Interview mit den Divan-Verlagsgründern

"Macht unsere Bücher sichtbar"

6. Januar 2015
Redaktion Börsenblatt
Gabriele Dietz, einst Programmmacherin beim Verlag Elefanten Press, und Peter Maaßen, Gründer und Geschäftsführer der Medienproduktion Blue-Cat, haben in Berlin den Divan Verlag gegründet, gerade sind die ersten Romane und Kinderbücher erschienen. Nicola Bardola sprach mit den Verlegern über das Programm und die Mühen der Kleinverlage.

Sie sind realistisch: "Auch wenn sicher niemand auf uns gewartet hat, sind wir überzeugt, dass unsere Bücher ihre Leser finden", schreiben Sie auf der gerade freigeschalteten Website. Was hat Sie dennoch zur Verlagsneugründung bewogen?
Zunächst einmal und zuvorderst die simple Lust, auf eigene Faust entscheiden zu können, welche Autoren und Manuskripte wir verlegen wollen. Es ist ja Fakt, dass viele Talente von den etablierten Verlagen nicht mehr wahrgenommen werden – einfach, weil ihre Ideen und Texte nicht in den augenblicklichen Mainstream passen. Da macht es einfach Spaß, ein wenig Trüffelsuche zu betreiben. Wir beide kommen aus ganz verschiedenen Bereichen des Literatur- und Entertainmentbetriebs und wir glauben, dass unsere Erfahrungen, Kontakte und Fähigkeiten sich gut ergänzen.

Sie sprechen im Editorial Ihrer ersten Vorschau von der "Maschinerie der Großverlage", in der Ihre Titel kaum eine Chance gehabt hätten, gedruckt zu werden. Sehen Sie es heute als die Hauptaufgabe von Kleinverlagen, Perlen zu veröffentlichen, die leicht übersehen werden?
Eindeutig ja. Unser Buch, "Die Nächte der Kanzlerin" von Thomas Knauf, gefiel mehreren Lektoren großer Verlage, aber deren Marketingabteilungen hatten nicht den Mut, es tatsächlich zu veröffentlichen. Auch unser Krimi "Mordkap" von Rainer Doh wäre zweifellos in einem arrivierten Verlag erschienen, wenn der Autor nicht zufällig Münchener wäre, sondern Schwede … Wenn es nicht engagierte Kleinverlage gäbe, würden den Lesern viele gute Bücher vorenthalten werden – und das wäre schade. Das Besondere unseres Programmes und unserer Verlagsphilosophie ist, dass wir stilistisch und inhaltlich keine Scheuklappen haben. Für uns ist entscheidend, ob ein Text seine Leser auf gutem Niveau unterhält. Natürlich verfügen wir als Kleinverlag dabei nicht über dieselbe Maschinerie wie die Großen.

Aber entspricht die Mischung Ihres ersten Programms nicht auch den Profilen großer Verlage?
Natürlich, denn wir sind ja keine Esoteriker oder Marktverweigerer. Jeder unserer Titel würde auch einem etablierten Verlag gut zu Gesicht stehen. Aber aus unterschiedlichen Gründen werden sie nun halt bei Divan veröffentlicht.

Werden Sie an ebendiese "Maschinerien" bald Taschenbuchlizenzen verkaufen?
Selbstverständlich, denn wir freuen uns, wenn unsere Titel dann auch andere Verlage überzeugen und die finden, dass sich eine Taschenbuchausgabe lohnt. Das ist ja auch nur im Interesse unserer Autoren, denn schließlich wollen wir, dass ihre Bücher möglichst viele Leser erreichen. Deswegen wird es alle unsere Titel von vornherein auch als E-Books geben.

Für Kinder veröffentlichen Sie drei ehemals erfolgreiche Bücher, die lange vergriffen waren. Ist das ein Geschäftsmodell, das Sie fortsetzen wollen?
Ja und nein. Im kommenden Jahr werden Erstveröffentlichungen folgen, aber es warten auch noch eine Reihe vergriffener, ehemals wirklich erfolgreicher und zeitloser Titel auf eine Neuveröffentlichung. Übrigens sind uns die Kinder- und Jugendbücher sehr wichtig, denn Teil der  Divan-Verlagsphilosophie ist es auch, dass wir ein Verlag für alle Altersgruppen sein wollen. Getreu unserem Verlagsmotto: Ein Divan für alle!

Sie kündigen offensive Medienarbeit und intensives Online- und Social-Media-Marketing an − worauf setzen Sie die größten Hoffnungen?
Gerade als kleiner Verlag müssen wir auf all diese Kanäle gleichermaßen setzen. Offensive Medienarbeit schafft ja auch Anreize, Bücher zu ordern. Denn erfahrungsgemäß haben es kleine Verlage schwer, von den Buchhandlungen überhaupt wahrgenommen zu werden. In Abwandlung des bekannten Tucholsky-Zitats möchten wir dem Buchhandel zurufen: "Macht unsere Bücher sichtbar, es lohnt sich!"