Druckbranche

Universitätsdruckerei H. Schmidt gibt auf

12. Dezember 2013
Redaktion Börsenblatt
Die Gutenberg-Stadt Mainz verliert ihren letzten größeren Druckbetrieb: Die Universitätsdruckerei H. Schmidt stellt die Produktion zum 31. Dezember ein. Grund: der anhaltende Konkurrenzkampf auf dem Druckereimarkt. Der Verlag Hermann Schmidt Mainz sei von der Schließung nicht betroffen, heißt es in einer Mitteilung.

Die gegenwärtige Situation der Druckbranche sei alles andere als leicht, so Karin und Bertram Schmidt-Friderichs, die neben der Druckerei gemeinsam das Schwesterunternehmen, den Verlag Hermann Schmidt Mainz, führen: "Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, unsere ganze Kraft dem Verlag zu widmen."

Schon im Sommer war dem Team der Druckerei zum 31. Dezember gekündigt worden. Das Unternehmen, das vor einigen Jahren noch mehr als 40 Kräfte beschäftigte, hatte zuletzt 19 feste und 9 freie Mitarbeiter und wird ganz regulär liquidiert. Eine Insolvenz liege nicht vor, so das Verlegerpaar. Die Druckerei ist unter anderem auf Geschäftsberichte, Kataloge, Corporate-Publishing-Titel und teilindividualisierte Produkte spezialisiert.

Durch die Finanzkrise vor einigen Jahren habe die Auftragslage bereits gelitten, so Karin Schmidt-Friderichs auf Anfrage. Lange hätten sie und ihr Mann gehofft, das Ruder noch herumreißen zu können - doch mittlerweile habe die Situation einen Punkt erreicht, an dem es unternehmerisch nicht mehr sinnvoll sei, die Druckerei weiterzuführen. Das Gebäude im Gewerbegebiet von Mainz-Hechtsheim wird verpachtet, der Verlag sucht für seine 12 Mitarbeiter nun neue Räume in Mainz.

Der Verlag Hermann Schmidt Mainz sei ein eigenständiges Unternehmen, betont die Verlegerin - und sei, abgesehen vom Lieferantenverhältnis mit der Universitätsdruckerei, von der Schließung des Dienstleisters nicht betroffen. Gemäß seiner Haltung "printed in Germany with love" werde der Verlag weiterhin Bücher von hoher inhaltlicher, gestalterischer und herstellerischer Qualität produzieren.

Der Verlag, der auf Typografie und Grafikdesign spezialisiert ist und pro Jahr rund zum 20, zum Teil sehr aufwendig ausgestattete Titel herausbringt, hat bislang zwischen 75 und 80 Prozent seiner Produktion in der benachbarten Druckerei produzieren lassen. Dennoch sei der Verlag mit der Rolle als Auftraggeber durchaus vertraut, betont Karin Schmidt-Friderichs: "Wir haben auch bisher schon mit anderen Druckereien zusammengearbeitet, wenn es technisch oder wirtschaftlich notwendig war".

Die Trennung von der Druckerei werde in erster Linie Folgen für die organisatorischen Abläufe im Verlag haben: "Es ist eben auch praktisch, für den Andruck einfach durch die Glastür zu gehen". Nach 21 Jahren unter einem Dach ist für die Verlegerin vor allem die emotionale Seite der Druckerei-Schließung schwierig, aber: "Der Verlag setzt weiter auf Print, offen für digitale Zusatznutzen." Durch die Krise auf dem Druckmarkt sieht Schmidt-Friderichs durchaus Probleme für die Verlage heraufziehen: "In ein paar Jahren werden wir alle nach guten Druckereien suchen."

Die deutsche Druckindustrie hatte 2012 nach Angaben des Bundesverbands Druck und Medien ein Umsatzminus von 2,5 Prozent zu verkraften - Überkapazitäten durch immer leistungsstärkere Maschinen und der harte Wettbewerb mit Firmen in Osteuropa und Asien sorgen für eine schwierige Auftragslage. Die Zahl der Betriebe sank innerhalb eines Jahres um 3,5 Prozent. Im Januar 2013 sorgte der Insolvenzantrag der Würzburger Stürtz GmbH für Schlagzeilen. Im August kritisierte der Verband Druck und Medien in Bayern die Geschäftspraktiken internationaler Einkaufsagenturen, die im Auftrag deutscher Großkonzerne Druckaufträge ausschreiben und vergeben.