Neue Sicherheit für die Standorte Berlin, Erfurt, Frankfurt und Ulm

Hugendubel schließt Großfläche in Stuttgart

19. November 2014
von Börsenblatt
Der Flächenumbau bei Hugendubel erreicht einen neuen Höhepunkt: Im April 2015 gibt das Unternehmen eine weitere Großfläche auf – die 4.000 Quadratmeter große Filiale auf der Königstraße in Stuttgart.  Laut Unternehmen läuft bereits die Suche nach einer kleineren Fläche. Von der Schließung sind 38 Mitarbeiter betroffen.

In den vergangenen Jahren gab es für Hugendubel keinen Neustart wie diesen. Die Filiale Stuttgart-Königstraße war für Hugendubel im Oktober 2008, als es losging, ein Prestigeprojekt der besonderen Art – mit ihren 4.000 hell ausgeleuchteten Quadratmetern in bester, teuerster Lage. Nach sechseinhalb Jahren soll das Projekt jetzt zu Ende gehen: Wie heute bekannt wurde, trennt sich Hugendubel im April 2015 von seinem Buchkaufhaus in Stuttgart, kann seinen Mietvertrag beenden – weil ein Nachmieter gefunden wurde. „Die Gelegenheit kam auf uns zu und wir haben sie ergriffen“, sagte Geschäftsführerin Nina Hugendubel im Gespräch mit boersenblatt.net.
 
Der Abschied von der Großfläche soll aber kein Abschied aus Stuttgart sein. Hugendubel würde gern in der baden-württembergischen Landeshauptstadt bleiben, auch in Toplage – allerdings auf deutlich kleinerer Fläche. Große Versprechen macht das Unternehmen in diesem Punkt aber nicht. „Die Immobiliensituation ist nicht ganz einfach“, erklärt Hugendubel.

Von der Schließung sind 38 Mitarbeiter betroffen. Ob und wie viele von ihnen eine betriebsbedingte Kündigung erhalten, steht noch nicht fest. Damit beschäftige man sich, so Hugendubel, ab morgen. Sie stellt dabei in Aussicht, dass Mitarbeiter in andere Filialen wechseln könnten – wenn sie einem Ortswechsel zustimmen würden. „Wir bedauern, dass kein nahtloser Übergang möglich ist“, sagt sie. Und dass man bestrebt sei, die Veränderungen „für jeden einzelnen Mitarbeiter möglichst sanft“ hinzubekommen.

Für Hugendubel hat sich das Prestigeprojekt Königstraße wohl nie wirklich gelohnt. Der Umsatz passe nicht zur Fläche, gibt Nina Hugendubel offen zu. Nach dem sich verschärfenden Wettbewerb vor Ort gefragt, winkt sie jedoch ab. „Wir haben schon viel länger unser Filialportfolio und unsere Filialstrategie angepasst, die Schließung in Stuttgart hat weder mit Osiander noch mit Wittwer etwas zu tun.“ Zum Hintergrund: Platzhirsch Wittwer betreibt eine Buchhandlung mit 3.100 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe, Osiander eröffnete im Oktober, wie berichtet, bereits seine dritte Filiale in der Stadt.

"Die Filialen sind die Basis unseres Geschäftsmodells"

Die Herausforderungen entstehen offenbar woanders – im Internet, und im wachsenden Markt für digitale Inhalte. Hier will Hugendubel als Partner der Tolino-Allianz (siehe Archiv: Tolino-Allianz überholt Amazon) mithalten, glänzen, andererseits aber auch nicht sein Gesicht verlieren. „Wir bekennen uns zum stationären Geschäft“, lautet die Kernbotschaft, die Nina Hugendubel heute Abend der Presse übermittelte. Auch gegenüber boersenblatt.net betonte sie: „Die Filialen sind die Basis unseres Geschäftsmodells.“

Die korrigierte Filialstrategie ist Dreh- und Angelpunkt der Gesamtstrategie von Hugendubel – Veränderungen, sprich Verkleinerungen und Umzüge, stehen auf der Agenda seit Jahren weit oben. „Wir haben ständig alle Standorte im Visier, schauen, wie sie sich entwickeln, wo wir vielleicht zu groß aufgestellt sind“, sagt Hugendubel. Auch Stuttgart ist so ein Fall: „Die Entscheidung, die Buchhandlung zu schließen, wurde vor dem Hintergrund des neuen Filialkonzepts getroffen.“

Dieses Filialkonzept lässt sich an mehreren Standorten bereits begutachten. In Bad Homburg etwa, in Dresden, Kempten, München-Pasing und Regensburg. An diesen Standorten verkleinerte sich Hugendubel in den vergangenen zwei Jahren von im Schnitt 1.200 auf rund 600 Quadratmeter. Die Zwischenbilanz: „Das Geschäft läuft, die Kunden sind begeistert.“

"Weitere Standorte werden im Rahmen der üblichen Prüfung ausgewählt" 

Auf dieser Linie soll es nun weitergehen: „Weitere Standorte werden im Rahmen der üblichen Prüfung nach und nach ausgewählt werden“, kündigt das Unternehmen an. Um welche es dabei geht, welche besonders weit oben auf der Liste stehen, lässt Hugendubel jedoch auch auf Nachfrage offen.

600 Quadratmeter betrachtet das Unternehmen als neue Richt- und Idealgröße. Das Credo von Nina Hugendubel: „Die große, weite Buchwelt finden Kunden im Internet – in den Filialen müssen wir die beste Auswahl und die beste Beratung bieten.“ Daran arbeite man intern auf Hochtouren, genau wie an Cross-Channel-Angeboten, die helfen, die Kanäle so gut es geht, lebensnah und praxistauglich miteinander zu verzahnen.   

Neue Sicherheit für die Standorte Berlin, Erfurt, Frankfurt und Ulm 

Für die Großfläche an sich bedeutet das Filialkonzept nicht das Aus, wenn auch – mit Blick auf alte Zeiten – eine Marginalisierung: Großflächen schreibt Hugendubel (aktuell 90 Filialen) künftig die Funktion von Leuchttürmen zu, die an ausgewählten Standorten langfristig Bestand haben sollen. Für mehrere Filialen wurden nach Angaben des Unternehmens jetzt die Mietverträge verlängert:

  • um 15 Jahre in Frankfurt (Am Steinweg; 4.000 Quadratmeter),
  • um jeweils bis zu neun Jahre in Erfurt (2.200 Quadratmeter), Berlin (Wilmersdorfer Straße; 1.200 Quadratmeter) und Ulm (2.250 Quadratmeter).