Mehrtägiger Streik bei Amazon

"Entschlossenheit reicht auch zum Weihnachtsgeschäft"

27. Oktober 2014
von Börsenblatt
Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten an fünf Amazon-Standorten ab heute zum mehrtägigen Streik aufgerufen: in Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Graben (Bayern), Werne und Rheinberg (beide Nordrhein-Westfalen).
Der Ausstand hat am 27. Oktober in Bad Hersfeld und Leipzig mit der Nachtschicht begonnen, Graben, Werne und Rheinberg sollten heute mit der Frühschicht folgen. Durch die Arbeitsniederlegung wollen die Beschäftigten ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels erneut Nachdruck verleihen. In Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg und Graben dauern die Streiks bis einschließlich Mittwoch zum Ende der Spätschicht, in Werne bis einschließlich Dienstag zum Ende der Spätschicht an − kündigt ver.di an.

"Ein Tarifvertrag kann hohem Arbeitsdruck sowie erheblichen gesundheitlichen Belastungen im Schichtdienst, in der Nacht und an Wochenenden wirksam Grenzen setzen", lässte sich Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und zuständig für den Handel, in der Mitteilung der Gewerkschaft zitieren. Ein Tarifvertrag, der den Beschäftigten existenzsichernde Einkommen und Arbeitsbedingungen mit Schutzregeln zu Arbeitszeiten, Urlaub oder Pausen garantiere, sei auch eine Frage des Respekts, den Amazon seinen Beschäftigten schulde.

Die Amazon-Geschäftsführung sollte den Streik ernst nehmen, ergänzt Thomas Gürlebeck, ver.di-Streikleiter in Graben. "Der Mut und die Entschlossenheit reicht auch zum Weihnachtsgeschäft". 

An den letzten Streiks im September hatten sich nach ver.di-Angaben rund 2.000 von 9.000 Beschäftigten bei Amazon an mehrtägigen Streiks beteiligt. Das Versandhandelsunternehmen verweigert seinen Beschäftigten bisher einen Tarifvertrag, nicht einmal zu Tarifverhandlungen sei man bei Amazon bereit, kritisiert ver.di.

Spannend bleibt die Frage, ob die Gewerkschaften zum Weihnachtsgeschäft erstmals parallel in mehreren EU-Staaten zum Arbeitskampf aufrufen werden. Um Möglichkeiten gemeinsamer Maßnahmen abzustimmen, hatten sich Gewerkschafter aus fünf Ländern Ende Juli in Berlin getroffen.