Interview mit Tim Boltz

"Ich bin der Extrabelag auf der Pizza“

7. September 2011
von Börsenblatt
Privatlesung mit Pizza  - der Frankfurter Autor Tim Boltz alias Zeno Diegelmann kooperiert mit dem Pizzalieferservice Joey's, um seinen Comedy-Roman "Weichei" (Goldmann, ET: 12. September) unter die Leute zu bringen.

"Tim Boltz in ihrem Wohnzimmer – und dazu 10 Pizzen nach Wahl". Hört sich an, als wären Sie der Hauptpreis.
Ja, ich bin sozusagen der Extrabelag oben drauf. „Einmal Pizza Weichei mit einer Extraportion Boltz“.

Sie lesen vor, die anderen essen Pizza. Eine schöne Vorstellung?
Für den Zuhörer auf jeden Fall. Nein im ernst: Ich mag neue Herausforderungen. Und das wird definitiv eine solche. Schließlich ich bin ich ja, entgegen sonstiger Lesungen, so etwas wie der Kaffee-Gast bei den Zuhörern. Ich freue mich auf diese sehr intime Atmosphäre. Und wer weiß, vielleicht wechsle ich auch nach zwei Kapiteln die Perspektive und lasse den Gastgeber mal was lesen und ich esse Pizza...

Haben Sie besondere Kontakte zum Pizzalieferservice Joey's?
Besondere Kontakte? Das klingt ja beinahe nach Verschwörungstheorie gegenüber der Pizzalieferservicemafia. Nein, wie jeder andere, der kochtechnisch des Öfteren mal an einer motivatorischen Talsohle anlangt, greife ich halt hin und wieder zum Telefonhörer, um eine Pizza zu bestellen.

Und wie kam es dann zu dieser einmaligen Kooperation?
Meiner Meinung nach genügt es heute nicht mehr, nach Manuskriptabgabe die Hände in den Schoß zu legen und zu warten was passiert. Der Autor sollte überlegen, was er in Sachen Vertrieb beitragen kann. Joey's ist eine bekannte Marke, verfügt über einen erstklassigen Verteilerhebel und ich finde die Produkte gut.  Als ich Lutz Wackernagel (Joey's Frankfurt) von der Idee erzählt habe, war er gleich Feuer und Flamme.

Sie haben die Werbeaktion ohne den Verlag eingefädelt?
Ich habe Goldmann selbstverständlich immer auf dem Laufenden gehalten.

Werden Sie mit "Weichei" auch auf "normale" Lesereise gehen?
Sie meinen, ob ich auch außerhalb von Wohnzimmern und Pizzaschachteln vorlese? Ich kann Sie beruhigen, es sind bereits einige „normale“ Lesungen verabredet und weitere in Planung. Für mich sind Lesungen das Salz in der Suppe des Autors. Das direkte Feedback der Leser, die Energie... ich liebe das.

Ihre Krimis haben Sie unter Ihrem Namen veröffentlicht. Warum für "Weichei" ein Pseudonym?
Anderes Genre, anderer Verlag, anderer Name - der Verlag und ich waren uns sicher, dass es sonst  unweigerlich zu Irritationen gekommen wäre.

"Weichei" läuft unter dem Etikett "Comedyroman". Was heißt das genau?
Jeder hat da seine eigene Interpretation. Ich verbinde mit der Bezeichnung „Comedy“ vielleicht etwas frecheres, moderneres und provozierenderes als mit „Unterhaltungsroman“ oder „Komödie“.

Und wie geht es für Sie weiter: Krimis oder Comedy-Romane?
Nicht oder, und! Solange mir meine Diegelmann-Boltz’sche Schizophrenie treu bleibt, möchte ich gern beides machen. Ich merke wie sich die beiden unterschiedlichen Genres und Schreibstile sogar gegenseitig befruchten. Aktuell arbeite ich zusammen mit dem Goldmann-Verlag an der Fortsetzung von "Weichei". Parallel schreibe ich aber auch an einem neuen Krimi.