Fortbildung

Buchhandel regional

20. Juni 2012
Redaktion Börsenblatt
Starke Themen beim dritten KNV Fokus Buchhandel: regionales Handeln, E-Commerce, Zusatzsortimente und Mitarbeiterführung. Rund 80 Teilnehmer nahmen zwei Tage lang am Programm teil.
Mehr Raum für den Austauch untereinander schaffen - das hatte sich KNV für die dritte Ausgabe seines Seminarprogramms Fokus Buchhandel fest vorgenommen - und die Dauer der Vorträge konsequenterweise gekürzt. Am Ende gaben zwar eigentlich alle Dozierenden doch einige Minuten dazu - aber es gab mehr Pausen und Gelegenheiten zum Klüngeln: Auf dem Programm standen ein Vortrag des Dänen Sten Lykkebo von der HK Handel (Handelsverband der Einzelhandelsangestellten) zum Thema Buchhandel in Europa mit dem Schwerpunkt Dänemark, Michael Riethmüller stellte den Teilnehmern seine Buy Local Kampagne vor, Martin Gaubitz gab eine grundsätzliche Einführung in die Welt von Social Media und E-Commerce. Außerdem stellten Matthias Hutzel (Schott Music) und Alfred Loib (MGS Loib) die Frage nach sinnvollen Zusatzsortimenten, E-Books und möglichen und unmöglichen Sortimentserweiterungen. Zu guter Letzt bot Beraterin Ellen Braun an beiden Tagen bewährte Erinnerungen in Sachen Zeit-Mangement und Personalführung.
Dieses Mal fand das zweitägige Seminar im hessischen Friedewald statt - unweit von Bad Hersfeld, wo ein Logistikzentrum Amazons steht. Das großräumige und luxuriöse Schlosshotel "Prinz von Hessen" ist auf Tagungen spezialisiert und bot eine ansprechende Atmosphäre, in der konzentriertes Arbeiten und entspannte Kaffepausen möglich waren.

"Uns ist es bislang gelungen die Teilnehmerzahl mit jedem Fokus Buchhandel deutlich zu steigern", zeigte sich Arnd von Conrady, Leiter IT Vertrieb & Services bei KNV mit dem Zuspruch aus dem Sortiment zufrieden. Ein deutliches Zeichen, dass die Themen Region / Buy Local  und seine Verbindung mit E-Commerce-Lösungen gerade den kleinen und mittelgroßen Sortimenten unter den Nägel brennen war der messbarbe Anstieg der Teilnehmerzahlen. Rund 20 Sortimener waren es in der ersten runden des Fokus Buchhandels, 2012 waren rund Buchhändler angereist.

Konnten die hohen Erwartungen der Buchhändler erfüllt werden?
boersenblatt.net hat den Fokus Buchhandel besucht und sich im Nachgang bei den Teilnehmern umgehört. Waren die 269 Euro (reduziert 149 Euro) Teilnahmegebühr gut investiert?
Claudia Blum, Buchhandlung Eulenspiegel, Bad Schussenried
"Es hat sich definitiv gelohnt. Die Veranstaltung war ein schöner Erfahrungsaustausch. Es ist wichtig, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen. Auch der Kontakt zu KNV wird auf diese Weise etwas persönlicher. Für mich war der Vortrag von Michael Riethmüller das Hauptereignis. Auch bei uns im Ort gibt es es eine Buy Local-Kampagne, die vom Gewerbe- und Handelsverein getragen wird. Mein Eindruck zu Herrn Riethmüllers Vorstoß: Da wird noch viel geredet - das Projekt ist eine gute Initiative, an der aber nicht alle Buchhändler teilhaben können. Aber auch Größere machen Kampagnen ... Auch in Bad Schussenried gibt es gerade konkrete Schritte: Ein Kampagne für mehr Wir-Gefühl soll auf die Beine gestellt werden. Gelungen fand ich den Vortrag von Frau Braun zum Zeitmanagement. Die Umsetzung scheiterte aber bereits am Montagmorgen - schließlich war die Arbeit von zwei Tagen liegen geblieben."


Marion Runtsch, Buchhandlung am Markt O. Roppel, Marburg
"Der Fokus Buchhandel war sehr interessant und informativ. Jeder Teilnehmer hat einen ganz unterschiedlichen Hintergrund. Der Vortrag des Dänen Sten Lykkebo hat mich persönlich sehr interessiert: Die Zahlen zum europäischen Buchhandel werde ich zu Hause in Ruhe nachbereiten. Schön zu sehen, welche Marktmacht der Buchhandel in Europa hat. Das kann und sollte uns allen Selbstbewusstsein geben. Wichtig war auch der Vortrag von e-wolff Martin Gaubitz: Eine gelunge Einführung in Facebook, Google und E-Commerce. Sehr interessant, diese mobile Geschichten. In Marburg ist das Thema vielleicht noch nicht in der Vehemenz des Vortrags über die digitale Zukunft angekommen, mobiles Marketing und E-Books wird für den Einzelhändler aber sichtlich wichtiger. Viele unserer Kunden sind zwar noch nicht im Netz unterwegs, aber das ändert sich natürlich. Wir müssen uns in unserer Buchhandlung um einen Internetauftritt kümmern, andere Kollegen sind da schon weiter. Diesen Schritt müssen wir jetzt machen.
Auch der Austausch mit den Kollegen ist immer sehr wichtig - zur Hinterfragung des eigenen Angebots, zum Beispiel wenn es um das Thema "Noten im Sortiment" geht. Wilder Aktionismus hilft natürlich auch nicht weiter. Buy Local ist ein weiteres Thema, mit dem sich die Klein- und Mittelstädte unbedingt auseinandersetzten müssen. Viel Umsatz wandert ins Internet ab und ist für die Region verloren - das ist ein gesellschaftliches und politisches Thema. Darum finde ich das Konzept gut - vor allem da es um ein Zertifiktat geht. Die Städte werden immer austauschbarer und verlieren ihr Gesicht, wenn man die Region nicht unterstützt. Der Leidensdruck ist da, das Problem ist, dass die Politik uns bislang nicht unterstützt, weil sie es anscheinend als anstößig empfinden, für den Handel Partei zu ergreifen."

Wolfram Wahle, Buchhandlung Fritz Wahle, Magdeburg
"Ich bin zufrieden nach Hause gefahren. Das Thema regional handeln und sich regional präsentieren über neue Medien hat mich gereizt. Gewünscht hätte ich mir konkretere Vorschläge und die Möglichkeit zur Vertiefung. Schön wäre ein Workshop gewesen - oder ein Zeitfenster, in der Gruppe Dinge selbst erarbeiten können. Die Gespräche am Abend verlaufen sich eben doch irgendwann. Frau Brauns Vortrag über Personalführung kann man immer gebrauchen und muss man immer wieder hören. Es schleift einfach zu viel ein. Auch auf Basics kommt es an: "Einfach mal miteinander reden."

Die dänische Aktion auf der Kopenhagener Buchmesse, die die Stärken des Buchhandels ausspielt, war interessant und könnte uns auch als Vorbild dienen.
Was das Seminar trägt, ist nicht zuletzt der Austausch mit den Kollegen. Darum ist die Zeitspanne von zwei Tagen auch nicht zu lang. Einzelhandel ist kein Selbstläufer mehr - das ist wohl die wichtigste Erkenntnis für mich. Auch das Thema Webshop ist für mich relevant - ich habe Treffen mit meinem Kundenbetreuer genutzt, um hier einzusteigen. Mehr erhofft habe ich mir von Herr Riethmüllers Vortrag - ich hätte gerne mehr zum Thema regionales Marketing erfahren, so wie es auch im Programm stand, ein kleiner Wermutstropfen."

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