Die Sonntagsfrage

„Warum profitiert die Librairie Allemande nicht von den deutschen Institutionen in Paris, Frau Mönch-Hahn?“

17. November 2016
Redaktion Börsenblatt
Seit fast zwei Jahren gibt es in Paris wieder eine Deutsche Buchhandlung. Dank der vielen deutschen Institutionen im Land dürfte der Laden brummen, meint man. Wer tatsächlich in der Librairie Allemande kauft und warum die Mitarbeiter der Deutschen Botschaft und anderer Institutionen umdenken sollten, erklärt Iris Mönch-Hahn, Geschäftsführerin der Librairie Allemande.

Die Anfang Mai 2015 neu gegründete Deutsche Buchhandlung – Librairie Allemande – bestens plaziert im Quartier Latin, nur wenige hundert Meter von der Kathedrale Notre-Dame entfernt – wurde mit Kompetenz, Engagement, Enthusiasmus und ausschließlich mit privater Finanzierung auf die Beine gestellt.

Die Buchhandlung (40qm, 1,3 Vollzeitkräfte plus Praktikanten) bietet als erste deutsche bzw. ausländische unabhängige Buchhandlung in Frankreich, alle deutschen Bücher (ca. 5000 Titel vorrätig) zum gleichen festen Verkaufspreis wie in Deutschland an. Also ein Service im Hinblick auf die Preispolitik, der seines Gleichen sucht und keine Ausrede mehr duldet, deutsche Bücher wären im Ausland – in diesem konkreten Fall in Frankreich - einfach zu teuer.

Wo sind die deutschen Kunden?

Unter dieser Prämisse und mit dieser Preispolitik ist die Buchhandlung aktuell noch in Betrieb - dank des Interesses der Franzosen und anderen deutschsprachigen Ausländern an deutscher Kultur, Literatur und Sprache. Unsere Kundschaft besteht selbst nach zwei Jahren immer noch aus mehr als 80 Prozent Franzosen, französischer Einrichtungen und Institutionen. Wir fragen uns, wo der deutsche Kunde in Frankreich beziehungsweise in Paris seine Bücher kauft?

Besonders fällt auf, dass nicht einmal zwei Prozent der Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in der Librairie Allemande Bücher einkaufen! Genauso oder noch schlechter verhält es sich mit der Deutschen Schule Paris, der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer und den in Paris ansässigen deutschen Instituten (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Deutsche Historisches Institut, Goethe Institut, Maison Heinrich Heine).
Warum kaufen französische Schulen mit einer sehr kleinen Deutsch-Abteilung mehr bzw. überhaupt Bücher in der Librairie Allemande ein im Vergleich zur Deutschen Schule Paris, die bis heute als Kunde bei uns nicht registriert ist? Eine Frage, die sich aus unserer Sicht nicht wirklich beantworten lässt. Geht es hier um Desinteresse ganz allgemein oder im Spezifischen? Sollte hier nicht auch von Seiten der Deutschen Botschaft als Vertreter des Auswärtigen Amtes ein gewisser Einsatz gezeigt und geleistet werden, dass man auch vor Ort den Deutschen Buchhändler in Paris unterstützt und zumindest einen Teil seiner Bücher dort bestellt und einkauft? Sollte man diesen Einsatz nicht auch von alle anderen deutschen Einrichtungen in Paris und vor allem auch von den Mitarbeiter der Deutschen Botschaft mehr als erwarten können?


Kein Engagement für die Librairie Allemande von Deutschen Institutionen

Dieser fehlende Einsatz von Seiten der Deutschen Botschaft, den Deutschen Instituten und Schulen, die sehr viel Wert auf den Erhalt und die Verbreitung der deutschen Kultur, Literatur und Sprache legen, sollte nun dringend in Relation zu dem unermüdlichen Einsatz einer Deutschen Buchhandlung in Paris gesetzt werden. Denn nirgends wird die deutsche Kultur, Literatur und Sprache so einfach, unkompliziert und vor allem kostengünstig den Franzosen und anderen Ausländern, die in Frankreich leben und arbeiten, vermittelt und näher gebracht, als in einer Deutschen Buchhandlung. Diese bietet mehr Öffentlichkeit und Informationen in bestimmten Bereichen als so manche deutsche steuerfinanzierte Institution. Eine Deutsche Buchhandlung in Paris ist viel mehr als ein – im besten Fall – funktionierendes Handelsunternehmen. Es ist die außergewöhnlichste und beste Form eines buchhändlerischen Dienstleisters die deutsche Kultur, Literatur und Sprache weiter zu vermitteln und zu fördern und dadurch einen sehr wichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft zu leisten.

Deshalb rufen wir genau sie, die Deutsche Botschaft, alle Vertreter deutscher Institute, Einrichtungen und Schulen in Frankreich auf jetzt und langfristig dazu auf, uns mit Werbung und persönlichen Einsatz zu unterstützen, bevor Sie in der deutschen und französischen Presse den nächsten Nachruf über eine weitere geschlossene Deutsche Buchhandlung in Paris lesen werden!