Sprache und Nationalität des Autors spielen bewusst keine Rolle; seit 56 Jahren geht es bei diesem Preis nur um die besten Bücher für den Nachwuchs. Da haben Reihenkonzepte und das 20. Vampir-Epos ebensowenig Chancen wie englischsprachige Dutzendware oder Romane, die nach erkennbarem Creative-Writing-Muster geschrieben sind. Ein auf deutschsprachige Werke fokussierter Preis wird nicht verhindern, dass Lektorate weniger Lizenzen einkaufen; es würde auch keine deutsche Ecke in den Feuilletons eingerichtet. Was wäre unsere Jugendliteratur ohne Astrid Lindgren, Enid Blyton, Eric Carle oder John Green? Wie definiert sich ein deutschsprachiger Illustrator, der grandiose textlose Bücher schafft: nach dem Wohnort, dem Reisepass? Soll eine seit 30 Jahren in Deutschland lebende Autorin wie Holly-Jane Rahlens nicht nominiert werden, weil sie lieber auf englisch schreibt? Und hätte der DJLP noch die Strahlkraft, wenn er auf eine Sprache beschränkt würde?
Entsprechend empört reagieren denn auch die jugendlichen Juroren des DJLP über das Ansinnen, ihren Lesehorizont künstlich zu begrenzen. Leon, 16, sieht die Zielgruppe der Leser angegriffen; Paula, 15, betont, dass der DJLP "gerade durch internationale Autoren mit internationalen Themen so vielfältig und interessant" sei und deutsche Autoren nicht benachteiligt seien: "Es hat doch jeder seine faire Chance." In der Tat: Wir brauchen kein Reservat für deutschsprachige Autoren.