Analyse zur Schließung des Club Bertelsmann

Schmalspurhändler haben es schwer

18. Juni 2014
von Börsenblatt
Die Nachricht vom Aus für den Club Bertelsmann dürfte niemanden überrascht haben. Seit Jahren schon dümpelten die Geschäfte vor sich hin, Konzept- und Strategieänderungen blieben ohne durchschlagenden Erfolg. Eine Analyse von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.

Die (damals geniale) Club-Idee aus den 50-er Jahren hat sich überholt, für die Kundenbedürfnisse der heutigen Zeit konnte das Geschäftsmodell nicht angepasst werden. Die Kunden sind hybrid, kaufen heute hier, morgen da, wollen frei sein und spontan in ihren Kaufentscheidungen. Auch die nachwachsende Generation schickt sich nicht an, großes Interesse an solcherlei Bindungen zu haben.

Mit dem Club verschwindet ein Urgestein aus der Branche, das dem stationären Buchhandel zu seinen Boomzeiten mit mehr als sechs Millionen Mitgliedern Sorge bereitet hat: Um die Korrektheit der preisreduzierten Clubausgaben wurde so manches Mal heftig gerungen, auch juristisch. Als die Club-Filialen sich für das gesamte Buchsortiment öffneten, wurden sie ebenso kritisch beäugt. Ende 2015 wird das Geschichte sein, der Player vom Markt verschwinden.

Es verbleiben vor allem zwei ähnliche Modelle, freilich fokussierter in ihren Zielgruppen, die sich auf unterschiedliche Weise dem veränderten Kundenverhalten anzupassen versuchen. Die Büchergilde Gutenberg hat gerade erst ihre Umwandlung in eine Genossenschaft bekannt gegeben – und will die Kunden als Genossen ins Boot holen und auf diese Weise binden. Die WBG trifft einerseits in puncto Mitgliedschaft auf ein sehr genau definierte Zielgruppe und zeigt andererseits verstärkt Flagge im Buchhandel.

Mit der Club-Abwicklung werden weitere 52 Buchhandelsflächen geschlossen. Zwar waren die Clubs bei weitem nicht in den Top-Lagen angesiedelt, dennoch haben die Läden geholfen, Bücher sichtbar zu halten. Gemeinsam mit den angestrebten Schließungen von 53 Weltbild-Filialen, stehen in den kommenden Monaten also mehr als 100 Flächen zur Disposition.

Im Rückblick (und mit den gemachten schmerzlichen Erfahrungen) zeigt sich, dass Buchhandelskonzepte à la "Schmalspurhandel" heute nicht mehr aufzugehen scheinen. Das ist die eine Parallele. Die zweite ist, dass beide Unternehmen unter Konzerndächern agierten, in Konzernen, deren Fokus nicht auf dem stationären Buchhandel liegt und lag.

Im Umkehrschluss kann das heißen, dass die inhabergeführten stationären Sortimente auf einem guten Weg sind, die Kunden von heute an sich zu binden. Ganz ohne Mitgliedschaft oder Kaufzwang. Sondern durch ein attraktives Angebot, stationär und online, durch Beratung und Service.