Streiks bei Amazon

"Amazon steht unter Druck"

22. September 2014
von Börsenblatt
Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten in vier Amazon-Logistikzentren erneut zum Streik aufgerufen, um ihre Positionen im Tarifkonflikt durchzusetzen: Am 22. und 23. September soll die Arbeit in Leipzig, Bad Hersfeld, Graben bei Augsburg und Rheinberg niedergelegt werden.

Die Streiks begannen heute mit der Nachtschicht in Bad Hersfeld und Leipzig, teilt die Gewerkschaft mit. Die Beschäftigten in Graben und Rheinberg sollten sich mit Beginn der Frühschicht anschließen. Zur  Spätschicht endet der Arbeitskampf. In Bad Hersfeld hatten sich nach einem ARD-Bericht am Montagmorgen rund 200 Streikende vor den Toren versammelt. Update: Bis Montagmittag haben sich laut ver.di-Mitteilung insgesamt rund 2.000 Beschäftigte bei den Streiks an den vier Standorten beteiligt. Damit hätte es erstmals gleichzeitig an vier Standorten Streiks gegeben.

Die Gewerkschaft fordert einen Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels für die Mitarbeiter in den Amazon-Logistikzentren − und damit höhere Löhne. Amazon verweigere sich bislang einer Tarifbindung. Kritisiert wird zudem der wachsende Leistungsdruck, dem die Beschäftigten ausgesetzt seien. Der Arbeitskampf mit Amazon läuft seit dem Frühjahr 2013 (s. Archiv). Gegenüber Medien kündigte ver.di für demnächst eine mögliche Ausdehnung der Streiks auf weitere Standorte an: genannt werden Werne und Koblenz, wo sich Tarifkommissionen gebildet hätten.

Mehr Lohn für die Mitarbeiter in Graben

In Graben habe Amazon laut ver.di-Presseinformation in diesen Tagen Lohnerhöhungen zwischen 2,1 und 3 Prozent angekündigt. "Die Gegenwehr der Beschäftigten zeigt ihre Wirkung", sagt Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und zuständig für den Handel. "Amazon steht unter Druck." Und sie bekräftigt die Forderung nach einem Tarifvertrag: "Nur ein Tarifvertrag garantiert den Beschäftigten existenzsichernde Einkommen und Arbeitsbedingungen."

Amazon betreibt in Deutschland neun Versandzentren − mit mehr als 9.000 Beschäftigten. Diese "klagen über die hohe Anzahl von Befristungen, extremen Leistungsdruck und unzureichende Arbeits- und Pausenregelungen", so ver.di. Weil sich Amazon der Tarifbindung verweigere, bekämen die Beschäftigten zudem zum Teil mehrere Hundert Euro weniger, als ihnen nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels zustehen würden.