Börsenverein

Buchhandelsführung für die Kreativindustrie

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Wenn München zur "Munich Creative Business Week" bittet, darf die Buchbranche nicht fehlen: Der  bayerische Landesverband des Börsenvereins lud deshalb vergangene Woche zum Rundgang durch die Buchhandelslandschaft an der Isar ein. Eindrücke - und ein Interview mit Klaus Beckschulte vom Landesverband.

Das Konzept des Münchner Rundgangs: Drei Buchhandlungen unterschiedlichen Formats stellten den Gästen aus der Kreativindustrie ihr Sortiment vor - und an jeder Station sprachen Verlagsvertreter  über ihre jeweiligen Strategien und Programmstrukturen.

Los ging es in der Buchhandlung L. Werner in der Türkenstraße. Marion Duft berichtete aus der Geschichte der Traditionsbuchhandlung und davon, wie sich der heutige Schwerpunkt Architektur im Lauf der Jahre herausgebildet hat. Danach stellte der Callwey Verlag sein Programm vor, der neben dem Thema Garten auf Wohnen und Architektur spezialisiert ist. Pressesprecher Andreas Hagenkord ging sowohl auf die aufwendige Buchproduktion als auch auf die Fachzeitschriften („Baumeister“) ein. Bei dem Besuch zeigte sich Erstaunliches – und zugleich Erfreuliches: Nicht wenige Münchner, die bauen oder umbauen wollen, werden von den beauftragten Architekten erst mal in die Buchhandlung Werner geschickt - um dort in Callwey-Titeln zu blättern und so ihre Wünsche nach und nach zu präzisieren.

 

Die zweite Anlaufstelle beim Rundgang war die Hugendubel-Filiale bei den Fünf Höfen, durch das beindruckende Deckenfresko ein optisches Schmuckstück. Stolz präsentierte Filialleiterin Margit Immel die große Kunstbuchabteilung.- „Mit Kunstbüchern kann man noch immer Geld machen, wenn man versteht, Trends rechtzeitig zu erkennen“, so Immel. Dem konnten Pressesprecherin Pia Werner und Lektorin Claudia Stäuble aus dem Prestel Verlag nur zustimmen – sie stellten bei Hugendubel ein neuees Jugendstilbuch und einen Band über das Leben und Werk von Caspar David Friedrich vor.

 

Dritte und letzte Station war die Buchhandlung Literatur Moths in der Rumfordstraße. Bei Schnee und frostigen Temperaturen waren die Teilnehmer des Rundgangs dankbar für das Glas Punsch, das ihnen dort gereicht wurde. Dabei erläuterte Regina Moths ihr Konzept der schönen Bücher: „Wir verstehen uns als Sortimentsbuchhandlung und möchten Menschen zu Büchern hinführen – das betrifft Inhalt wie Form“. Margit Ketterle von Droemer Knaur bewies dann anhand einiger Beispiele, dass sich auch für Sachbuch-Inhalte ungewohnte, frische Formen finden lassen.

 

Den rund 12 kreativen Köpfen, die an dem Rundgang teilnahmen, schien die Sache Spaß zu machen - gleich, ob sie nun in der Lichtindustrie, in der Kommunikation oder im Designbereich zu Hause sind. Es wurde viel gefragt und diskutiert. Und darauf, dass das Buch etwas wert sei, konnten sich alle Besucher  problemlos einigen.

 

Interview

"Marketing für die Branche"

Klaus Beckschulte, Geschäftsführer des Landesverbands Bayern, zum Buchhandelsrundgang

Wie wurde die Idee geboren die Buchbranche schlaglichtartig als „Kreativwirtschaft“ bei einem Münchner Rundgang vorzustellen?

Beckschulte: Der Landesverband Bayern ist Mitglied im Netzwerk der Kultur- und Kreativschaffenden in Bayern. Durch den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen dort haben wir von den Planungen der Munich Creative Business Week, kurz MCBW, erfahren. Die Kreativwirtschaft ist der drittgrößte Wirtschaftszweig in Europa. Bei einer Präsentation dieser treibenden Kraft darf die Buchbranche natürlich nicht fehlen.

Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit dem Rundgang?


Beckschulte: Der Landesverband nutzt die MCBW, um Marketing für das Buch zu machen und die Leistungen der Branche zu kommunizieren. Verlagen und Buchhandlungen bieten wir damit außerdem eine weitere Plattform, um sich zu präsentieren.

Die Münchner Buchbranche ist groß: Wie repräsentativ können da die drei vorgestellten Buchhandlungen und Verlage sein?

Beckschulte: Die Unternehmen, die sich während des Rundgangs vorstellen sind insofern repräsentativ, als dass sie sehr unterschiedlich sind und durchaus eine Vielfalt der Branche repräsentieren. Es ist eine Fachbuchhandlung dabei, eine Filialbuchhandlung und ein unabhängiges Sortiment. Auf Verlagsseite ist von klein- und mittelständisch bis groß alles dabei. Am Ende muss die Anzahl der Unternehmen, die man in 3 Stunden ablaufen kann, eben auch im Rahmen bleiben.

Bleibt dieser Rundgang eine Einzelveranstaltung oder soll es in Zukunft weitere geben?

Beckschulte: Der Testballon ist sehr gut angenommen worden. Die Veranstaltung war schnell ausgebucht. Es wäre leichtfertig, diese Begeisterung nicht weiter zu bedienen. Ich kann schon jetzt sagen, dass wir bei einer nächsten MCBW wieder dabei wären.