Hier die vollständige Begründung der Jury: "Lutz Seiler beschreibt in einer lyrischen, sinnlichen, ins Magische spielenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee – einem 'Vorhof des Verschwindens'. Hier sammelten sich Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher, Menschen, die aus der DDR fliehen wollten. Man darf die packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar als wortgewaltige Geschichte eines persönlichen und historischen Schiffbruchs lesen – und als Entwicklungsroman eines Dichters. Der Text entwickelt eine ganz eigene Dringlichkeit und ist nicht zuletzt ein Requiem für die Ostseeflüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen. Lutz Seilers erster Roman überzeugt durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit."
Über die Insel Hiddensee, sagt der Autor Lutz Seiler selbst, sie bestehe "aus zehn Prozent Land und 90 Prozent Himmel" und sei zu DDR-Zeiten ein Sehnsuchtsort aller Freiheitssuchenden gewesen. "Wer hier war, hatte das Land verlassen, ohne die Grenze zu überschreiten."
Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2014 gehören an: Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung), Katrin Hillgruber (freie Kritikerin), Frithjof Klepp (Buchhandlung ocelot, Berlin), Susanne Link (Buchhandlung Stephanus, Trier), Manfred Papst (NZZ am Sonntag), Wiebke Porombka (freie Kritikerin) und Annemarie Stoltenberg (NDR Kultur).
"Schreiben und lesen sind intime Vorgänge, und Autoren sind nicht bekannt dafür, dass sie ähnlich wie Schauspieler die Öffentlichkeit suchen. Wenn man einen solchen Preis vergibt, dann macht man sich auch darüber Gedanken", sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, bei der Preisvergabe. "Durch das Auswahlverfahren der Romane wird Literatur inszeniert. Doch nur das schafft eine Öffentlichkeit, die Literatur braucht, um zwischen Film, Musik und großen Kulturereignissen überhaupt ausreichend wahrgenommen zu werden. Im Sinne einer Literatur, die nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, sondern über die auch gesprochen wird."
Lutz Seiler hat sich durchgesetzt gegen: Thomas Hettche (Pfaueninsel, Kiepenheuer & Witsch), Angelika Klüssendorf (April, Kiepenheuer & Witsch), Gertrud Leutenegger (Panischer Frühling, Suhrkamp), Thomas Melle: (3000 Euro, Rowohlt.Berlin), und Heinrich Steinfest (Der Allesforscher, Piper).
Er erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Preisträger wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben 176 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2013 und dem 10. September 2014 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus haben die Juroren sechs Titel für die Shortlist gewählt.
Mit dem Deutschen Buchpreis 2014 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind zudem die Frankfurter Buchmesse, Paschen & Companie und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.
Exklusive englische Übersetzungen von Leseproben der sechs Shortlist-Titel sowie zu jedem Shortlist-Buch und -Autor ein englischsprachiges Dossier stehen unter www.new-books-in-german.com bereit.
Weitere Informationen und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.
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