„Als 22-jährige Buchhändlerin bei Baader in Münster wurde ich von der Gewerkschaft angesprochen, ob ich nicht in einem IHK-Prüfungsausschuss mitarbeiten wolle. Ich war damals gerade selbst erst drei Jahre in der täglichen Berufspraxis und damit das „Küken“ unter den Prüfern. Ich habe mitgemacht – und bin dann ganze 38 Jahre lang dabei geblieben, später als Prüfungssauschussvorsitzende.
Die Aufgabe im Prüfungsausschuss ist natürlich mit etwas Aufwand verbunden, man muss sich im Lauf der Jahre immer wieder neue Prüfungsinhalte und Prüfungsordnungen erarbeiten und natürlich im eigenen Geschäft für die Prüfungszeit den Rücken freihalten. Das ist, wenn man Familie hat und selbstständig ist, auch nicht immer ganz einfach. Allerdings ist die Arbeit im Prüfungssauschuss auch sehr reizvoll, man hat kompetente Mitstreiter, bekommt einen anderen Zugang zum eigenen Beruf, bleibt in Verbindung zur Berufsschule und zu den Lehrern dort, und ich bin einfach nah dran an den neuen Ausbildungsinhalten – das ist gut in einem Beruf, der sich wie der unsere ständig so verändert. Nicht zuletzt bin ich auch in der Region verwurzelt, wenn ich die Auszubildenden der eigenen Heimatstadt prüfe.
In den 25 Jahren, in denen ich meine eigene Buchhandlung in Steinfurt führe, habe ich selbst drei Buchhändler ausgebildet. Und den jungen Leuten kann ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Neben dem Fachwissen der Ausbildung (was im Moment der Prüfung ja naturgemäß am wichtigsten ist) ist die Begeisterung für den Beruf das beste Rüstzeug für den Berufsalltag. Man hat mit immer neuen Menschen und immer neuen Aufgaben zu tun, auch wenn das Medium Buch im Mittelpunkt steht. Ich selbst hatte immer das gute Gefühl, dass ich den richtigen Beruf ergriffen habe – und das gilt bis heute."
