Die Anfang Mai 2015 neu gegründete Deutsche Buchhandlung – Librairie Allemande – bestens plaziert im Quartier Latin, nur wenige hundert Meter von der Kathedrale Notre-Dame entfernt – wurde mit Kompetenz, Engagement, Enthusiasmus und ausschließlich mit privater Finanzierung auf die Beine gestellt.
Die Buchhandlung (40qm, 1,3 Vollzeitkräfte plus Praktikanten) bietet als erste deutsche bzw. ausländische unabhängige Buchhandlung in Frankreich, alle deutschen Bücher (ca. 5000 Titel vorrätig) zum gleichen festen Verkaufspreis wie in Deutschland an. Also ein Service im Hinblick auf die Preispolitik, der seines Gleichen sucht und keine Ausrede mehr duldet, deutsche Bücher wären im Ausland – in diesem konkreten Fall in Frankreich - einfach zu teuer.
Wo sind die deutschen Kunden?
Unter dieser Prämisse und mit dieser Preispolitik ist die Buchhandlung aktuell noch in Betrieb - dank des Interesses der Franzosen und anderen deutschsprachigen Ausländern an deutscher Kultur, Literatur und Sprache. Unsere Kundschaft besteht selbst nach zwei Jahren immer noch aus mehr als 80 Prozent Franzosen, französischer Einrichtungen und Institutionen. Wir fragen uns, wo der deutsche Kunde in Frankreich beziehungsweise in Paris seine Bücher kauft?
Besonders fällt auf, dass nicht einmal zwei Prozent der Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in der Librairie Allemande Bücher einkaufen! Genauso oder noch schlechter verhält es sich mit der Deutschen Schule Paris, der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer und den in Paris ansässigen deutschen Instituten (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Deutsche Historisches Institut, Goethe Institut, Maison Heinrich Heine).
Warum kaufen französische Schulen mit einer sehr kleinen Deutsch-Abteilung mehr bzw. überhaupt Bücher in der Librairie Allemande ein im Vergleich zur Deutschen Schule Paris, die bis heute als Kunde bei uns nicht registriert ist? Eine Frage, die sich aus unserer Sicht nicht wirklich beantworten lässt. Geht es hier um Desinteresse ganz allgemein oder im Spezifischen? Sollte hier nicht auch von Seiten der Deutschen Botschaft als Vertreter des Auswärtigen Amtes ein gewisser Einsatz gezeigt und geleistet werden, dass man auch vor Ort den Deutschen Buchhändler in Paris unterstützt und zumindest einen Teil seiner Bücher dort bestellt und einkauft? Sollte man diesen Einsatz nicht auch von alle anderen deutschen Einrichtungen in Paris und vor allem auch von den Mitarbeiter der Deutschen Botschaft mehr als erwarten können?
Kein Engagement für die Librairie Allemande von Deutschen Institutionen
Dieser fehlende Einsatz von Seiten der Deutschen Botschaft, den Deutschen Instituten und Schulen, die sehr viel Wert auf den Erhalt und die Verbreitung der deutschen Kultur, Literatur und Sprache legen, sollte nun dringend in Relation zu dem unermüdlichen Einsatz einer Deutschen Buchhandlung in Paris gesetzt werden. Denn nirgends wird die deutsche Kultur, Literatur und Sprache so einfach, unkompliziert und vor allem kostengünstig den Franzosen und anderen Ausländern, die in Frankreich leben und arbeiten, vermittelt und näher gebracht, als in einer Deutschen Buchhandlung. Diese bietet mehr Öffentlichkeit und Informationen in bestimmten Bereichen als so manche deutsche steuerfinanzierte Institution. Eine Deutsche Buchhandlung in Paris ist viel mehr als ein – im besten Fall – funktionierendes Handelsunternehmen. Es ist die außergewöhnlichste und beste Form eines buchhändlerischen Dienstleisters die deutsche Kultur, Literatur und Sprache weiter zu vermitteln und zu fördern und dadurch einen sehr wichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft zu leisten.
Deshalb rufen wir genau sie, die Deutsche Botschaft, alle Vertreter deutscher Institute, Einrichtungen und Schulen in Frankreich auf jetzt und langfristig dazu auf, uns mit Werbung und persönlichen Einsatz zu unterstützen, bevor Sie in der deutschen und französischen Presse den nächsten Nachruf über eine weitere geschlossene Deutsche Buchhandlung in Paris lesen werden!
Mir scheint, dass hier eigene Interessen der Umsatzsteigerung mit kulturpolitischen Argumenten bemäntelt werden. Der Wunsch ist zwar nicht verwerflich - mit den Aufgaben der genannten Einrichtungen hat er aber rein gar nichts zu tun.
Ihre Kommentare bzw. Fragen können wir gleichzeitig beantworten. Grundsätzlich ist es immer sehr hilfreich bevor man einen Kommentar schreibt, sich auch über die Situation, in diesem Fall die Deutsche Buchhandelslandschaft in Paris zu informieren. Die genannte Buchhandlung "Le roi des aulnes" ist seit vielen Jahren geschlossen, die Buchhandlung Marissal ist seit zwei Jahren geschlossen. Nach deren Schliessung im Januar 2015 gab es in der deutschen und französischen Presse einen grossen Aufschrei von verschiedenen Seiten, auch von Seiten der Deutschen Botschaft. Wir wissen aus einschlägiger Quelle, dass man noch versuchte, eine Hilfestellung kurz vor der Schliessung anzubieten, doch da war es bereits zu spät. Und genau dies ist nun die Intention dieses Aufrufs, dass die potentielle Hilfestellung vielleicht dieses Mal nicht zu spät kommt. Natürlich geht es um ein allgemeines Interesse der Umsatzsteigerung, aber nicht um irgendwelche Profite einzufahren, sondern um die Kostendeckung zu gewährleisten und somit eine eventuelle Schliessung abzuwenden. Deshalb ist dies hier alles wirklich mehr als ernst gemeint! Mit besten Grüssen, Librairie Allemande
Ich hab da eine ganz einfache Vermutung: Die „deutschen Institutionen“ in Paris kaufen ihre Bücher da, wo sie sie auch schon vor dem Eröffnen der in den Medien jammernden Frau Iris Mönch-Hahn gekauft haben: In einer Pariser Buchhandlung oder beim Versandbuchhändler. Deren Gejammer hört sich so an, als ob die Librairie Allemande die einzige Buchhandlung ist, in der man in Paris deutschsprachige Bücher kaufen kann: Ich kann in Paris in jeder Buchhandlung deutsche, amerikanische, spanische Bücher bestellen. Und Frau Bergmann hat völlig recht: Potenzielle Kunden durch die Medien abzukanzeln, geht garnicht. Und das auch noch unter dem Motto "Deutsche, kauft in Paris nur bei der deutschen Buchhändlerin" ist ein absolutes No-Go.