Die erste deutsche Bestsellerliste für E-Books ist ein Signal. Erstmals wird das Kaufverhalten der Kunden in diesem Segment ebenso genau abgebildet wie im Markt für gedruckte Titel. Die Charts zeigen zugleich, dass elektronische Bücher allmählich den Anschluss an den Markt finden – auch wenn die Verkäufe immer noch bescheiden sind. Die Top Ten Belletristik, die Media Control GfK International für August 2011 ermittelt, offenbart außerdem eine ziemliche Übereinstimmung der Präferenzen bei den Käufern: Spannungsliteratur und die Provokationen von Charlotte Roche liegen ganz vorn in der Gunst der Leser – ob in gedruckter oder elektronischer Form. Unterschiede in den Platzierungen erklären sich unter anderem dadurch, dass Nutzer von Lesegeräten zunächst aktuelle Titel kaufen und dann frühere Bücher eines Autors nachordern. Deshalb sind Jussi Adler-Olsen, Charlotte Roche und Nele Neuhaus gleich mit mehreren Titeln in der Liste vertreten. Außerdem spielt eine Rolle, dass E-Book-Leser häufiger der jüngeren Zielgruppe angehören.
Die Top Ten E-Books hat auch einen Marketingeffekt: Sie wird dafür sorgen, dass E-Books in den Medien präsenter werden – wie in den USA, nachdem die "New York Times" ihre Bestsellerliste um digitale Charts erweitert hatte. Wenn künftig öffentlich über Erfolgs-bücher gesprochen wird, könnte immer häufiger die Frage kommen: Gibt es das auch als E-Book? Und speziell aus Buchhändlerperspektive: Kann ich das meinem Kunden besorgen? Wenn so gefragt wird und entsprechende Antworten erwartet werden, zeigt sich, dass in das E-Book-Geschäft nach und nach Normalität einkehrt.
