Entscheidung des Gläubigerausschusses

Eichborn bleibt noch in der Insolvenz

28. September 2011
von Börsenblatt
Im Ringen um das Fortbestehen des seit 1. September insolventen Eichborn Verlags ist noch kein Ende in Sicht: Der vorläufige Gläubigerausschuss hat sich heute in Frankfurt für eine limitierte Fortführung des Geschäftsbetriebs durch den Insolvenzverwalter Holger Lessing entschieden. Das bedeutet konkret: "Bis zum 30. Juni 2012 wird der Verlag weitergeführt", so Lessing. Sollte noch ein akzeptables Angebot auf den Tisch kommen, könnte der dreiköpfige Gläubigerausschuss hierüber jederzeit entscheiden.

Befunden hatte der aus je einem Vertreter der Arbeitnehmer, der Lieferanten und der Großgläubiger bestehende Ausschuss heute über die Frage, ob das letzte verbliebene Angebot angenommen oder der Geschäftsbetriebs durch den Insolvenzverwalter limitiert fortgeführt werden soll. Bei dem verbliebenen Angebot, bei dem der Interessent gestern Abend um 21 Uhr noch seine finale Version übersandt hatte,  rechneten die Ausschussmitglieder genauestens durch, kamen jedoch zu dem Schluss, es gebe dort “zu viele Unwägbarkeiten". So hatte sich der Interessent zu viele Abzugsmöglichkeiten vom Kaufpreis vorbehalten, wodurch der Insolvenzmasse im worst case Kosten entstanden wären, die den Kaufpreis überstiegen hätten. „Dies wäre einer Verschleuderung der Insolvenzmasse gleichgekommen“, konstatiert Lessing.

Bei dem Bieter soll es sich dem Vernehmen nach um den Aufbau-Mehrheitseigner Matthias Koch handeln, der im März dieses Jahres die Mehrheit der Eichborn-Aktien erworben hatte. Der Verlag sollte sich unter dem Dach des Aufbau-Hauses auf die Kernfunktionen (Programm, Marketing, Presse, Lizenzen) konzentrieren und diese weiterhin selbst wahrnehmen. Für die übrigen Verlagsbereiche waren mit dem Aufbau Verlag Geschäftbesorgungsverträge vereinbart worden. Die Pläne wurden nicht umgesetzt, im Juni hatte Koch beantragt, bei der (nicht stattgefundenen) außerordentlichen Hauptversammlung die Eichborn AG auflösen zu lassen. Im Juli gab er die Aktienmehrheit an Eichborn wieder zurück und hielt zwischen 26 und 49 Prozent.

Der Zeitplan für Eichborn sieht nun so aus, dass "wir auf der Buchmesse präsent sein werden und das Herbstprogramm wie geplant umsetzen", so Insolvenzverwalter Lessing. Er hofft weiterhin auf ein überzeugendes Angebot, auch durch neue Bieter. Gut möglich ist ebenso, dass einzelne Bieter, die sich bereits zuvor für Teile der Eichborn-Produktpalette wie die Andere Bibliothek interessiert hatten, wieder mit einem Angebot anklopfen. Am 18. Oktober findet in Frankfurt dann die ordentliche Gläubigerversammlung statt.