2008, als Weidenbach den Umsatz bei cbj innerhalb von vier Jahren um 61 Prozent nach oben treiben konnte, hat er im All-Age-Hype das letzte Mal groß gerüttelt, um die Zielgruppe der älteren Jugendlichen zu erreichen: Mit Programmleiterin Susanne Krebs hob er den Hardcover-Verlag cbt aus der Taufe. Nun rüttelt Weidenbach das Angebot erneut durch: Ab Herbst sind cbj und cbt zwei getrennte Verlage, die in summa fast alle Altersgruppen bedienen. Nur Pappbilderbücher fehlen noch. »Wir werden keine Vollverlage«, betont Weidenbach – weit entfernt davon ist das Verlagsduo aber nicht.
cbj bleibt der Tanker, der mit klassischen Kinder- und Jugendbüchern zwei Drittel der Umsätze macht, cbt bekommt ein frisches Profil als kleiner wendiger Segler, der experimentieren und neue Akzente setzen soll. Zwei Programme, zwei Hardcover- und zwei Taschenbuch-Vorschauen.
Das Programmportfolio bei cbt wächst vor allem um Bücher für Pre-Teens ab 11. Zehn Kinder- und zehn Jugendbücher sollen pro Halbjahr erscheinen, der Schwerpunkt auf realistischen Titeln liegen: »Wir wollen das wahre Leben zwischen zwei Buchdeckel bringen, aber ungewöhnlich, überraschend und mit Witz erzählt«, meint Programmleiterin Susanne Krebs, die sich nun ausschließlich um cbt kümmern wird.
Von einigen Ausnahmen abgesehen seien die Lesestoffe für Zehn- bis Elfjährige quantitativ eher »übersichtlich«, wenn man das große Angebot im Jugendbuch betrachte, urteilt Krebs. »Und vom Inhalt her braucht diese Zielgruppe andere Bücher; spannend ja, aber kein Sex und viel weniger Gewalt beim Thriller.« Lange hat sie an der Coveroptik gefeilt, die moderner wirken soll.
Die ersten 20 Titel mit einem Blütenblatt als neuem Logo kommen ab Juli in den Handel und sind inhaltlich breit aufgestellt. »Zebrawald« etwa thematisiert für Kinder ab zehn Jahren die Liebe in einer Familie unter schwierigen Bedingungen – ein Kammerspiel, intensiv erzählt. »Das Blubbern von Glück« berichtet aus der Perspektive einer entwaffnend ehrlichen Zwölfjährigen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ganze Welt glücklich zu machen. Mit einem originellen, witzigen und berührenden Erzählton hat dieser Spitzentitel des cbt-Herbstprogramms auch das Marketing zum Markenrelaunch inspiriert, für das der Verlag viel Geld in die Hand nimmt.
»Wir sind offen, suchen schräge Konzepte, neue Autoren und Illustratoren, was gar nicht so einfach ist«, so Krebs. Abwerben, stellt sie klar, möchte sie nicht – »auch wenn cbt mit cbj im Wettbewerb steht«. Die vorhandenen Autoren werden nach inhaltlichem Profil und Lektorenbezug zugeordnet. Am Ende muss die Mischung von Exzeptionellem und Lesefutter stimmen – »wir werden trotz mancher Perlen nicht durch die Bank weg ein hoch literarisches Programm machen, schließlich wollen wir wirtschaftlich arbeiten«, sagt der Verleger.
Mehr Experimente - weniger TaschenbuchInsgesamt soll der Titelausstoß nicht größer werden, was bedeutet: An anderer Stelle wird weniger produziert. »Hauptsächlich im Kindertaschenbuch, wo die Verwertungskaskaden noch einmal genau überprüft werden«, so Weidenbach.
Den cbj-Tanker steuert derweil Ulrike Schuldes, die im Januar von Ravensburger gekommen ist. Sie will die Charaktere und das Merchandising inhouse weiterentwickeln und mehr illustriertes Kinderbuch machen. »cbj und cbt ergänzen sich und konkurrieren miteinander – es wird spannend.«
Programmbereiche
cbj
- Bilderbücher
- Bücher mit Characters, ab 5
- Erstlesebücher, ab 6
- Serien, von 7 bis 9
- Kinderbücher, ab 8 / ab 10
- Sachbücher und Kinderbeschäftigung
- Jugendbücher, ab 12
cbt
- »Bücher für junge Leute von 9 bis 16 Jahren«
- Kinderbücher ab 9
- »Das junge Jugendbuch« für »Tweenager« ab 11
- »Das Programm für junge Erwachsene«: Jugendbücher ab 13 / 14
Ende Juli kommen die ersten neuen cbt Titel des 20 Hardcover-Bücher und 34 Taschenbücher umfassenden Programms in den Handel.