Feministische Buchhändlerin und Verlegerin gestorben

Anke Schäfer ist tot

30. Dezember 2013
Redaktion Börsenblatt
Die Buchhändlerin, Verlagskauffrau, Verlegerin und Herausgeberin Anke Schäfer ist am 19. Dezember im Alter von 75 Jahren in Katzenelnbogen gestorben, wie das Branchennetzwerk BücherFrauen mitteilte. Anke Schäfer war BücherFrau des Jahres 1998 und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
"Das Branchennetzwerk verliert mit ihr eine langjährige BücherFrau der Anfangszeit. Und die deutsche Buchbranche verliert eine Aktivistin, die sich ihr Leben lang für die Sache der Literatur und der Frauen eingesetzt hat", trauern die BücherFrauen.

Anke Schäfer wurde am 9. August 1938 in Berlin geboren. Schon früh habe sie ihre Liebe zum Buch entdeckt. "Daraus wurde später ein Beruf und lebenslange Berufung", heißt es weiter in der Mitteilung der BücherFrauen. "Nach der Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin arbeitete sie zunächst in der Bertelsmann-Werbung. Nach Auflösung der verlagseigenen Werbeagentur wäre sie gern bei Bertelsmann geblieben, doch alle Tätigkeiten, die sie interessierten waren zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend 'Männersache'. Das Angebot, als Sekretärin zu arbeiten schlug sie aus, wechselte stattdessen in einen anderen Verlag." In den kommenden Jahren war sie bei verschiedenen Verlagen tätig − im Vertrieb, in der Werbung, Redaktion und Anzeigenleitung.

Auf der Frankfurter Buchmesse 1974 habe sie erste Kontakte zur jungen Frauenbewegung geknüpft. Diese Kontakte bewogen sie 1976 dazu, gemeinsam mit anderen Frauen den Frauenbuchladen "Sappho" zu gründen. Parallel dazu absolvierte sie den Abschluss zur staatlich geprüften Betriebswirtin und begann, Frauen zu Buchhändlerinnen auszubilden. 1978 gründete sie den Frauenbuchversand und den Frauenliteraturvertrieb, um für Autorinnen und kleine feministische Verlage eine Vertriebsmöglichkeit zu schaffen.

1986 gründete Anke Schäfer dann gemeinsam mit Hinrike Gronewold "Virginia", die erste deutschsprachige Zeitschrift für Frauenbuchkritik. Bis heute gebe "Virginia" einen umfassenden Überblick über feministische Neuerscheinungen und setze wichtige Zeichen "auf dem noch immer männlich dominierten Buchmarkt". Vier Jahre später übernahm sie den Feministischen Buchverlag und baute ihn um zu einem Lesbenbuchverlag. Ihr Anliegen sei es gewesen, wichtige historische Lesbenromane neu aufzulegen und vor dem Vergessen zu bewahren. Für ihre Aktivitäten zur Öffnung des Buchmarktes für Frauenliteratur wurde Anke Schäfer von den BücherFrauen als BücherFrau des Jahres 1998 ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhielt sie für ihr frauen- und lesbenpolitisches Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Ihre letzte große Initiative sei die Gründung des Vereins "SAFIA" (Selbsthilfe alleinlebender Frauen im Alter) im Jahr 1986 gewesen. "Auch damit war sie ihrer Zeit − wie so oft − um Jahre voraus. Von ihrem großen Engagement profitieren unzählige Frauen bis heute. Wir werden sie schmerzlich vermissen", schreiben die BücherFrauen.

Ein Nachruf von Doris Hermanns findet sich auf der Website der BücherFrauen.