Nein, wir haben es hier nicht mit einem verkappten Lektor zu tun, der „was mit Büchern“ machen wollte und durch Zufall im Vertrieb landete. Im Gegenteil: Dass Simon Kurzenberger (*1979) nicht nur ein leidenschaftlicher Leser, sondern auch ein begeisterter Verkäufer ist, zeigte sich schon während seiner Buchhändlerlehre bei Rombach (Freiburg).
Die Entscheidung, das Verlagswirtschaftsstudium an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) draufzusatteln, lag für einen mit Faible für die kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Abläufe im Unternehmen nahe. Während des Studiums sah man ihn hinter der Ladenkasse von Peter Hinkes Connewitzer Verlagsbuchhandlung, praktische Erfahrungen sammelte er dann beim Hörbuchverlag Audiobuch in Freibug, S. Fischer und Eichborn. In Frankfurt wurde er heimisch: Im Sommer 2008 trat er in den Verlag Schöffling & Co. ein (https://www.schoeffling.de/buecher/neu), wo er heute, genau: die Abteilung Marketing und Vertrieb leitet. Ein Glückstreffer.
Seit dem Leipziger Studienbeginn in den frühen Nullerjahren hat sich die Branche rasant gewandelt: Amazon und die digitale Revolution, Flächenwettrennen und Downsizing der Filialisten. „Sich in diesem komplizierten Umfeld immer wieder neu sinnvoll aufstellen“, sagt Kurzenberger, „ist schwierig. Aber das macht auch den Charme meiner Aufgabe aus“. Dazu kommt der Charme des kleinen, wendigen Independent-Verlags mit flachen Hierarchien und, wenn man nur will, fast grenzenlosen Gestaltungsspielräumen. Kurzenberger nutzt sie. Als Gesprächspartner der Autoren, als kreativer Kopf, der Marketingkampagnen (http://www.boersenblatt.net/659267) initiiert und sein Wissen gern teilt – beispielsweise mit den Studierenden der Buch- und Medienpraxis in Frankfurt (http://www.buchundmedienpraxis.de/team/gastdozenten).
Dass Schöffling heute gut auf der digitalen Klaviatur mitspielen kann, ist nicht zuletzt das Verdienst des jungen Mannes, der freie Stunden schon mal mit den neuesten Gadgets in Elektronik-Fachmärkten verbringt. Kurzenberger verkauft die E-Books der Frankfurter nicht nur, er hat sie selbst mitentwickelt. Parallel wurde in den letzten zwei Jahren die Backlist konvertiert – ein kleines, aber stabiles Umsatz-Segment. Ein geglückter Tag vergeht wie im Flug: „Am Ende schaue ich auf die Uhr, hey, schon um sechs? Langsam sollte ich aufhören.“ Simon Kurzenberger passieren solche Tage ziemlich oft.
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Weitere Kandidaten im Porträt:
Marguerite Joly
