Interview mit Heike Grümmer, Messebuchhandlung Leipzig GbR

„Ein tragfähiger Kompromiss“

28. September 2011
von Börsenblatt
Mehr Transparenz, aber kein Direktverkauf am Stand: Zur Leipziger Buchmesse 2012 gelten für Verlage neue Regeln. Heike Grümmer von der Messebuchhandlung Leipzig GbR erklärt im Interview die Lage.
Die Einführung einer Servicegebühr hatte gerade bei kleineren Verlagen zu heftiger Kritik geführt. Glauben Sie, dass die neue Regelung die Kritiker zufrieden stellen wird?
Nach dem sich zur Messe zeigte, dass unser System der Servicekassen im Grunde funktionierte, waren jene, die sich beteiligt hatten, eigentlich versöhnt. Natürlich gab es weiter Kritik an den 45 Prozent Rabatt, viele kleine Verlage vertraten den Standpunkt, dass wir, wenn wir bei ihnen am Stand verkaufen, keine Logistik benötigen. Deshalb haben wir die drei gestaffelten Tarife entwickelt, die für mehr Transparenz sorgen sollen. Wir haben im Vorfeld mit vielen Verlagen, großen wie kleinen, gesprochen, und glauben, dass wir eine faire Lösung vorgelegt haben.

Sie haben auch die Logistik nach der Messe noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Gibt es weitere Neuerungen?
Bei den Service-Kassen werden wir 2012 mit Scannern arbeiten, (sofern die Verlage einen Barcode auf ihren Büchern haben), so dass die Verlage zur Auswertung eine Excel-Datei bekommen – und nicht mehr anhand von Strichlisten auszählen und fakturieren müssen. Außerdem werden wir bei der Betreuung der Veranstaltungen mit Büchertischen nachbessern: Bisher stand die Ware in der Messebuchhandlung, die Studenten haben sie sich tagesaktuell für die einzelnen Foren zusammengestellt. Da gab es hin und wieder Auswahl-Diskrepanzen, manchmal wurden auch Bücher nicht gefunden. Um das zu vermeiden, stellen wir die Ware bereits im Vorfeld der Messe bei LKG zusammen, Büchertisch für Büchertisch. Dazu können die Verlage vorab entscheiden, wie viele Exemplare eines Titels mitgenommen werden sollen.

Das erfordert mehr Personal?
Da wir 2012 auch im Comic-Bereich tätig sind, werden wir zirka 250 Studenten einstellen.   

Die Emotionen hatten sich nicht zuletzt am Wort „Servicegebühr“ hochgeschaukelt. Gab es die Option, über die Rabattgestaltung aus der Klemme zu kommen?
Das war nie eine Option. Eine Rabattforderung von 48 oder gar 50 Prozent wäre das falsche branchenpolitische Signal. Man muss das Wort „Service“ richtig erklären. Tut man das, wird man sehen, dass wir Leistungen bieten, die keine andere Buchhandlung erbringt. Welche Buchhandlung wird in vier Tagen auf- und wieder abgebaut? Welche Buchhandlung nimmt jeden Titel, der ihr geliefert wird? Selbst die Limitierung auf einen Titel pro Quadratmeter Standfläche wird erstmals wegfallen. Wir haben das betriebswirtschaftlich lange hin und hergerechnet, haben auch mit dem Landesverband noch einmal diskutiert. Wir glauben, dass unser Modell ein für alle tragfähiger Kompromiss ist.