Debatte

"Kein Buch hat jemals Ihre Daten verkauft"

8. März 2012
von Börsenblatt
Der Mainzer Kleinverlag André Thiele startet in diesen Tagen eine Plakatkampagne unter dem Slogan "Plädoyer für den rationalen Umgang mit den Neuen Medien": Damit will der Verlag nicht nur Werbung in Eigensache machen, sondern für das Produkt Buch werben.
Der Verlag startet in diesen Tagen seine Kampagne fürs Buch: "Das Verlagsbüro ist eine ehemalige Schlachterei im Mainzer Bleichenviertel, auf dem Fußweg vom Hauptbahnhof zur Innenstadt", erläutert Kristina Rubel. "Uns fiel auf, dass viele Leute stehenbleiben und in unser großes Schaufenster blicken, was da drin wohl los ist. Das wollten wir ausnutzen, um Werbung nicht nur für den Verlag, sondern für das Produkt Buch zu machen." Zusammen mit der Gestalterin Malika Wichtendahl aus Dresden entwarf man eine Serie von zunächst 24 Plakaten im Format A0. Die Plakate zeigen immer einen markanten Spruch wie "Nur mit einem Buch liest sich ein Buch wie ein Buch", "Gott googelt nicht" oder "Kein Buch hat jemals Ihre Daten verkauft".
 
Dabei ist der Verlag selbst aktiv im Internet und in den sozialen Netzwerken vertreten, gerade wird eine neue Webseite mit E-Book-Plattform aufgebaut. "E-Book und Internet sind eine neue Schriftkultur, wer das ignoriert, ist dumm", rechtfertig Verleger André Thiele die Aktion. "Aber Buch, Buchhandel und Bibliothekswesen sind erprobte, ausgereifte Institutionen - bis Internet und E-Book deren Gehalt und Verdienste eingeholt, geschweige denn überholt haben, werden noch viele Jahrzehnte vergehen." Auf diese Rangfolge der Kulturgüter hinzuweisen, sei Zweck der Plakate, die immer eine Woche hängen und jeden Montagmorgen ausgetauscht werden.
 
Mit Plakataktionen hat der Verlag nach eigener Aussage bereits Erfahrung: Am besten kam bisher der Spruch "Gott googelt nicht" an, der ergänzt wurde mit dem Slogan "Selber wissen macht schlau": 1.000 entsprechende Aufkleber waren in einer Woche vergriffen. "Einer davon tauchte an einer Lampe vor dem Mainzer Landgericht auf", berichtet Monika Ries, "und einer in einer Toilette der Staatskanzlei." "Es besteht also Hoffnung für die Mainzer Kulturwelt", ergänzt Andrré Thiele augenzwinkernd.