Branchen-Monitor

Umsatz September 2011

11. Oktober 2011
von Börsenblatt
Die Nachwehen des Sarrazin-Erfolgs: Steil bergab ging es für die Buchhändler im September – über alle Vertriebswege hinweg. Ein Grund: die hohen Vorgaben aus dem Vergleichsjahr 2010.
Der dritte Minus-Monat in Folge: Auch im September ist das Geschäft im Buchhandel nicht in Schwung gekommen – im Gegenteil. In den Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäuser ist ein Umsatzrückgang von sieben Prozent zu notieren, obwohl die Anzahl der Verkaufstage wie im Vorjahr bei 26 lag. Das geht aus dem Branchen-Monitor Buch hervor, der im Auftrag des Börsenvereins von Media Control GfK International ermittelt wird. Die Bilanz nach neun Monaten: Die Händler liegen mit ihren Einnahmen vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts zwei Prozent hinter den Werten des Vorjahrs zurück. Damit sind die Erwartungen, die in diesem Jahr mit den Tagen vor dem Fest verbunden sind, besonders hoch.

Anders als sonst wichen die Umsätze im Sortiment im September nicht so stark von denen der anderen Vertriebswege ab. Mit minus 7,2 Prozent bewegten sich die stationären Buchhändler in einem vergleichbaren Rahmen. Da die Vormonate jedoch turbulenter verlaufen sind, addiert sich das bisherige Umsatzminus im Sortiment auf 2,9 Prozent – und liegt damit fast einen Prozentpunkt unter dem Branchendurchschnitt. Auch mit dem Rechnungsgeschäft konnten die Sortimenter im September keinen Blumentopf gewinnen – der Rückgang belief sich hier auf 5,1 Prozent.

Der Sarrazin-Effekt: Hardcover und Sachbuch verlieren im Jahresvergleich

Die Einbußen zogen sich bei allen Vertriebswegen durch sämtliche Editionsformen. Besonders augenfällig ist das Absacken der Hardcover, die fast zweistellig verloren (siehe Grafik). Die Erklärung dafür: Im September 2010 erschien Thilo Sarrazins Bestseller "Deutschland schafft sich ab", der damals monatelang die Kassen klingeln ließ – mit der Folge, dass die Messlatte nun für die nächsten Monate ganz oben liegt. Die hohen Vorgaben des Jahres 2010 konnten dementsprechend auch in der Warengruppe Sachbuch nicht erfüllt werden. Der Einbruch betrug dort beträchtliche 35,3 Prozent.

Belletristik und Reiseliteratur als Urlaubslektüre gefragt

Die Fans von Hörbüchern gaben sich ebenfalls zurückhaltend, was den Audiobooks ein Minus von 3,7 Prozent beschert hat. Kleine Lichtblicke gab es, der Ferien- und Jahreszeit entsprechend, beim Thema Reisen. 2,6 Prozent mehr Umsatz wurde mit diesen Büchern erwirtschaftet. Gleiches gilt für die Belletristik, gern genommen als Urlaubslektüre, die um 1,5 Prozent zulegen konnte.

Bei den anderen Warengruppen dominierten die Minuszeichen. Naturwissenschaft, Medizin, Informatik und Technik etwa gab um mehr als acht Prozent nach. Über sieben Prozent waren es bei Geisteswissenschaften, Kunst und Musik. Auch für die Ratgeber lief es nicht zum Besten. Sie verloren 6,1 Prozent.

Der Ratgebermarkt Januar bis September

Genau die Ratgeber haben die Marktforscher von Media Control GfK International für den Zeitraum von Januar bis September näher betrachtet. Auf das Jahr gesehen verloren die Bücher mit praktischen Tipps fürs Leben bislang 3,8 Prozent, bei einem Anteil von 15,5 Prozent am gesamten Buchmarkt. Erfolgreichster Titel ist nach neun Monaten "Leben oder gelebt werden" von Walter Kohl (Integral), dann folgen Margot Käßmanns "Sehnsucht nach Leben" (Adeo) sowie "Weber’s Grillfibel" (Gräfe und Unzer).

Stabiler Umsatzbringer Essen & Trinken

Wichtigster Umsatzbringer auf dem Ratgebermarkt ist das Segment Essen & Trinken, das gut ein Fünftel der Einnahmen zur Warengruppe beisteuert (siehe Grafik). Es zeigte sich mit einem Zuwachs von 0,9 Prozent mehr als stabil. Anders dagegen das Segment Lebenshilfe & Alltag, das knapp 20 Prozent der Umsätze ausmacht. In diesem Bereich war ein Minus von rund vier Prozent zu verzeichnen. Ähnlich erging es den Titeln rund um das Thema Gesundheit, die 18,3 Prozent des Ratgebermarkts stellen. Ein Absinken von vier Prozent – so lautet die Zwischenbilanz für dieses Segment.

Besonders schwer taten sich Ratgeber zu Recht, Beruf und Finanzen, bei denen mehr als 13 Prozent der Einnahmen auf der Strecke blieben – allerdings fällt dies nicht so stark ins Gewicht, da ihr Anteil am Gesamtmarkt lediglich vier Prozent beträgt. Sportratgeber fanden ebenfalls deutlich weniger Fans und erlitten mit minus 16 Prozent einen herben Rückschlag. Auch hier machen die Umsätze jedoch nur vier Prozent der Ratgeberliteratur aus.

Christina Schulte