In der Begründung der Jury heißt es: "Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet einen Autor aus, der sich mit einzigartiger Intensität zum Chronisten der Gegenwart und ihrer Kultur gemacht hat, als teilnehmender, denkender und moralisch urteilender Beobachter, der immer wieder neue Formen und Medien erprobt hat: Erzählung, Roman, Drama, Blog und Text-Bild-Collage. Rainald Goetz hat die deutsche Gegenwart der letzten dreißig Jahre beschrieben, zur Anschauung und zu Wort kommen lassen, er hat sie gefeiert und verdammt und immer wieder auch mit den Mitteln der Theorie analysiert. Hinter seiner nervösen, gespannten Erfahrungsbereitschaft stehen eine weite Bildung und ein empfindliches historisches Bewusstsein, die seiner Sprache eine Balance von leidenschaftlicher Expressivität, beobachtender Kühle und satirischer Deutlichkeit ermöglichen."
Rainald Goetz, geboren am 24. Mai 1954 in München, studierte Geschichte und Medizin in München − promovierte in beiden Fächern. Er arbeitete zunächst kurz als Arzt, gab den Beruf aber mit Anfang 30 zugunsten der Literatur auf. Sein erster Roman "Irre", eine Erzählung aus der Psychiatrie, erschien 1983. In der Folge reüssierte Goetz auch als Dramatiker. In den 1990er Jahren verfasste er eine Reihe vieldiskutierter Texte über Techno und DJ Culture. 1998 schrieb Goetz das Internettagebuch "Abfall für alle", das wohl erste literarische Blog in Deutschland mit Eintragungen zur Medien- und Konsumwelt. Es erschien1999 in Buchform und zählt mit den vier Publikationen "Rave", "Jeff Koons", "Celebration" und "Dekonspiratione" zu "Heute Morgen", Goetz' großer Geschichte der Gegenwart. Von 2007 bis 2008 betrieb er das Blog "Klage" auf der Internetseite der Zeitschrift "Vanity Fair", das 2008 als Buch veröffentlicht wurde. Es eröffnete das Projekt "Schlucht", eine Analyse der Nullerjahre. Dazu gehören auch die folgenden Werke: "loslabern", sein Fotoband "elfter september 2010" und schließlich sein jüngster Roman "Johann Holtrop", der von Aufstieg und Fall eines Managers erzählt.
Rainald Goetz wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Marieluise-Fleißer-Preis 2013, dem Schiller-Gedächtnis-Preis 2013, dem Berliner Literaturpreis 2012 und dem Wilhelm-Raabe-Preis 2000. Der Autor lebt in Berlin.
Werke (Auswahl):
Johann Holtrop. Roman. Suhrkamp 2012 elfter september 2010 − Bilder eines Jahrzehnts. Bildband. Suhrkamp 2010 loslabern. Bericht. Herbst 2008. Suhrkamp 2009 Klage. Suhrkamp 2008 Jahrzehnt der schönen Frauen. Merve 2001 Dekonspiratione. Erzählung. Suhrkamp 2000 Abfall für alle. Roman eines Jahres. Suhrkamp 1999 Celebration. Text-Bild-Collage. Suhrkamp 1999 Rave. Erzählung. Suhrkamp 1998 Mix, Cuts & Scratches. Merve 1997 Festung. 5 Bde. Suhrkamp 1993 Kontrolliert. Roman. Suhrkamp 1988 Krieg. Stücke. Suhrkamp 1988 Hirn. Schrift. Suhrkamp 1986 Irre. Roman. Suhrkamp 1983Theaterstücke (Auswahl):
Jeff Koons (1999; UA Hamburg) Krieg. Hamburger Fassung (1998; UA, Hamburg) Kritik in Festung. Institut für Sozialforschung (1993; UA, Hamburg) Festung. Frankfurter Fassung, Katarakt (1992; UA, Frankfurt) Schlachten, Kolik (1988; UA, Bonn) Krieg I (1987; UA, Bonn)Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht seit 1951 den Georg-Büchner-Preis an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller.