DNB folgt dem Wunsch ihrer Nutzer

Keine Vorfahrt mehr für Digitales

15. Februar 2017
Redaktion Börsenblatt
Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) stellt sich dem Protest ihrer Nutzer – und kehrt zurück zur alten Ausleihpraxis: Ab April sollen gedruckte und digitale Ausgaben wieder gleichrangig behandelt werden. Update: Der Börsenverein begrüßt den Kurswechsel.  

Die DNB wollte digitalen Büchern bei der Ausleihe den Vorzug gegeben – doch die Nutzer spielten nicht mit, versammelten sich (zuletzt am vergangenen Samstag) in Frankfurt sogar zu Mahnwachen. Jetzt lenken die Verantwortlichen ein: Von April an werde man "die Bestellung der gedruckten Ausgabe aus dem Katalog wieder anbieten – nur einen Klick weit von der Nutzung der digitalen Variante entfernt", kündigen Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der DNB, und die Leiter der beiden Zweigstellen, Ute Schwens (Frankfurt) und Michael Fernau (Leipzig), heute in der "FAZ" an ("Buchleser wieder willkommen", Bezahlschranke). 

Niggemann, Schwens und Fernau beenden damit einen monatelangen Streit, der einsetzte, als die DNB im November 2016 ihre Nutzungsregeln änderte: Um die Bücher in den Archiven zu schonen, sollten bei der Ausleihe künftig digitale Ausgaben favorisiert werden – was die Nutzer jedoch ablehnten (siehe dazu auch den Beitrag von Bookbytes-Autor Detlef Bluhm: Ein grotesker Streit). 

Börsenverein begrüßt gleichberechtige Bereitstellung von E-Books und Büchern in der Deutschen Nationalbibliothek

Beim Börsenvereins findet der Kurswechsel Zustimmung. „Wir begrüßen die Entscheidung der Deutschen Nationalbibliothek, gedruckte und digitale Ausgaben von Büchern gleichberechtigt nebeneinander anzubieten“, erklärt Vorsteher Heinrich Riethmüller. „Es ist der richtige Weg, Nutzerinnen und Nutzern die Wahlfreiheit zwischen den Formaten zu lassen und keine künstlichen Zugangsbarrieren aufzubauen.“ 

Die Digitalisierung eröffne dem Buch zahlreiche neue Möglichkeiten, um wertvolle Inhalte zu den Menschen zu bringen. Riethmüller: "Verlage nutzen diese Chancen und stellen inzwischen umfangreiche digitale Angebote bereit. Bei Büchern zieht aber ein Großteil der Leserinnen und Leser immer noch die gedruckte Ausgabe vor, die ein anderes Rezeptionserlebnis bietet als ein E-Book. Den Zugang zu gedruckten Büchern in der Deutschen Nationalbibliothek zu erschweren, wäre das falsche Signal in einer Kulturgesellschaft. Zudem widerspräche es dem Wunsch der Nutzerinnen und Nutzer."