Bericht zur Lage der Bibliotheken

218 Millionen Besucher im vergangenen Jahr

1. November 2016
Redaktion Börsenblatt
Die wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken wollen integraler Bestandteil der digitalen Strategien des Bundes und der Länder sein. So eine Forderung aus dem "Bericht zur Lage der Bibliotheken" 2016/17 des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv). 2015 zählten die Bibliotheken mehr als 218 Millionen Besucher.

Bibliotheken würden schon heute einen großen Beitrag zur Gestaltung des digitalen Wandels leisten, erklärt die dbv-Bundesvorsitzende Barbara Lison in einer Presseinformation. "Sie sind offene und für die gesamte Bevölkerung frei zugängliche Orte der Bildung und Kultur, gerade auch im digitalen Zeitalter". daher müssten sie, "um auch in Zukunft ihren Beitrag leisten zu können, stärker in die digitalen bildungs- und kulturpolitischen Konzeptionen des Bundes und der Länder integriert werden."

Das ist ein Punkt aus dem Lagebericht. Weiter fordert der dbv:

  • Bibliotheken sollen als zentrale Orte der Stadtgesellschaft gestärkt werden. Bund, Länder und Kommunen müssten "gemeinsam für eine zeitgemäße öffentliche Bildungsinfrastruktur mit Bibliotheken sorgen".
  • Ausbau der Bibliotheken im ländlichen Raum. Sie könnten dort zu "lebendigen Bürgerzentren" werden. Auf dem Land fehle es jedoch oftmals an moderner technischer Grundausstattung (Internetzugang, WLAN).
  • Die Sicherung des Kulturguts sei eine gesamtstaatliche Aufgabe: "Die Akteure müssen vernetzt, entsprechende Mittel und Personal bereitgestellt werden." Laut Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) etwa seien in Bibliotheken "rund 9 Millionen Bände prioritär gegen den schleichenden Verfall zu schützen". Die Digitalisierung könne den Erhalt wertvoller Originale nicht ersetzen.
  • Nachhaltige Finanzierung für Informationsinfrastrukturen für die Geisteswissenschaften.
  • Bibliotheken sollten in nationale, landesweite und kommunale Integrationspläne für Flüchtlinge aufgenommen werden.
  • Schließlich fordert der Lagebericht − auf Basis einer Finanzumfrage unter rund 1.350 öffentlichen Bibliothekenein Ende der Sparmaßnahmen bei Bibliotheken. Die Umfrage belege, "dass in vielen Bibliotheken aufgrund fehlender Mittel grundlegende Dienstleistungen und Angebote nur eingeschränkt erbracht werden können", so der dbv.

Bibliotheksstatistik:

Der Lagebericht nennt für 2015 eine Zahl von 9.117 öffentlichen und 254 wissenschaftlichen Bibliotheken mit 119 Millionen bzw. 99,7 Millionen Besuchern − zusammen: 218,7 Millionen Besucher (zum Vergleich: 2014 waren es 216,9 Mio. Besucher). E-Medien machten bei öffentlichen Bibliotheken 1,7 Prozent des Bestands aus, bei wissenschaftlichen Bibliotheken 12,6 Prozent. Die "virtuellen Besuche" bei wissenschaftlichen Bibliotheken lagen bei 77,9 Millionen, während E-Medien in öffentlichen Bibliotheken 17,4 Millionen Mal genutzt wurden.

Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) veröffentlicht seit 2010 jährlich den Bericht zur Lage der Bibliotheken. Im dbv sind circa 2.100 Bibliotheken aller Sparten und Größenklassen Deutschlands zusammengeschlossen.