dominieren deutlich
- 12,3 % der Sechs- bis 13-Jährigen lesen fast jeden Tag Bücher, 52,6 % lesen mehrmals pro Woche Bücher, 16,4 % tun dies etwa einmal pro Woche, 13,8 % seltener und 5 % nie. Dabei dominiert deutlich das gedruckte Buch: 94 % lesen Bücher auf Papier, wohingegen nur 6,4 % der Vielleser und 18,3 % der seltener"-Leser E-Books lesen; 74,3 % lesen nie in elektronischer Form. Hörbücher und Hörspiele hören 9,1 % der Sechs- bis 13-Jährigen fast jeden Tag, 28,9 % mehrmals pro Woche, 15,6 % etwa einmal pro Woche, 21,7 % seltener und 24,7 % nie.
- Bei den Vier- bis Fünfjährigen betrachten / lesen 20,1 % fast jeden Tag Bücher, 47,5 % mehrmals pro Woche, 15,3 % etwa einmal pro Woche, 9,2 % seltener und 7,9 % nie. 7,7 % tun dies in auch in elektronischer Form, während 90,7 % die Inhalte in Papierform vor sich haben. Hörbücher und Hörspiele hören in dieser Altersgruppe 13,7 % fast jeden Tag, 43,5 % mehrmals pro Woche, 15,4 % etwa einmal pro Woche, 13,5 % seltener und 13,9 % nie.
Wie viel Euro werden für Bücher ausgegeben?
- Für Bücher haben 43,7 % der Erziehungsberechtigten der Sechs- bis 13-Jährigen in den letzten zwölf Monaten bis zu 50 Euro ausgegeben, 28,3 % gaben zwischen 50 bis 75 Euro aus, 6,8 % zwischen 75 und 100 Euro. Mehr als 100 Euro machten 9,7 % der Erziehungsberechtigten locker − aber 6,3 % gaben auch keinen einzigen Euro für die Bücher ihrer Kinder aus.
- Für die Altersgruppe der Vier- bis Fünfjährigen haben 52,6 % Erziehungsberechtigten bis 50 Euro ausgegeben, 19,2 % zwischen 50 und 75 Euro, 5,5 % zwischen 75 und 100 Euro. Mehr als 100 Euro investierten 8,6 % der Erziehungsberechtigten, 10,5 % von ihnen investierten nichts in Bücher.
Kinder verbringen ihre Freizeit on- oder offline
Der Studie zufolge verfügen Kinder über "eine gute Balance zwischen der analogen und digitalen Beschäftigung" und halten sich bei der Freizeitgestaltung beide Welten offen. So haben Freizeitaktivitäten wie "mit Freunden zusammen sein" (89 %) oder "im Freien spielen" (81 %) im Durchschnitt über alle Altersklassen hinweg eine hohe Bedeutung. Kaum überraschend wird gleichzeitig das digitale Spielerlebnis auf Tablet, Smartphone oder Computer (mindestens mehrmals pro Woche) mit zunehmendem Alter immer relevanter (71 % der 13-Jährigen gegenüber 7 % bei den Vierjährigen).
Online-Interesse wächst mit dem Alter
Die Kinderzimmer in Deutschland sind gefüllt mit klassischem Spielzeug. So besitzen 96 % der vier- bis 13-jährigen Mädchen Kuscheltiere, während die Jungen stärker auf Spielkästen Wert legen (88 %). Bei beiden Geschlechtern steht das Fahrrad weiterhin hoch im Kurs (Mädchen: 93 %, Jungen: 92 %). Auch sind Kinder Sammler: Figuren und Karten gehören ebenso zu ihren Schätzen wie Zeitschriften. 84 % aller befragten Kinder geben an, Magazine aufzubewahren, um immer wieder in ihnen lesen zu können. Gleichzeitig entwickelt sich das Online-Interesse der Kinder: Mit zunehmendem Alter werden auch die Kinderzimmer zunehmend digitaler, Hard- und Software ergänzen die Ausstattung und ab 13 Jahren ersetzen elektronische Endgeräte eine Vielzahl an traditionellem Spielzeug: So besitzen 92% der 13-jährigen Mädchen und Jungen bereits ein Smartphone, 55% einen Computer und 26% ein Tablet.
Kinder nutzen Medien nach Bedarf – aber am liebsten klassisch auf Papier
2017 schon war das Ergebnis der Kinder-Medien-Studie: Kinder lesen am liebsten von Papier. Auch in diesem Jahr bleiben Kinder Printmedien treu: 70 % der Kinder lesen Bücher oder Zeitschriften mindestens mehrmals pro Woche von Papier. Beim Lesevergnügen spielen elektronische Endgeräte und Lesemedien in der Zielgruppe der Vier- bis 13-Jährigen keine Rolle. Anders ist es der Kinder-Medien-Studie 2018 zufolge bei Radio und TV: Die Nutzung von kostenpflichtigen Streaming- oder kostenlosen Videodiensten wird mit zunehmendem Alter interessanter. So greifen zum Beispiel 35 % der 13-Jährigen mindestens mehrmals pro Woche auf YouTube, Vimeo oder andere kostenlose Videodienste zurück, wenn es um Filme, Serien oder Fernsehsendungen geht. Dennoch bleiben 87 % der Kinder auch hier den klassischen Medien treu und schauen Filme, Serien oder Fernsehsendungen mindestens mehrmals pro Woche linear. Vor allem bei kleineren Kindern stehen beim Zuhören klassische Medien hoch im Kurs: 60 % der Vierjährigen hören Musik, Hörspiele oder Hörbücher mindestens mehrmals pro Woche auf CD.
Kinder kommunizieren auf allen Ebenen
WhatsApp statt Anruf? Nicht bei der Generation Smartphone. Gleichwohl die App für die älteren Kinder von zehn bis 13 Jahren von hoher Relevanz ist (74 %), nutzen 97 % der Kinder ihre Kommunikationskanäle mindestens ab und zu zum Telefonieren und damit stärker als die Textnachricht (90 %). Bei den Sechs- bis Neunjährigen ist die Differenz noch deutlich ausgeprägter: Während 88 % mindestens ab und zu telefonieren, schreiben lediglich 42 % Textnachrichten. Lieber schreiben die Jüngeren sogar noch Postkarten oder Briefe (43 %). Danach erst folgen Sprachnachrichten (20 %) und das Posten von Bildern oder Status (16 %). Die älteren Kinder dagegen bleiben allen Kommunikationsformen gegenüber offen, senden fast genauso gerne Sprachnachrichten wie sie Bilder teilen oder ihren Status posten (70 % und 65 %) und nehmen auch weiterhin noch gerne den Stift in die Hand, um Grüße per Post zu verschicken (49 %).
Kinder haben ein breites Interessenspektrum
Im Durchschnitt begeistern sich Mädchen über alle Altersklassen hinweg für Pferde (83%), Haustiere (83%) und Prinzessinnen oder Feen (79%), während sich Jungen vor allem für Sport (83%), Autos (83%) und Superhelden (79%) interessieren. Dennoch beschränken sich Kinder nicht auf typische "Mädchen"- oder "Jungs"-Themen. Bei den Mädchen und Jungen gewinnen aktuelle Themen mit zunehmendem Alter stark an Bedeutung: 75% der 13-jährigen Mädchen und 68% der 13-jährigen Jungen interessieren sich dafür. Auch die Themenfelder "Natur und Umwelt" (64% Mädchen und 63% Jungen) oder "Reisen und andere Länder" (56% Mädchen und 55% Jungen) sind für Vier- bis 13-Jährige beider Geschlechter relevant.
Kinder geben Geld für Lesestoff aus
Insgesamt dürfen 75 % aller befragten Kinder ihr Taschengeld (durchschnittlich 22,99 Euro pro Monat) eigenverantwortlich ausgeben. 94 % der Zehn- bis 13-Jährigen dürfen selbst über die Ausgabe ihres Geldes entscheiden – und wählen dabei bevorzugt Süßes oder Lesestoff statt Spiele oder Apps. Zusammengefasst bevorzugen Kinder aller Altersklassen es, ihr Geld in etwas zum Schlemmen (68 %) oder zum Schmökern (50 %) zu investieren.
Kinder haben ein klares Bild vom Internet
Die Digital Natives wissen laut Studie genau, was sie in der Online-Welt erwartet und kennen die Kehrseite des Internets. So ist es laut Aussagen der Kinder einerseits "das coolste Medium, das es gibt. Es kennt alle Geheimnisse, weiß Antwort auf jede Frage und stellt alle Musik der Welt bereit." Auch ist das Internet für die Kinder "wie ein Buch, wo alles drinsteht, nur dass es eben auf einem Bildschirm ist". Gleichzeitig sind sie sich um die Gefahr, "immer unselbstständiger zu werden" oder des Zeitraubs bewusst, denn der "Papa sitzt stundenlang drin und redet nicht mit uns". Dann beurteilen Kinder das Internet als "doof" und "schlecht für die Menschen".
Kinder nehmen Probleme in der Welt wahr
Die Kinder-Medien-Studie hatte in diesem Jahr Kindern die Frage gestellt: "Wenn Du eine Superkraft hättest, welche wäre das und was würdest Du damit in der Welt verändern wollen?". Die Kinder konnten die Antworten ohne Vorgaben selbst formulieren – und gaben dabei Antworten, die zeigen, wie aufmerksam sie das aktuelle Geschehen wahrnehmen, anstatt sich in eine eigene, digitale Spielewelt zurückzuziehen. Denn hätten Kinder eine Superkraft, würden sie "andere Kinder vor Kindern beschützen, die stark sind und bloß ärgern". Sie würden "die Welt gerechter machen, dass es keine Kriege und Zerstörung und keinen Hunger mehr gibt" und am liebsten "die Politik abschaffen, denn darüber ärgern sich meine Eltern immer".
Literatur erreicht seine Wirkmächtigkeit bei den Kindern, wenn sie irritiert, neugierig oder einfach nur Spaß macht. Nun muss „nur noch“ der Übergang zur Jugendliteratur geschafft werden! Dazu setzen Lese- und Literaturpädagogen ein Methodenspektrum zur ästhetischen und kreativen Literaturvermittlung ein, eröffnen neben Lesewelten auch Medienwelten und unterstützen beim sicheren und kompetenten Umgang mit verschiedenen Medien! Hilfreich ist da nicht die reine Masse an (ehrenamtlichen) Angeboten sondern deren hohe Qualität! Denn es kommt auf die Art des Lesens an, von der die Schirmfrau Kirsten Boie des Bundesverbands spricht - und das gelingt nur, indem wir das Lesen "sinn-voll" machen und es über die Bedeutsamkeit der Lesefähigkeit hinauswachsen lassen. Wir setzten uns jedenfalls dafür ein!