Rund 70 Autoren werden im nächsten Jahr nach Frankfurt kommen, um die literarische Vielfalt des Landes vorzustellen - neun davon gaben dem deutschen Publikum in diesen Tagen schon mal einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Dazu gehört Miton Hatoum, der sein Land morgen auch bei der feierlichen Übergabe der Gastrolle vertritt und seine Werke in 14 Sprachen veröffentlicht (auf deutsch bei Suhrkamp).
"Brazil in Every Word": Unter diesem Motto wird sich der Ehrengast 2013 präsentieren: "Um die Vielfalt und Weltoffenheit unserer Kultur zu zeigen, haben wir für den Gastlandauftritt ein Budget von 10 Millionen US-Dollar bereit gestellt", so die brasilianische Kulturministerin Marta Suplicy. Über 14 Frankfurter Kulturinstitutionen beteiligen sich mit Ausstellungen, Theater- und Tanzveranstaltungen. Eine Auswahl:
- Das Deutsche Architekturmuseum stellt neue Baukunst aus Brasilien vor.
- Die Deutsche Nationalbibliothek beteiligt sich mit einer Ausstellung zum deutschsprachigen Exil in Brasilien zwischen 1933 bis 1945.
- Das Sao Paulo Sinfonieorchester gastiert am 8. Oktober 2013 in der Alten Oper.
- Die Schirn Kunsthalle zeigt die Vielfalt der brasilianischen Graffiti-Kunst.
Den Gastlandpavillon (2.500 Quadratmeter Fläche) bespielen Daniela Thomas, Bühnenbildnerin, Kino- und Theaterregisseurin, und der Architekt Felipe Tassara. Ihr Anliegen sei es nicht, Brasilien "zu erklären", so die beiden über ihr Konzept. "Dies wäre ein unmögliches Unterfangen. Uns geht es darum, seine kreative Energie darzustellen" - und den Besucher zu faszinieren, bei Bedarf auch zu verwirren.
Brasilien ist nach 1994 zum zweiten Mal Gastland der Frankfurter Buchmesse. "Die Literatur dieses Landes ist derart facettenreich, jung und dynamisch, dass sie sich in keinerlei Schublade einordnen lässt", so Buchmesse-Direktor Juergen Boos bei der Pressekonferenz des neuen Ehrengastes. Aufgabe des Auftritts 2013 sei es, Lesern in Deutschland und der Welt den literarischen Reichtum Brasiliens zu erschließen.
Im Vorfeld des Gastlandauftritts hat Brasilien seine Übersetzungsförderung ausgebaut. Bis zum Jahr 2020 stellt das Kulturministerium 35 Millionen US-Dollar für eine breite Palette von Fördermöglichkeiten zur Verfügung – unter Federführung des Internationalen Buchzentrums (Centro Internacional do Livro, kurz CIL).
Das Hauptprogramm fördert die Übersetzung und Veröffentlichung von Titeln brasilianischer Autoren mit jeweils bis zu 8.000 US-Dollar. Darüber hinaus gibt es spezielle Programme, etwa im Kinder- und Jugendbuch. Neu: Ein Förderprogramm für ausländische Übersetzer, die ihre Sprachkenntnisse bei einem Aufenthalt in Brasilien vertiefen können. Außerdem können ausländische Verlage Reisekostenzuschüsse für Lesungen und Veranstaltungen ihrer brasilianischen Autoren beantragen.
Allein in den vergangenen 13 Monaten seien 21 Übersetzungsförderungen an deutsche Verlage vergeben worden, heißt es - Deutschland stehe damit, im Vorfeld des Gastlandauftritts, auf Platz 1 der Antragsteller, während es in den Jahren davor auf Platz 5 rangierte.
Das wirtschaftlich florierende Gastland hat einen Buchmarkt, in dem auch für deutsche Lizenzpartner einiges Potenzial steckt. 2011 kletterten die Umsätze auf dem brasilianischen Markt um 7,4 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 2,4 Mlliarden US-Dollar. Das geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag der brasilianischen Buchkammer und des nationalen Verlegerverbandes erstellt wurde. Befördert wird der Boom vor allem durch das Fachbuchsegment, das um satte 38 Prozent zulegen konnte.