Bankenkonferenz

Bankerbegeisternde Rendite

19. September 2011
von Börsenblatt
Die Buchbranche und ihre Entwicklung in Richtung Digitalisierung scheint für Banker immer interessanter zu werden. Zur sechsten Auflage der Bankenkonferenz kamen heute gut 20 Branchenanalysten, Kundenbetreuer von Buchhandlungen und Verlagen sowie Kreditsachbearbeiter ins Buchhändlerhaus nach Frankfurt.
Zur Konferenz geladen hatte der Börsenverein, die Veranstaltung stand unter dem Motto „Veränderungen in der Wertschöpfungskette im Buchhandel“. „Es ist uns ein großes Anliegen, Informationen zu transportieren über eine Branche, die besondere Eigenheiten hat und Rahmenbedingungen, die die Vielfalt erhalten", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Mit der Konferenz wolle der Verband verdeutlichen, „wie die Branche tickt und dafür Verständnis wecken“. Für viele Buchhändler und Verleger sei es schwierig, „mit den Banken ins Geschäft zu kommen“, so Skipis. 

Für die Gäste aus der Finanzwelt gab es verschiedene Vorträge, die die vielfältigen Facetten der Branche wiederspiegelten. Klaus Kämpfe-Burghardt, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Ueberreuter, ging der Frage nach, „wie man mit Büchern Geld verdient“. Sein Augenmerk galt auch den E-Books, „die die Wertschöpfungskette verändern“. Kämpfe-Burghardt wies darauf hin, dass bei den Konsumenten „der feste Glauben herrscht, dass E-Books billiger als gedruckte Bücher sein müssen, weil die Konsumenten nichts in der Hand haben und nichts ins Regal stellen können.“ Seiner Meinung nach seien die elektronischen Bücher derzeit unter dem Strich noch nicht so profitabel, „wie wir es brauchen. Bankerbegeisternde Renditen lassen sich damit noch nicht schaffen.“

Armin Gmeiner, Chef des Gmeiner Verlags, stellte sein Unternehmen vor, das bereits mehrjährige Erfahrung mit der Produktion von E-Books habe. Zwei Prozent des Umsatzes würden mit diesem Format erwirtschaftet. „Überdurchschnittlich viel, wenn man bedenkt, dass der Marktanteil von E-Books derzeit bei einem halben Prozent liegt“, gibt sich Gmeiner sehr zufrieden mit der Entwicklung. Seit zwei Jahren werden alle Bücher des Verlags gleichzeitig gedruckt und digital publiziert: „Das geht bei uns im Workflow automatisch.“ Da alles im eigenen Haus geleistet werde, „kommen wir bei den elektronischen Büchern etwa auf den gleichen Ertrag wie bei den gedruckten.“

Andreas Auth, Geschäftsführender Direktor und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der WBG, gab einen Einblick in die Arbeit der WBG, „ein Unikat in der Verlagslandschaft“, wie er sagte. Auch in seinem Haus werde an der neuen Wertschöpfungskette gearbeitet. Man sei dabei, das Print-Geschäftsmodell auf ein digitales Geschäftsmodell zu übertragen. „Zudem werden wir unsere Geschäftsmodelle erweitern, insbesondere digital.“ Außerdem will die WBG weiter wachsen und Verlage zukaufen. Ausgebaut werden solle auch das Kooperationsgeschäft mit Bibliotheken und Ausstellern.

„Wir haben ein kleines Portfolio aus der Verlagswelt für Sie aufgeblättert“, resümierte Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis. „Und Sie sehen: Verleger sind nicht nur Kaufleute, sondern sehr inhaltsaffine Menschen.“ Zugleich gab er einen Ausblick auf die Zukunft: „Das E-Book-Geschäft wird nicht heißen, 1:1 das gedruckte Buch zu übertragen. Vielmehr wird es darum gehen, es anzureichern – mit Filmen, Tönen und Bildern.“