Wer sind Sie und was machen Sie?
Mein Name ist Inka Ihmels. Als Foreign Rights Manager bin ich beim Aufbau Verlag in Berlin für die Vermittlung von Auslandslizenzen zuständig. Dabei ist die große Backlist des Aufbau Verlags mit Autoren wie Hans Fallada, Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, etc. genauso wichtig für meine tägliche Arbeit wie unsere deutschsprachigen Neuerscheinungen.
Was ist für Sie im Job unverzichtbar?
Beurteilungsfähigkeit von Literatur verbunden mit Begeisterung für Titel, Autoren und Themen, Kommunikationsstärke, da es im ersten Moment darum geht, eine Geschichte überzeugend zu verkaufen, Fremdsprachenkenntnisse, sicherer Umgang mit dem Taschenrechner, da sowohl Angebote als auch Abrechnungen geprüft werden müssen, Sorgfalt beim Erstellen und Prüfen von Verträgen.
Wie sieht ein typisches Jahr in Ihrem Arbeitsalltag aus?
Sowohl die halbjährlichen deutschen Neuerscheinungen als auch die Londoner Buchmesse im April und die Frankfurter Buchmesse im Oktober unterteilen das Jahr in zwei Hälften. Zu Beginn jedes Halbjahres sichte ich zunächst die Titel des nächsten Programms, lese, lese, lese, erstelle einen englischsprachigen Rights Guide, vereinbare Terminen für die kommende Buchmesse, informiere unsere Subagenten, ausländische Verleger, Lektorin und Übersetzer über unsere Novitäten und arbeite dann später mit Presse, Verkaufszahlen und anderen guten Nachrichten nach. Die Buchmesse ist für mich immer das Highlight jedes Halbjahres. Im halbstündlichen Takt finden Lizenztermine mit Lektoren, Verlegern und Agenten statt, in denen es natürlich vor allem um Bücher geht, aber auch um Neuigkeiten aus der Branche und neue Entwicklungen in den jeweiligen Buchmärkten. Anschließend bearbeite ich die Termine nach, verschicke Informationen, Bücher, Probeübersetzungen, knüpfe an Gespräche an. Die Früchte der getanen Arbeit gehen in Form von Angebote ein, die verhandelt werden. Zu guter letzt werden Verträge aufgesetzt und Rechnungen geschrieben.
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert?
Inzwischen werden die meisten Bücher nicht mehr per Post, sondern schnell und portofrei als pdf per E-Mail verschickt. Das Geschäft ist insgesamt schneller geworden und die wichtigen Titel werden vor Erscheinen angeboten. Und E-books sind aus den Vertragsverhandlungen natürlich nicht mehr wegzudenken.
Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften finden Sie besonders gut, um Ihren Job zu bewerkstelligen?
Ich bin eine passionierte Vielleserin und dabei sehr „niveauflexibel“, so dass ich nicht nur literarische Texte zu schätzen weiß, sondern auch über Chicklit kichern oder über einen Herzschmerzroman ein Tränchen verdrücken kann.
Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften sind eher hinderlich?
Das fehlende Poker-Face. Wenn ich ein Buch furchtbar finde, biete ich es höchstens schriftlich, lieber aber gar nicht an.
Seit wann machen Sie Ihren Job bei Unternehmen Aufbau?
Seit gut vier Jahren.
Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?
Nach einem 2,5-jährigen Berufseinstieg in die Bereiche Lizenzen, Lesungen und Lektorat bei der Frankfurter Verlagsanstalt habe ich eine Zwischenstation in den International Editions beim Taschen Verlag gemacht. Die vielen Außenkontakte des Lizenzgeschäfts und die Literatur habe ich dort jedoch sehr vermisst. Als ich auf der Frankfurter Buchmesse 2009 hörte, dass in der Lizenzabteilung beim Aufbau Verlag eine Stelle zu besetzen sei, habe ich mich deshalb sofort beworben.
Welche Ihrer beruflichen Stationen waren wichtig, um den Job zu bekommen?
Wahrscheinlich war die Station bei der FVA besonders wichtig, weil ich dort bereits die gleichen Aufgaben übernommen habe, wenn auch mit einem wesentlich kleineren Programm.
Welche Ausbildung/welches Studium haben Sie absolviert?
Ich habe an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität im Hauptfach Buchwissenschaft und in den Nebenfächern Spanisch und BWL auf Magister studiert.
War Ihre Ausbildung nötig, um Ihren jetzigen Job zu machen?
Auch wenn ich das bei Studienantritt noch nicht wusste, war diese Kombination eine sehr gute Vorbereitung auf meinen jetzigen Job. In den meisten Lizenzabteilungen findet man vorwiegend Geisteswissenschaftler.
Was treibt Sie an, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen?
Da ich überhaupt kein Morgenmensch bin, hauptsächlich der Gedanke an die gute italienische Kaffeemaschine im Verlag.
Welche Aspekte Ihres Jobs machen Sie (un)zufrieden?
Mein Job möchte ich wegen der unglaublich netten Kollegen bei Aufbau, den bereichernden Auslandskontakten und den vielseitigen Tätigkeiten mit niemandem tauschen. Unzufrieden macht mich allerdings, dass so wenige internationale Lektoren und Verleger Deutsch lesen können. Ein deutscher Titel muss oft mit einer Vielzahl Auszeichnungen dekoriert sein oder auf der Bestsellerliste stehen, damit ein Außengutachter engagiert und eine Übersetzung überhaupt in Betracht gezogen wird.
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