Die Sonntagsfrage zum Weihnachtsgeschäft

Erfolg auf der letzten Meile?

21. Dezember 2014
von Börsenblatt
Noch drei Tage, dann ist Weihnachten und der Einkaufsmarathon erst einmal vorbei. Für den Buchhandel sah es zuletzt nicht nach einem Plus aus, wie das Adventsbarometer des Börsenblatts zeigte. Was Sortimenter tun können, um sich in den letzten Stunden vor dem Fest von ihrer besten Seite zu zeigen: Beraterin Gaby Marx beantwortet Last Minute-Fragen – zum Last Minute-Geschäft.

In den letzten Stunden vor dem Fest sind sehr unterschiedliche Käufergruppen unterwegs. Da sind diejenigen, die bereits alles erledigt haben und auf der Suche sind nach der Kleinigkeit, die das vorhandene Geschenk abrundet. Schön und wertig wirken da die kleinen Hardcover-Titel der Longseller, die mittlerweile einige Belletristik-Verlage als Reihe aufgebaut haben. Sie geben durch ähnliche Formate und Gestaltung eine schöne Inszenierung auf einem Tisch ab.

Es sind aber auch die Menschen unterwegs, die die Feiertage ruhig verbringen und sich selbst für die Zeit noch etwas Gutes tun wollen. Da darf es auch mal ein Sachbuch sein, das etwas mehr Zeit erfordert, die man sonst nicht so hat.

Mit Sachbüchern sprechen Sie auch eine Zielgruppe an, die ansonsten in der Buchhandlung eher die Minderheit ist: Männer. Überzeugen können Sie diese oft neuen Kunden mit der inhaltlichen Qualität Ihrer Auswahl und einer sinnvollen thematischen Zusammenstellung.

  • Last Minute-Käufer sind oft Männer. Sie haben es eilig und mögen in der Regel keine langwierigen Erklärungen. Buchhändler tun gut daran, wenn sie sich kurz fassen. Statt fünf Minuten den Inhalt eines Krimis nachzuerzählen, wäre es besser, nur knapp das Wichtigste zu sagen. Weniger ist in diesem Fall eindeutig mehr.
  • Last Minute ist die Chance der Bestseller, vor allem in der Belletristik, weil sie sich mit dem Hinweis auf die Bestsellerliste sehr schnell verkaufen lassen. Für die individuelle Beratung und die Entdeckung von echten Schätzen ist meist keine Zeit oder Geduld vorhanden.
  • Im Sachbuch hingegen läßt sich deutlich mehr in die Breite verkaufen. Politik und Zeitgeschichte ist immer noch das klassische Geschenk für den älteren Herrn, von dem man das Interesse für diese Themen annimmt. Auch Themen der Wirtschaft kommen dafür in Frage.
  • Große Chancen bei sehr unterschiedlichen Zielgruppen hat mittlerweile wieder die Philosophie, dank einer ganzen Reihe von Bestsellern aus diesem Segment. Sie eignen sich als Geschenk auch, wenn wenig über den/ die zu Beschenkenden bekannt ist. Bestseller sind ideale Aufhänger für die Präsentation, die dann weniger bekannte Titel über das Thema mit verkaufen.
  • Sachbücher und Ratgeber zu psychologischen Themen, Sinnsuche und der persönlichen Entwicklung sind gerade in der dunklen Jahreszeit und in Richtung des Jahreswechsels immer auch Anlass für die persönliche Standortbestimmung. Die Bestsellerlisten zeigen auch hier, für welche Themen sich Männer wie Frauen besonders interessieren. Weiterhin großes Potenzial bieten die Neurowissenschaften, für die ich im Frühjahr einen neuen Höhepunkt des Interesses erwarte. Die Verlagsankündigungen sind gute Indikatoren dafür.
  • Je selbsterklärender Ihre Präsentation über das Thema ist, um so besser. In den letzten Tagen sind die Kunden kaufbereiter denn je, Beratung tritt eher in den Hintergrund.
  • Ein wertig gestaltetes Buch darf auch seinen Preis haben. Hardcover oder Paperback sind deshalb die Formate der Stunde.
  • Zu keiner Zeit ist im Buchhandel mehr los als in der Vorweihnachtszeit. Was jetzt passiert, hat also immer auch Folgen für später und Sie begeistern einen neuen Kunden, der vielleicht zum Stammkunden wird – die Voraussetzungen sind nie besser als jetzt. Sie werden damit jemanden mit wenig Zeit für den Einkauf nicht davon überzeugen können, künftig in Ihrem Laden zu kaufen, wenn er keinen Wert auf Ihr Ambiente und den persönlichen Kontakt legt. Wenn die Bequemlichkeit und Schnelligkeit des Einkaufs Vorrang hat, dann ist der Online-Kauf die bessere Alternative. Aber auch Männer sind Emotionen-gesteuert, und in Erinnerung an den guten Kauf bei Ihnen, bestellt er auf Ihren Hinweis hin künftig über Ihren Shop. Ein kurzer Hinweis auf den Webshop sollte also immer erfolgen.