An sechs Tagen die Woche steht Harald Hagner in der Nautischen Buchhandlung Dietrich Reimer im Laden. "Ein Ein-Mann-Betrieb ist immer Selbstausbeutung", fasst Hagner seine Gründe zusammen, sich beruflich neu aufstellen zu wollen. Das Spezialsortiment, das seinesgleichen allenfalls in Kiel hat, blickt auf eine lange Tradition zurück:
Gegründet wurde die Buchhandlung am 1. Januar 1845 von Dietrich Arnold Reimer, der seine "Buch- und Landkartenhandlung von Dietrich Reimer" noch im väterlichen Haus in der Wilhelmstraße 73 in Berlin betrieb. Die Schwerpunkte des angeschlossenen Verlags veränderten sich im Laufe der Zeit hin zu Kartenmaterial und Fachzeitschriften, die Buchhandlung schiffte durch die Kolonialzeit und Weltkriege. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren noch 180 Mitarbeiter im Verlag beschäftigt, die Bomben der Allierten setzen der Expanision ein jähes Ende. Der Betrieb ging in den folgenden Jahren schleppend voran − an neuem Standort.
Friedrich Kaufmann übernahm die Nautische 1976, zwei Jahre nach dem Umzug des Sortiments in die heute noch genutzten Räumlichkeiten Unter den Eichen 57. Kaufmann führte die Nautische Buchhandlung drei Jahrzehnte, 2006 verkaufte er aus Altersgründen den Verlagsteil und konzentrierte sich ganz auf den Betrieb der Buchhandlung. Nach Kaufmanns Tod im Jahr 2008 schien mangels Nachfolgeregelung längere Zeit die Schließung der Nautischen Buchhandlung unabwendbar. Im Herbst 2009 übernahm schließlich Harald Hagner den Betrieb und erweiterte das Tätigkeitsgebiet um eine neue Internetplattform zur Ergänzung des Vertriebs.
Am 31. Juli wird Harald Hagner die Nautische Buchhandlung in Berlin zum letzten Mal für seine Kunden aufsperren.
