In einem Artikel der polnischen „PB" ist explizit die Rede davon, dass die Eröffnung der drei polnischen Versandzentren in Niederschlesien das Ziel verfolge, den deutschen und westeuropäischen Markt zu beliefern. Noch ist Amazon weder in Polen noch Tschechien aktiv. Informationen der „PB" besagen Folgendes: Zwei Werke sollen in der Nähe Breslaus entstehenEin Versandzentraum soll bei Posen eröffnet werdenZwei weitere Werke sollen außerdem in Tschechien eröffnenAlle Werke sollen über eine Fläche von rund 100.000 Quadratmetern verfügen und 50 bis 60 Millionen Euro kostenStart der Versandzentren soll bis 2014 seinIn Polen sollen 6.000 feste Arbeitsplätze entstehen (Vergleich: In Deutschland, dem drittwichtigsten Amazon-Standort, sind es bislang rund 9.000 feste Arbeitsplätze)
Im Artikel wird explizit ein Zusammenhang zwischen den Streiks der deutschen Lagerarbeiter in Bad Hersfeld und Leipzig hergestellt: in den letzten Monaten war dort immer wieder z.T. mehrtägig gestreikt worden, weil die Mitarbeiter nach dem Einzel- und Versandhandelstarif bezahlt werden wollen – Amazon zahlt weiterhin nach einem eigenen Tarif. Amazon habe sich darum in der letzten Woche dazu entschlossen, die Werke in Polen zu eröffnen und habe bei entsprechenden Verhandlungen mit den polnischen Behörden klar gemacht, an einem hohen Tempo und nicht wirtschaftlichen Subventionen interessiert zu sein.
Eine Vertreterin der Behörde für regionale Entwicklung in Breslau bestätigte gegenüber der „PB", es liefen Gespräche mit Amazon. Allerdings betonte sie, die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.
Keine Schließungen in Deutschland geplant
Amazon widerspricht Spekulationen österreichischer Medien, deutsche Versandzentren ins Ausland verlagern zu wollen: "Berichte über die angebliche Verlagerung von Amazon Logistikzentren sind völlig falsch. Es gibt keine Pläne, bestehende Amazon Logistik-Standorte in Europa zu schließen oder in andere Länder zu verlegen. Aufgrund des anhaltenden Wachstums prüft Amazon ständig Möglichkeiten zum Aufbau zusätzlicher Kapazitäten", teilte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber boersenblatt.net mit. Gestreut worden war die Falschmeldung von APA. Eine Verlagerung würde auch wenig Sinn machen: Amazon versucht mittelfristig seine Lieferung am gleichen Tag über Amazon Prime flächendeckend anzubieten und legt mit wachsenden Marktanteilen eher noch bei der Dichte der Versandzentren zu: In Kürze eröffnet etwa der neuen Standort bei Berlin (Brieselang) wo in den nächsten drei Jahren 1.000 feste Stellen und bis zu 2.000 saisonale Stellen geschaffen werden sollen. Es wäre das neunte Versandzentrum in Deutschland. Auch in Frankreich wurde vor kurzem ein neuer Standort bekanntgegeben.
Das Unternehmen könnte vielmehr im Sinn haben, in Kürze in Polen und Tschechien im Onlinehandel aktiv zu werden: „Amazon hat keine Ankündigung bezüglich der Expansionspläne für sein zukünftiges Wachstum gemacht", antwortet das Unternehmen auf entsprechende Anfragen ausweichend, verweist aber auf seine deutlich wachsenden Umsatzzahlen. In Polen ist der Platzhirsch bislang der Multimediahändler Empik. Weltbild Polska hatte sich vor kurzem vom Markt zurückgezogen. Amazon könnte es eilig haben, in diese Lücke zu stoßen. Auch in Russland soll ein Onlineshop bereits in Planung sein.