Eigentümerwechsel bei Thalia: Interview mit Berater Axel Bartholomäus

"Dieser Verkauf wird spürbaren Einfluss auf die Marktstrukturen haben"

11. Juli 2016
Redaktion Börsenblatt
Wie bewertet ein Branchenspezialist für Übernahmen und Beteiligungen den Thalia-Deal? Für Axel Bartholomäus von der Unternehmensberatung Bartholomäus & Cie. punkten die neuen Thalia-Eigentümer mit einer "smarten Kombination von Kompetenzen".

Ist Thalia für den Herder Verlag und seine Partner ein guter Deal?
Das muss sich erst noch zeigen. Nicht erst seit Weltbild wissen wir ja, welches schwierige Terrain die Buchhandelsmärkte sind. Aber Herder und die anderen neuen Inhaber kennen diese Welten sehr gut und bringen meines Erachtens eine smarte Kombination von Kompetenzen mit.

Sie beobachten die Verkäufe, Zukäufe und Beteiligungen in der Buchbranche seit vielen Jahren in Ihrem Transaktionsmonitor Verlagswesen. Wagen Sie eine Einschätzung zur Höhe des Kaufpreises?
Nein, dazu fehlen mir im Moment jegliche Hintergrundinformationen.

Hätten Sie den Herder Verlag als potenziellen Interessenten auf dem Schirm gehabt? Wären Random House oder Holtzbrinck nicht näher liegende Kandidaten gewesen?
Advent und die Käufer haben zusammen einen zukunftsorientierten Deal orchestriert; dass Herder Teil dieser Kombination ist, überrascht mich nicht. Über andere interessierte Käufer möchte ich nicht spekulieren

Die größte deutsche Buchhandelskette liegt jetzt in Verlagshand. Wird das den Buchmarkt verändern?
Die deutsche Buchlandschaft verändert sich ja schon seit Jahren, sowohl in den Verlagssegmenten wie auch im Handel; dieser Deal ist aber eine der ganz wenigen Übernahmen und Beteiligungen, die nach meiner Einschätzung einen spürbarem Einfluss auf die Markt- und Wettbewerbsstrukturen haben werden.

Zentrales Digitalprojekt von Thalia ist der Tolino. Wird ein familiengeführtes Unternehmen die notwendige Kapitalkraft dafür haben?
Die neuen Investoren hinter Thalia verfügen mit Sicherheit sowohl über die Erfahrungen und Netzwerke als auch über die Finanzmittel, um den Umbau von Thalia zu einem führenden Player im stationären wie auch digitalen Geschäft zu forcieren.

Mit Leif Göritz gehört auch ein Digitalunternehmer zum neuen Eigentümerkonsortium. Ein spannendes Mischungsverhältnis?
Durchaus! Von starken Unternehmern geführt, die erfahren in der Zusammenarbeit sind und die kritischen digitalen Kompetenzen schon mitbringen - diese Struktur scheint mir erfolgsversprechender zu sein als der Verkauf von Weltbild.
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