Ein Onkel für alle Fälle: War es das Verlagspraktikum bei Rogner & Bernhard? Oder die Magisterarbeit über den Exilverlag von Max Tau, dessen Spuren Volker Oppmann (*1975) während seines Skandinavistik-Studiums in Bergen aufnahm? Vielleicht ist einem, der aus Würzburg stammt, dem Hauptsitz des Druckmaschinen-Herstellers Koenig & Bauer, das Büchermachen ja ganz einfach in die Wiege gelegt. Den Verlag, den er 2007 gründete, nannte er jedenfalls Onkel & Onkel; kleine Verbeugung vor der Verwandtschaft, die das Startkapital vorschoss. "Visuellen Rock’n’Roll" wollte Oppmann zwischen Buchdeckel bringen, sich selbst sah er dabei auch als Patenonkel für die Babys der Kreativen.
Gepriesen sei der Telekom-Händler, der ihm 2008 ein schickes iPhone verkaufte; irgendwie rutschte danach der Groschen: Nach dem Launch des App Stores waren die Berliner die ersten in Deutschland, die Bücher aufs iPhone und den iPod brachten − der Grundstein zu textunes war gelegt. Die junge Technikbude entwickelte sich rasch zu einem der führenden Anbieter für plattformübergreifende E-Book-Apps; als frisches Geld hermusste, verkaufte man 2011 an den Buchhandelsriesen Thalia. Oppmann verantwortete den digitalen Geschäftsbereich der Gruppe und schmiedete so mit an der Tolino-Allianz. Ein Indie-Schreibtisch im Berliner "Studio Farbenfroh", einer in der Zentrale des Filialisten − zwei Pole, die Oppmann halfen, Bodenhaftung und eine differenzierte Sicht auf die Branche nie zu verlieren. Dass Onkel Volker, als er Thalia im Frühjahr 2013 verließ, nicht einfach ein neues Start-up aufzog, sondern seither von Podium zu Podium eilt, überraschte nur die, die ihn nicht kennen.
Mit der Plattform LOG.OS, in deren Namen sowohl der Beginn des Johannes-Evangeliums wie das englische "Operating System" stecken, haben er und seine Mitstreiter sich nicht weniger als ein Betriebssystem für den Literaturbetrieb in der digitalen Welt auf die Fahne geschrieben. Das Ziel: Der Aufbau einer unabhängigen, am Gemeinwohl ausgerichteten E-Book-Plattform. Der Weg: vermutlich lang. "Hinter allem, was ich tue, steckt die Neugier, herauszufinden, wie die Sachen funktionieren." Oppmann ist sich treu geblieben. Wenn er etwas anpackt, dann richtig.
Über den Young Excellence Award
Das Börsenblatt vergibt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse und dem mediacampus frankfurt in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis für herausragende junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche, den Börsenblatt Young Excellence Award. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten bis 39 Jahre, die in der Buchbranche etwas bewegen. 67 kreative Köpfe haben sich beworben oder wurden von aufmerksamen Kollegen für den Preis vorgeschlagen.
Jetzt steht die Shortlist: Eine Jury aus fünf Branchenexperten hat zehn Talente nominiert, darunter Autoren ebenso wie Buchhändler, Netzwerker, Digitalverleger, Plattformbetreiber und Blogger. Was sie eint, sind Mut, ein kluger Kopf und Abenteuerlust.
Preisverleihung im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse
Aus der Shortlist wird der Sieger gekürt. Der Börsenblatt Young Excellence Award wird am 9. Oktober um 11 Uhr in der Forum Zukunft Arena Digital in Halle 3.1 auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Kriterien der Jury
- Konsequente Zielfokussierung
- Ergebnisse / Business Results
- Engagement
- Innovativität
- Breite und Tiefe des Kompetenzbereichs
- Wille und Fähigkeit zur Gestaltung
- Teambuilding
- Dialogorientierung
- Mut zum Querdenken
- Verknüpfung der Buchbranche mit anderen Branchen