Schweizer Buchmarkt

Buchzentrum in Not?

9. Dezember 2014
Redaktion Börsenblatt
"Die Verlage kehren dem Schweizer Buchzentrum den Rücken", schreibt der Schweizer Tagesanzeiger und sagt dem eidgenössischen Zwischenbuchhändler einen deutlichen Stellenabbau voraus. Das Buchzentrum räumt ein, "personelle Anpassungsmaßnahmen" treffen zu wollen − dies solle aber durch eine Erhöhung der Basisarbeitszeit geschehen und dementiert die Krisengerüchte.

"Der größte Lieferant der Schweizer Buchläden kann Hilfe gebrauchen. Er verliert Kunden", schreibt der "Tagesanzeiger" mit Verweis auf die Kündigung der Schulbuchverlage Hep und SKV. Das Auslieferungsgeschäft werde damit geschwächt, heißt es weiter. Auch aus dem Buchhandel sinke das Auftragsvolumen. Besonders dürfte das Buchzentrum im nächsten Jahr zu spüren bekommen, dass das Joint Venture Orell Füssli / Thalia einen Großteil seiner Ware aus Deutschland beziehen wird. Je nach Volumen spare das Joint Venture so bis 15 Prozent der Kosten ein.

Das Buchzentrum soll allein mit diesen drei Kunden einen Millionenumsatz verlieren: Der "Tagesanzeiger" will von "mehreren gut informierten Quellen" wissen, dass es um mehr als 25 Millionen Franken Umsatz geht. Das Buchzentrum nennt auch auf Nachfrage von boersenblatt.net keine Zahlen. 2013 erzielte das BZ einen Umsatz von 190 Millionen Franken. Für 2014 rechnen Insider mit 160 bis 170 Millionen Franken. 2002 hatte der Umsatz noch 220 Millionen Franken betragen.

Die BZ-Mitarbeiter müssen ab nächstem Jahr 2,5 Stunden pro Woche länger arbeiten, insgesamt "branchenübliche 42,5" Wochenstunden, bestätigt das Unternehmen. Nach "gut informierten Quellen" des "Tagesanzeigers" müssten die Personalkosten aber um bis zu 2 Millionen Franken gesenkt werden, wozu längere Arbeitszeiten "nicht ausreichen" würden. Deshalb werde ein Stellenabbau nötig − jede zehnte Stelle könnten auf der Streichliste stehen. Dies entspricht etwa 30 Arbeitsplätzen.

Schweizer Markt in der Krise

Für Januar bis November 2014 lag der Jahresumsatz mit Büchern in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 5,4 Prozent im Minus. Bereits in den Vorjahren war der Umsatz gesunken. "Die Digitalisierung und der Onlinehandel drücken die Preise und nehmen dem klassischen Buchhandel laufend Kunden weg. Diese bestellen lieber mehrwertsteuerfrei bei Amazon in Deutschland als beim Buchladen um die Ecke", analysiert der "Tagesanzeiger". "Wie ein Erdbeben" wirke auch die Eurokrise auf die Branche.

Das Schweizer Buchzentrum (BZ) spürt nach eigener Aussage "die Auswirkung der Marktsituation"; sein Gesamtumsatz entwickele sich jedoch mit einem Minus von 3,5 Prozent "deutlich besser als der Markt." Das BZ reagiere auf die Marktveränderungen "mit der weiteren Stärkung des Kerngeschäfts", der Erschließung neuer Geschäftsfelder und organisatorischen Anpassungen.

"Das Buchzentrum steht auf einer soliden Basis und ist für die kommenden Herausforderungen gerüstet", sagt Hanspeter Büchler, CEO Schweizer Buchzentrum. "Die aktuelle Berichterstattung in der Schweizer Tagespresse ist aus unserer Sicht einseitig und entspricht nicht den Tatsachen."