Schon in der 10. Klasse stand für Désirée Kelichhaus fest: "Ich will im Buchbereich arbeiten." Später, beim Abitur, hat sich der Berufswunsch der Bambergerin konkretisiert, Verlagsbuchhändlerin wollte sie werden. Im Carl Hanser Verlag in München ergatterte sie 2011 einen der raren Ausbildungsplätze: "In der Berufsschule war ich die Einzige meiner Art", erinnert sich Kelichhaus. Schon ein halbes Jahr vor der Abschlussprüfung wurde ihr im Literaturverlag eine Stelle in der Abteilung Rechte und Lizenzen angeboten, in der sie kurz zuvor Station gemacht hatte. "Meine Lieblingsabteilung wäre eine andere gewesen", räumt Kelichhaus offen ein: Herstellung beispielsweise oder die Fachzeitschriftenredaktion, in der Titel wie "Werkstatt + Betrieb"entstehen. "Ich bin technikaffin, bin super fasziniert von Lego Technic und Autos. Bücher zu Themen wie PC oder Kunststoff finde ich sehr spannend", erläutert Kelichhaus, die im Rückblick froh ist, bei Hanser sowohl den Literatur- als auch den Fachverlag kennengelernt zu haben.
Im März 2013 begann ihre Arbeit in der Rechteabteilung, als Teamassistentin war sie unter anderem für den Lizenzverkauf sowie für die Einholung von Coverbildrechten zuständig. Ein Aufgabenfeld, das sich intensivierte, als sie vor anderthalb Jahren zur Junior Rights Managerin avancierte. Hier werden sowohl der Einkauf als auch der Verkauf der Inlandsrechte der Hanser Literaturverlage und der Verlage Hanser Berlin und Nagel & Kimche betreut. "Als zentrale Bildeinkaufsstelle bin ich am Verbindungspunkt von vielen Abteilungen innerhalb des Verlags tätig. Vor allem arbeite ich eng mit dem Artdirector zusammen: Die Gestalter sind die künstlerischen Freigeister, ich bin die 'Spaßverderberin', die sachlich-nüchtern an die Sache herangeht", so Kelichhaus mit einem Augenzwinkern. Ihre Arbeit sei mit "viel Hinterherlaufen auf verschlungenen Wegen" verbunden und erfordere eine "hohe Frustrationstoleranz" – immer mit dem Ziel vor Augen, rechtzeitig vor Drucklegung grünes Licht zu bekommen.
Was wohl viele als notwendig, aber eher lästig empfinden würden, hat für Désirée Kelichhaus einen besonderen Reiz: die strukturierte Dokumentation und Verwaltung jedes einzelnen Arbeitsschritts und jeder einzelnen Information, von der Laufzeit bis zum Honorar, vom Gestalter bis zum Fotografen. "Das ermöglicht ein vernetztes, transparentes Arbeiten, auch wenn ich im Urlaub oder mal krank bin", erläutert sie.
Auch bei komplexen Themen mit vielen Tücken, etwa bei Creative-Commons-Lizenzen, ist sie zur Spezialistin und versierten Ansprechpartnerin geworden. "Der Aufgabenbereich passt gut zu meiner Persönlichkeit. Ein gewisser Dokumentationshang liegt in der Familie", sagt Kelichhaus.
Schon in der Ausbildung wurde ihr klar, dass sie "noch einen draufsetzen" wollte. An der Steinbeis School of Management and Innovation in Berlin schrieb sie sich 2014 für das berufsbegleitende Studium zur Medienmanagerin ein. Zu ihrem Vollzeitjob kamen so noch drei Jahre lang bis zu 25 Arbeitsstunden pro Woche und regelmäßige Präsenzphasen in der Hauptstadt hinzu. Doch sie genoss das wissenschaftliche Arbeiten, den Austausch mit den Kommilitonen. "Das Studium war mein Privatvergnügen", betont Kelichhaus, die diese Fortbildung komplett aus eigener Tasche gezahlt hat und sich vorstellen kann, noch den Masterabschluss draufzusatteln.
Im August wird sie aber erst einmal eine neue Stelle antreten, bei Brockhaus in der bayerischen Landeshauptstadt, das sie bei der Vermarktung eines Onlinemediums unterstützen wird. Denn für sie liegt die Zukunft im Digitalen. "Zukunft", das sind für sie aber gleichzeitig auch die Menschen, die in der Branche tätig sind. Besonders der Nachwuchs der Branche liegt ihr am Herzen. Schon nach einem halben Jahr als Teamassistentin war ihr bei Hanser die Azubi-Betreuung der Abteilung übertragen worden. Ein von ihr entwickeltes Trainee-Programm sorgt für maximalen Nutzen bei den Auszubildenden während ihrer Zeit in der Rechteabteilung.
Im Sommer 2017 ist Désirée Kelichhaus darüber hinaus zur ehrenamtlichen IHK-Prüferin berufen worden. "Eine Rolle, in der ich total aufgehe", berichtet die Bambergerin lebhaft. "Es freut mich sehr zu sehen, wie junge Menschen ihren Weg gehen und zielstrebig einen Abschluss machen." Sie ist ja auch mit gutem Beispiel vorangegangen.
Was sagen Sie zu ...
... Oldtimer?
"Ich bewundere schöne Autos und gucke jedem Oldtimer hinterher. Aber ich bin auch Realistin und fahre selbst einen Kleinwagen, immerhin mit Lederlenkrad."
... Digitalisierung?
"Macht vor dem Fotoalbum meiner Uroma nicht halt. Es ist zurzeit mein privates Projekt, die Aufnahmen einzulesen, die bis ins Jahr 1921 zurückreichen. Auf diese Weise will ich das Erbe meiner Vorfahren erhalten."
Brettspiele?
"Da steh ich total drauf! Meine Favoriten sind 'Agricola' und 'Orléans'. Gar nicht mein Ding ist die nachträgliche Spielanalyse."
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Der Börsenblatt Young Excellence Award 2018 und die Teilnahmebedingungen
- Zum fünften Mal vergibt das Börsenblatt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse, dem mediacampus frankfurt und der future!publish einen Preis für herausragende junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche. Der Preis zeichnet exzellente Persönlichkeiten bis höchstens 39 Jahren aus, die in der Branche etwas bewegen – sei es als Mitarbeiter in einer Buchhandlung, im Verlag bei einem Dienstleistungsunternehmen oder als Selbstständige.
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- Selbstnominierungen und Vorschläge für Kandidaten sind gleichermaßen willkommen: Vorschläge für den Young Excellence Award können jederzeit per E-Mail an boersenblatt@mvb-online.de eingereicht werden. Stichwort: #yeaward
- Aus allen Vorschlägen wählt die Börsenblatt-Redaktion die Nominierten der Shortlist aus. Jeden Monat stellt das Börsenblatt in der ersten Magazin-Ausgabe und auf boersenblatt.net einen Kandidaten vor.
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