Ringen um Versandhandelstarif bei Amazon

Neuer Streikaufruf und kein Ende in Sicht

31. März 2014
von Börsenblatt
Der Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Gewerkschaft Ver.di hat für heute zu einem weiteren Streik im Amazon-Logistikzentrum Leipzig aufgerufen. Grund sei die abermalige Ablehnung von Tarifverhandlunge durch die Amazon-Geschäftsführung, so die Gewerkschaft.

Hintergrund des Streiks ist die Forderung der Gewerkschaft an Amazon, die Mitarbeiter der Logistikzentren nach dem Tarif des Versandhandels zu bezahlen – und nicht, worauf Amazon besteht, nach dem Logistiktarif.

Ver.di-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago begründet die erneuten Kampfmaßnahmen mit der Weigerung des Amazon-Managements, Verhandlungen aufzunehmen: "Wir haben Amazon nach dem Wochenstreik im Weihnachtsgeschäft viel Zeit gelassen, ihre Position zu der Aufnahme von Tarifverhandlungen zu überdenken. Nun liegt die erneute Ablehnung vor und darauf reagieren wir mit unseren Mitteln." Dem schließt sich Ver.di-Streikleiter mit der Einschätzung an, "es gibt keine Alternative zum Tarifvertrag. Wenn das Management seine Ansicht nicht ändert, werden wir dei Streikserie aus dem letzten Jahr fortsetzen."

Amazon vergütet seine Mitarbeiter in Anlehnung an den Tarif der Logistikbranche, der niedriger als der Versandhandelstarif ist [Korrektur 12.30 Uhr]. Die Vergütung beinhaltet kein Urlaubsgeld und sieht die Gewährung von Nachtzuschlägen nur für Arbeitszeiten nach Mitternacht vor. Im vergangenen Jahr wurde laut Ver.di erstmals ein Weihnacht in Höhe von 400 Euro an die Lagermitarbeiter gezahlt.

Noch ist nicht erkennbar, ob die Streiktaktik der Gewerkschaft Ver.di verfängt. Bisher scheinen die Nadelstiche den Online-Riesen nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Dem Image des Unternehmens in deutschen Wirtschaftskreisen scheint die Auseinandersetzung jedenfalls keinen Abbruch zu tun: Bereits am 15. März wurde Amazon-CEO Jeff Bezos im Rahmen der Vergabe des Innovationspreises der deutschen Wirtschaft mit dem Sonderpreis "Innovativster CEO International" ausgezeichnet. Der Preis wurde Bezos in der Amazon-Zentrale in Seattle von Roland Lindner, dem New-York-Korrespondenten der "FAZ", übergeben.