Umfrage im grenznahen Sortiment nach der Franken-Aufwertung

Zum Sparen nach Deutschland

19. Januar 2015
von Börsenblatt
Schon seit 2003 fahren viele Schweizer über die Landesgrenze, um in Deutschland einzukaufen. Nach der Aufwertung des Franken am Donnerstag wurden viele Grenzstädte zum Shopping genutzt. Aber wie sah es in den Buchhandlungen aus? Fünf Sortimenter berichten.

"Wir sind direkt an der Schweizer Grenze und haben schon seit längerer Zeit einen Schweizer Kundenanteil von etwa 30 Prozent. Dass es jetzt am Samstag bei uns im Geschäft deutlich angezogen hat, konnte ich nicht feststellen. Aber gerade auf den Banken hier vor Ort war sehr viel los. Das war bei den vergangenen Aufwertungen des Franken schon so und wird auch jetzt wieder kommen. Dazu kommt noch die Rückerstattung der Mehrwertsteuer als Argument für Schweizer Einkäufe. Davon profitiert wohl auch der Buchhandel."
Gerlinde Lutz, Lutz. Die Buchhandlung, Lörrach

"Wir können konkret keine Veränderung feststellen, dazu ist es auch noch zu früh. Ob sich wirklich etwas verändert kann man vielleicht in vier Wochen abschätzen. Wir haben aber auch bereits jetzt einen großen Anteil an Schweizer Kunden, die etwa ein Drittel der Gesamtkundschaft aus machen. Das liegt daran, dass es auf der Schweizer Seite keine größere Buchhandlung gibt. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass die Nachfrage aus der Schweiz noch anzieht."
Betina Wallbiner-Rösel, Buchhandlung zum Gallusturm, Bad Säckingen

"Es wird Auswirkungen in den Bereichen Lebensmittel, Drogerieartikel und Textilien geben, für den Buchhandel im Grenzgebiet wird sich aber eher wenig verändern. Es gab 2011 einmal kurz eine gesteigerte Nachfrage, die aber bald wieder abgeflacht ist. Schade ist nur, dass bei uns in Konstanz die Stimmung gegen Schweizer aufgeheizt wird und dass so Kunden abgeschreckt werden in die Städte zu kommen. Am Samstag war es hier ziemlich leer."
Joachim Söhnen, Konstanzer Bücherschiff, Konstanz

"Die Einkaufslust der Schweizer hat schon 2011 mit der ersten Aufwertung des Franken begonnen. Verstärkt wurde diese vor etwa zwei Jahren durch die Aufgabe der Preisbindung in der Schweiz. Ich gehe davon aus, dass auch jetzt die Nachfrage aus der Schweiz steigen wird, auch wenn es im Moment noch eher ruhig ist. Gefragt sind vor allem die Bereiche Belletristik und Sachbuch, besonders starkt ist dabei der Bereich Reise."
Nicole Sieben, Osiandersche Buchhandlung in der Kanzleistraße, Konstanz

"Die aktuelle Entwicklung ist ja gerade drei bis vier Tage alt, davon haben wir ad hoc noch nichts mitbekommen. Aber dass die Schweizer den starken Franken zum Einkaufen auch bei uns Buchhandlungen nutzen, ist ein Phänomen, das schon zwei bis drei Jahre anhält. Bücher sind inzwischen bis zu 40 Prozent billiger als in der Schweiz. Außerdem können die Schweizer, wenn sie Waren aus Deutschland in ihr Land importieren, auch noch die Mehrwertsteuer bei uns zurückfordern."
Daniel Widmaier, Buchhandlung Homburger & Hepp, Konstanz