ProtoType 2013

"Der Gedanke der Vernetzung ist für das gesamte Projekt außerordentlich wichtig"

6. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Ein Baustein des ProtoType-Projekts ist die Stiftungsdozentur, die an sechs Hochschulen unter dem Motto "ProtoType goes Campus" Seminare mit Experten anbietet. Boersenblatt.net sprach mit Professor Okke Schlüter von der Hochschule der Medien in Stuttgart über die ProtoType-Erfahrungen in der Lehre und weitere Perspektiven.

Mit welchem Konzept gehen Sie an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart und die anderen an ProtoType beteiligten Studiengänge in die ProtoType-Seminare? Was ist das Ziel?Es hat zwei wesentliche Seiten. Zum einen begrüßen wir die vom Forum Zukunft des Börsenvereins ausgehende Initiative außerordentlich, weil branchenweit etwas losgetreten wird, um Innovation zu fördern und um die strukturellen Probleme anzugehen, mit denen die Branche kämpft. Natürlich sind wir primär den Lernzielen unserer Studenten verpflichtet, und da sehen wir die große Chance, das, was wir in den Vorlesungen eher konzeptionell vermitteln, konkret mit einem Unternehmer umzusetzen. Diese Seminare werden von einer Reihe von Experten angeboten. Dadurch, dass wir Unternehmerpersönlichkeiten dafür gewinnen, kommt auch methodisch etwas Neues an die Hochschulen.

Die Initiative bringt also auch einen Praxisbezug in die Studiengänge, den es so nicht gibt …Einige Kollegen anderer Hochschulen finden es überhaupt einmal erfrischend, Praxiselemente im Seminar zu haben. Im Studiengang Mediapublishing ist es so, dass ohnehin jedes Semester mehrere Projekte mit Kooperationspartnern aus Verlagen stattfinden. Nichtsdestotrotz sehe ich hier eine andere Qualität im Spiel, wenn eine Unternehmerpersönlichkeit Studierende motiviert, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, als wenn ein Professor im Regelbetrieb ein Projekt zusammen mit einem Verlag durchführt.

Was ist in dem ProtoType-Seminar, dass Ende März stattgefunden hat, konkret gemacht worden?Wie bei den Seminaren zuvor hat Harald Henzler zunächst eine Einführung in die Marktsituation und die Lage der Branche durch die Herausforderungen der Digitalisierung und andere Effekte gegeben. Er hat den Studenten zunächst methodisches Handwerkszeug für innovative Prozesse an die Hand gegeben – Arbeitsweisen, Kreativitätstechniken und Projektmanagement – , hat dann den Gedanken erst einmal freien Lauf gelassen und die Studenten einzelne Ideen entwickeln lassen. Dabei sind dann zum Schluss drei prägnante Konzepte herausgekommen: ein Hybrid aus Buch und Game, eine E-Book-Extension (also Erweiterung) und das Vertriebsmodell spreadBooks – ähnlich wie das Projekt nextbookstop aus der professionellen ProtoType-Runde, das ich in einer anderen Funktion betreue. Alle drei Projekte wurden Harald Henzler präsentiert, und es kam noch ein sogenannter Praxisbotschafter hinzu: Für diese Rolle konnten wir in diesem Jahr Michael Justus von S. Fischer gewinnen, der sich Zeit nahm, um die Präsentation der Studenten anzuschauen, – und ihnen ein ungeschminktes Feedback aus dem operativen Blickwinkel eines Verlags gab.

Tauschen Sie sich mit den Dozenten der anderen Studiengänge aus?Wir sind insgesamt sieben Hochschulen, die im Konsortium "Studium rund ums Buch" zusammengeschlossen sind, und sich jährlich auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren. Wir haben uns insbesondere mit den Buchwissenschaften in Mainz und der HTWK in Leipzig intensiv ausgetauscht.

Auf den Buchtagen wird es eine spezielle Subkonferenz zu ProtoType geben, sind Ihre Studenten dabei?Wir wollen ihnen die Teilnahme zu günstigen Konditionen ermöglichen. Der Gedanke der Vernetzung ist für das gesamte Projekt außerordentlich wichtig. Mit dem Team von Forum Zukunft habe ich schon darüber gesprochen, wie wir ProtoType stärker in die Branche tragen können. Meine Kollegen und ich sind der Meinung, dass ProtoType noch stärker vernetzt sein müsste, um zu schauen, wo Projekte im operativen Geschäft der Verlage eine Heimat bekommen könnten.

Die Konzepte werden nicht weiterverfolgt oder umgesetzt, wenn sie nicht in einem Verlag andocken können …Zum Teil müssen sie auch weitergeführt werden. Ich habe jetzt das Projekt Emotional Booksearch aus dem vergangenen Jahr als Thema einer Abschlussarbeit in meinem Studiengang ausgeschrieben, damit es konzeptionell ausgebaut werden kann.

Interview: Michael Roesler-Graichen

 

 

ProtoType: Veranstaltungstermine

Mittwoch, 19.6,. 15.00–15.45 Uhr
"openLab ProtoType": Lernen Sie die Projekte und Teilnehmer von ProtoType 2013 kennen

Donnerstag, 20.6., 9.30–10.30 Uhr
AKEP-Weckruf: "Rapid ProtoType-
Startups im Aufzuggespräch"

ProtoType ist ein Projekt des Forum Zukunft im Börsenverein, bei dem über ein halbes Jahr hinweg von Vor-, Quer und Nachdenkern aus den verschiedensten Bereichen an zukunftsfähigen Lösungsansätzen für die Branche gearbeitet wird.