Sitzung der Fachgruppe Sortiment

"Eine Verkehrsordnung für den digitalen Buchhandel"

5. Juni 2014
von Börsenblatt
Die Metadatenbank VLB +, das neue buchhandel.de, die Rolle der Sortimenter im digitalen Zeitalter: Die Fachgruppe Sortiment befasste sich mit den unterschiedlichsten Themen.

Thomas Wrensch, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses (SoA) betonte, dass das Sortiment ein "wichtiger Faktor" in der Branche sei. Immerhin würden fast 50 Prozent des Branchenumsatzes über diesen Vertriebsweg erzielt. Die Sortimenter seien für die Verleger "faire und verlässliche Partner, mit denen es ein Geben und Nehmen gibt und kein Friss oder Stirb". Der Braunschweiger Buchhändler appellierte an die Verleger, das Sortiment bei allen strategischen Entscheidungen miteinzubeziehen. Wrensch erinnerte nochmals daran, dass es die Sortimenter gewesen seien, die die wesentlichen Impuls für die Weiterentwicklung der Metadatenbank gegeben hätten.

Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, hob in ihrem Jahresbericht hervor, dass sich die Buchhändler und der SoA sehr intensiv mit der Metadatenbank befasst haben und Vertreter des SoA in sämtlichen Taskforces dabei gewesen sind.

Energie hat der SoA im vergangenen Jahr auch in die Büchersendungen gesteckt, die zum Leidwesen vieler Buchhändler oftmals lange Laufzeiten haben. Hier konnten mit der Post wie berichtet diverse Maßnahmen zur Abhilfe vereinbart werden. Im Herbst soll es erneute eine Befragung der Buchhändler geben, ob sich die Laufzeiten verbessert haben. 

Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, möchte den unabhängigen Buchhandel fördern. Auch das berichtete Kyra Dreher. Derzeit würde gemeinsam mit der Kurt-Wolff-Stiftung und Vertretern aus dem Staatsministerium ein Preismodell einer möglichen Förderung entwickelt. Dabei gehe es um Faktoren wie Antragsberechtigung, Auswahl, Jury etc. Fördergelder werde es jedoch, wenn überhaupt, nicht vor Ende 2014 geben, so dass eine Förderung frühestens 2015 möglich sei. 

Nach dem Bericht von Kyra Dreher ergriff die Berliner Buchhändlerin Ruth Klinkenberg das Mikrofon, um einen "frechen, aber verlässlichen Partner zu verabschieden, der in diesem Jahr zum letzten Mal in Berlin zu Gast ist". Gemeint war Reinhold Joppich, Vertriebschef von Kiwi, dem mit großem Applaus für seine jahrzehntelange, engagierte Arbeit gedankt wurde.

Monica Wellmann, Leitung Verkauf Buchhandel, stellt das neue buchhandel.de vor, das im Juli an den Start geht. Vorsteher Heinrich Riethmüller sagte in Richtung Verlage: "Viele Verlage verlinken von ihrer Homepage zu Amazon. Ändern Sie das: Schießen Sie Amazon raus und machen Sie buchhandel.de rein."

Der Hanauer Buchhändler Dieter Dausien und MVB-Geschäftsführer Ronald Schild präsentierten die geplante Metadatenbank VLB+ (Datenqualität, Preismodell, Bewertungsportal, digitale Vorschau etc.) und berichteten aus der Arbeit der Task Forces. Dausien sagte, dass er "noch nie ein Projekt erlebt hat, das über einen so großen Branchenkonsens verfügt". Der Point of no return sei bereits überschritten, "die Metadatenbank kommt".

Hermann-Arndt Riethmüller (Osiandersche Buchhandlung, Tübingen) kam auf drei Punkte zu sprechen, die den Buchhandel im digitalen Zeitalter betreffen. Wie zuvor sein Bruder bat er die Verlage, auf ihren Webseiten buchhandel.de einzubinden, beim Widerrufsrecht für E-Books das Rückgaberecht zu unterstützen und die Sortimenter nicht auf den entstehenden Kosten sitzen zu lassen sowie über die Rabattstruktur beim Handel mit E-Books nachzudenken. "Auch der Vertrieb von E-Books braucht den Sortimenter, der eine Schneise durch das Angebot schlägt – und die Sortimenter brauchen auskömmliche Rabatte auch im digitalen Bereich." All das könnte man, so Riethmüller, festhalten in einer Art digitalen Verkehrsordnung.