Weltbild-Betriebsversammlung in Augsburg

580 Mitarbeiter weniger, Investoren ohne eigene Logistik bevorzugt

20. März 2014
von Nicola Bardola
1600 Mitarbeiter waren heute zur Weltbild-Betriebsversammlung gekommen. Anschließend haben im Augsburger Kundendienst-Center ver.di und der Weltbild-Betriebsrat die Medien informiert, dass zum 1. April 580 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren; weitere 70 Stellen sind bis zum Herbst gefährdet. Welche Stellen genau betroffen sind, erfahren die Beschäftigten erst morgen.

Trotzdem soll den ver.di-Vertretern zufolge in der Betriebsversammlung nach zehn Wochen der Ungewissheit eine vorwiegend positive Stimmung geherrscht haben. Und auch in der daran anschließenden Pressekonferenz wurde Optimismus verbreitet. "Weltbild ist vollkommen konkurrenzfähig am Markt. Es ist Hoffnung angesagt", so das Fazit von Hubert Thiermeyer, Landesleiter Handel von ver.di Bayern, der mit ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck und Timm Boßmann, ver.di-Sprecher bei Weltbild, vor die Presse trat.

"Dies ist kein Endstadium", erklärte Hubert Thiermeyer zu Beginn der Pressekonferenz. "Die in der Betriebsversammlung von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mitgeteilten Maßnahmen dienen auch dazu, die Suche nach einem neuen Investor zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Diese Suche wird voraussichtlich im Mai beendet sein." Trotz der schwierigen Situation für die Mitarbeiter laufe der Geschäftsbetrieb unter Hochdruck weiter. "Die Beschäftigten machen einen sehr guten Job und ich bin sicher, dass Weltbild weiter bestehen bleibt."

Laut Thiermeyer werden Investoren priorisiert, die mit einem Eigengeschäft einsteigen und keine eigene Logistik haben. Bis zum 24. März müssen verbindliche Angebote abgegeben werden. "Das E-Book-Geschäft floriert. Das Lesegerät tolino hat sich als echte Alternative zum Kindle etabliert; die tolino-Partnerschaften bleiben bestehen", zeigte sich Thiermeyer erleichtert trotz der traurigen Nachricht des Tages, dass Restrukturierung und Stellenabbau das Unternehmen hart treffen: Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens, ungewöhnlich viele auch aus dem Management müssen gehen oder das Angebot annehmen, in die neu geschaffene Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft einzutreten.

"Heute war der grausamste Tag: Vor 1600 Leuten zu stehen und fast 600 davon sagen zu müssen, dass sie Weltbild verlassen werden, das ist schlimm", meinte am Rande der Pressekonferenz ein Teilnehmer der Betriebsversammlung. Und bis Herbst sollen weitere 70 Plätze gefährdet sein. Niemand weiß, ob es letztlich noch mehr werden. "Aber es ist etwas gelungen, was in Insolvenzen unüblich ist. Wir haben feste Zusagen über die finanziellen Mittel", erklärte Peter Fitz, Betriebsratsvorsitzender bei Weltbild. Bis zu 40 Millionen Euro stellt die katholische Kirche auf einem Treuhandkonto zur Verfügung. "Sie hat Wort gehalten. Das soll hier lobend erwähnt werden", meinte Fitz.

Laut ver.di sind Laufzeiten für die Transfergesellschaft und Konditionen festgelegt worden, die in solchen Insolvenzverfahren nicht üblich sind. 12 Monate Laufzeit, Aufstockung der Gehälter auf bis zu 90 Prozent und zusätzlich Abfindungen für jeden, der seinen Arbeitsplatz verliert, das sei ein Maximal-Ergebnis bezüglich der sozialen Abfederung. Immer wieder wurde in Augsburg der Kontrast des Stellenabbaus mit der Hoffnung auf einen zukünftigen Investor konterkariert. "Es findet bei Weltbild keine Zerschlagung im Service Bereich statt", erklärte Peter Fitz voller Zuversicht. "Die Investoren sollen sich nicht die Sahnestücke herausschneiden, das Unternehmen soll im Ganzen erhalten bleiben, ebenso das Multichannelkonzept (Internet, Filialnetz, Logistik)."