Von Frankfurt bis Flensburg

KNV schickt mehr Sprinter los

24. November 2014
Redaktion Börsenblatt
KNV Logistik kämpft in Erfurt weiter mit Lieferproblemen, entschuldigt sich dafür jetzt bei seinen Kunden  –  und sucht nach Auswegen. Um die Prozesse wieder in den Griff zu bekommen, setzt das Unternehmen zusätzliche LKW ein und will Abrufzeiten vorziehen. 

Softwarefehler, Technikausfälle, Bedienungsfehler: KNV Logistik kämpft in Erfurt an allen Fronten. Auch knapp acht Wochen, nachdem der Testlauf beendet und der offizielle Start für das neue Logistikzentrum verkündet wurde, ist die Lage bei KNV und KNO VA für Buchhändler nicht so, wie sie sie aus den Stuttgarter und Kölner Jahren kennen (boersenblatt.net berichtete: Sand im Getriebe).

Auf Nachfrage von boersenblatt.net bestätigt KNV Logistik, dass sich die Beschwerden von Buchhändlern derzeit häufen und bekennt sich auch öffentlich zu den zum Teil massiven Lieferproblemen: "Die Auslieferungsqualität unserer Medienlogistik für das Barsortiment und die Verlagsauslieferung entspricht auch heute leider nicht unserer Erwartung und unserer Planung. Sowohl unsere Kunden als auch wir sind mit dem derzeitigen Leistungsstand nicht zufrieden", erklärt Markus Fels, Leiter Kommunikation und Einkauf bei KNV.

Fels zufolge geht es dem Unternehmen jetzt darum, "diese Situation mit den täglichen Herausforderungen zu bewältigen und die derzeit erheblichen Beeinträchtigungen der Auslieferungsqualität deutlich zu reduzieren: Wir setzen auf Transparenz und arbeiten daran, die Prozesse im Sinne unserer Kunden zu optimieren." 

"Wir bedauern zutiefst, was wir Ihnen derzeit zumuten"

Rund 3.000 Buchhändler von Frankfurt bis Flensburg und im Osten des Landes – gut 40 Prozent aller KNV-Kunden – haben jetzt Post erhalten. Es handelt sich laut Fels um alle jene Kunden, die bisher vom Standort Köln aus beliefert wurden. boersenblatt.net liegt das Schreiben vor. Darin heißt es: "Wir bedauern es zutiefst, was wir Ihnen derzeit zumuten und bitten Sie um Entschuldigung für die mangelnde Qualität der Lieferungen aus unserem neuen Logistik- und Frachtzentrum."

"Die Konzeption stimmt"

Bis zum offiziellen Start sei das Projekt Erfurt weit überdurchschnittlich gelaufen, so das Unternehmen – andernfalls hätte man den Start so kurz vor dem "für uns alle so wichtigen Weihnachtsgeschäft" sicher niemandem zugemutet. Zu Schwierigkeiten sei es erst hinterher gekommen, nach Abschluss der Testphase. Bei der Analyse habe sich gezeigt, dass die Probleme aktuell zwar groß, aber lösbar seien. Markus Fels: "Die Anlage erbringt grundsätzlich die geplante Funktion, unsere Konzeption stimmt."

Zum Status quo bei KNV Logistik:

  • Das Unternehmen schickt mehr Fahrzeuge los. "Durch den Einsatz zusätzlicher und sehr kostenintensiver Sprinterfahrzeuge versuchen wir, wenigstens in einer zusätzlichen Zustellung Ihnen die verspäteten Pakete nachzuliefern", schreibt KNV an seine Kunden. Weiß dabei jedoch, dass sich damit nicht alle Probleme lösen lassen: "Diese zweite Belieferungsschiene mit dem Einsatz vieler verschiedener Subunternehmer ist nicht so zuverlässig wie die eingespielte Normalschiene."
  • Um im Logistikalltag mehr Zeit zu gewinnen und zugleich Druck von der Anlage zu nehmen, soll der Umzug der Verlagsauslieferung bis Januar vorübergehend gestoppt werden (wie angekündigt sind bisher 25 Verlage der KNO VA umgezogen). Außerdem bereitet sich KNV Logistik darauf vor, auf einzelnen Routen die Abrufzeiten für Kunden etwas vorzuziehen. Diese Kunden sollen in den nächsten Tagen kontaktiert werden.
  • Wann KNV Logistik zu den gewohnten Standards zurückkehren kann, bleibt indessen weiter offen. "Sobald wir hier belastbarere Erkenntnisse gewinnen, werden wir selbstverständlich umgehend darüber informieren", verspricht Fels.