Protest gegen Fachklassen-Schließung in Köln

"Die Rechnung wird nicht aufgehen"

21. Januar 2015
von Börsenblatt
Zur drohenden Fachklassen-Schließung am Kölner Joseph-DuMont-Berufskolleg (JDBK, mehr dazu hier) gibt es inzwischen erste Solidaritätsadressen aus der Branche. York Bieger vom Kölner Psychiatrie-Verlag meldet sich zu Wort - aber auch die Buchhandlung Jost in Bonn und S. Fischer-Vertreter Claus Schmögner.

Veit Hoffmann und Iris Hunscheid, die im November die Buchhandlung Jost in Bonn übernommen haben, schreiben:

"Gründe, warum die Ausbildungszahlen gerade im Buchhandel seit Jahren rückläufig sind, sind vielfältig. Den Buchhandelszweig in Köln zu schließen, wird diesen Trend verstärken. Machen wir uns nichts vor. Ein Betrieb bildet nicht zuletzt vor allem dann aus, wenn in unserem europaweit beneideten dualen Ausbildungssystem auch die Theorie in der Berufsschule in hoher Qualität und ortsnah unterrichtet wird.

Die Rechnung der Landesregierung, die zukünftigen Buchhandelsazubis in Düsseldorf beschulen zu lassen und so aus zwei kleinen Klassen eine große zu machen, wird nicht aufgehen. Mit der Schließung des hervorragend arbeitenden Standortes Köln verliert eine ganze Region die Möglichkeit der ortsnahen Beschulung.

In einem Brief des Kölner Verleger York Bieger (Psychiatrie-Verlag) heißt es:

"Kann es denn wirklich sein, dass es in einer Millionen-Metropole mit einem großen Einzugsgebiet keine 22 Menschen im Jahr gibt, die einen der interessantesten und vielseitigsten Berufe anstreben? Aktuell ist es so, und natürlich muss reagiert werden, wenn sich das nicht ändert. Gründe gibt es auch: Schlechte Bezahlung und Arbeitszeiten, Rückgang der Ausbildungsbetriebe, Verlagerung des Einkaufsverhaltens ins Internet, Veränderungen im Freizeit- und Medienverhalten. Schlechte Zeiten für das "langsame" Lesen – aber ist das denn in Stein gemeißelt?

Die Rede vom Buchhandelssterben ist doch gar nicht (mehr) wahr: Gerade die engagierten Sortimente, in denen ausgebildete Buchhändlerinnen und Buchhändler arbeiten, zeigen doch, dass es geht. "Buy local" hat schon so manche Internet-Fans zurück in die Läden gebracht. Und wenn Politik Freiheit und Demokratie ernst nimmt, muss sie auch die kulturellen Grundlagen unterstützen. Die neue Ausbildungsordnung für Buchhändler fordert moderne Medienhändler, und das JDBK ist weit über regionale Grenzen hinaus bekannt und anerkannt für seine engagierte, kreative und sehr qualifizierte Ausbildung – unsere Auszubildenden waren immer sehr zufrieden und wir mit ihnen!

Es gibt also Grund für Optimismus, so gesehen es ist eine Investition in die Zukunft, die Buchhändlerausbildung in Köln zu stärken statt zu schließen. Doch damit allein wird man keine Finanzpolitiker umstimmen können, die Verantwortung liegt auch bei der Branche: Langfristig denken und planen, regionale Strukturen stärken und damit Kosten sparen - ausbilden statt Aushilfen.

Claus Schmögner, Verlagsvertreter der S. Fischer Verlage, schreibt:

"… mit großem Unverständnis habe ich von den Plänen erfahren, den Bildungsgang Buchhandel in der Buch- und Verlagsstadt Köln zu schließen. Lange Jahre war ich in und um Köln als Verlagsvertreter unterwegs und habe immer mit kompetenten Buchhändlern zu tun gehabt. Was sicher nicht unerheblich auf die gute Arbeit an der Berufsschule in Köln zurückzuführen ist. Auch hatte ich selbst das Vergnügen in Veranstaltungen wie die Projektwoche an der Schule involviert gewesen zu sein, und konnte mich von der engagierten Arbeit der Lehrkräfte persönlich überzeugen.

Es wäre ein Jammer, wenn dieses Engagement einem schnöden Zahlenspiel geopfert würde, von dem man annehmen kann, dass die Zahlen morgen schon wieder eine andere Vorgehensweise nahelegen können. Von den Auswirkungen auf die Stadt Köln als Stadt für Bücher und Büchermenschen ganz zu schweigen. Ich hoffe, die Verantwortlichen besinnen sich darauf, dass sie nicht nur eine Verantwortung den Zahlen gegenüber haben, sondern in erster Linie den Menschen in und um Köln verantwortlich sind."