Das Büro von Dölling und Galitz im zweiten Stock eines Hinterhauses in Hamburg-Ottensen liegt zentral: Ringsumher brummt die Kulturszene, gibt es kleine Off-Theater und Kultur-Initiativen, die Zeisehallen mit ihren angesagten Kinos. Es wimmelt von Kneipen und Bistros, die bunt bevölkert sind.
1986 wurde der Verlag von Peter Dölling und Robert Galitz gegründet. 2001 schied Dölling aus. Das Programm wurde seither in den Bereichen Architektur, Kunst, Stadtgeschichte und Natur ausgebaut – bei gleichzeitiger Konzentration aufs Regionale. Die Rechte des 2003 mit Kurt Kreiler gegründeten Mocean OTonVerlags für anspruchsvolle Hörbuch-Editionen wurden kürzlich an Random House verkauft.
Den Hamburger Standort von Dölling und Galitz leitet Sabine Niemann, die 1988 als Volontärin begann. Robert Galitz führt den Verlagssitz München, an dem vor allem die von Museen gefragten Media Guides entstehen, Apps mit multimedialen Inhalten, die sich Museumsbesucher auch in App Stores herunterladen können. Der gebürtige Münchner ist nicht nur leidenschaftlicher Printverleger, sondern auch digitaler Verleger der ersten Stunde. Bevor er den Verlag gründete, war er Lektor in einem Computerbuchverlag und programmierte Anwendungen. Später gehörte er zu den Pionieren des elektronischen Publizierens und entwickelte etwa enhanced E-Books für Rowohlts Reihe Digitalbuch plus.
Das Fundament des Verlags ist aber das Buchprogramm, um das sich Sabine Niemann in erster Linie kümmert. "80 Prozent unserer Bücher entstehen in Hamburg, vor allem auch deshalb, weil wir hier gewachsene Verbindungen haben: ein ganzes Netzwerk von Leuten, die sich mit der Geschichte der Stadt, mit dem Kulturleben und mit Archiven bestens auskennen." Für die anspruchsvollen Publikationen ist es vorteilhaft, wenn sie in direktem, persönlichem Kontakt zu den Autoren und Fotografen entstehen.
Das Programm besteht aus sorgfältig lektorierten, hochwertig und formbewusst gestalteten Büchern und Bildbänden, die von einem eingespielten Team vor allem in Hamburg produziert werden. Die monumentale, mit ungewöhnlichen Mitteln gestaltete Biografie des Architekten Peter Behrens wurde als eines der schönsten deutschen Bücher 2016 ausgezeichnet. "Wir merken, dass die Leser und Buchhändler das Bibliophile – das Erlebnis Buch – sehr schätzen", sagt Robert Galitz. "Und das umso mehr, als sie die Welt sonst in immer stärkerem Maße über digitale Medien wahrnehmen."
Was die Herstellung von Büchern angeht, habe sich in den vergangenen 30 Jahren viel getan – etwa bei der Qualität der Reproduktionen oder der Bindetechnik, wie man auch am Behrens-Band sieht. Das Buch lässt sich auf jeder seiner 1.152 Seiten aufschlagen, ohne dass es sofort zuklappt. Möglich macht das eine Nut, die in den Buchrücken eingearbeitet wurde und dafür sorgt, dass sich der Rücken beim Öffnen teilt.
Dass der Verlag regional verankert ist, bedeutet nicht, dass er ein Regionalverlag ist. Vielmehr macht er ein Programm, das die Stadtregionen Hamburg und München so repräsentiert, dass dadurch auch ein überregionales Interesse geweckt wird. Dazu gehören etwa Themen wie Stadtentwicklung, Stadtgeschichte oder auch der Naturbereich. Aktuelle Beispiele sind "Geheimprojekt Hafencity" mit den Hintergründen zur Erfindung eines Milliardenprojekts oder der "Botanische Wanderführer für Hamburg und Umgebung", dessen durchdachtes Konzept ein gutes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen Verlag und Herausgeber ist. Ein weiterer gepflegter Programmschwerpunkt seit Verlagsgründung sind Judaica. Zuletzt war der A-bis-Z-Stadtführer "Im jüdischen Hamburg" ein großer Erfolg.
Die regionale Anbindung unterstreicht der Verlag auch bei Buchpräsentationen als Events: der Bildband "Hamburg aus der Luft" in der Chefetage des ehemaligen "Spiegel"-Hochhauses, "Der Architekt als Bauherr" im Privathaus Meinhard von Gerkans an der Elbe, "Das Hamburger Kontorhaus" im Speicherstadtmuseum …
Beide Produktlinien des Verlags, die Media Guides und die hochwertigen Bildbände und Kataloge, wären für den Museumsbetrieb im Grunde eine ideale Kombination. "Doch die Kunden sind noch nicht so weit. Das digitale Medium wird immer als nachträgliche Ergänzung zum Katalog gedacht, aber es ist nicht von Anfang an Teil des Konzepts", sagt Sabine Niemann. "Dabei würde man produktionsseitig sehr viel gewinnen, wenn man von vornherein alle Text- und Bildrechte für die gedruckte wie die multimediale Version abklären könnte", ergänzt Robert Galitz.
So arbeitet der Verlag gleichzeitig an digitalen Innovationen und bibliophilem Print. Präzise wissenschaftliche Ausarbeitung und besondere Gestaltung zu populären Produkten zu vereinen – diesem Ziel hat man sich vor 30 Jahren verschrieben.