Extra E-Book & Neue Medien

"Neue Plattformen sind eine große Chance"

8. September 2011
von Börsenblatt
Einst war die CD-ROM ein Hoffnungsträger. Heute ist sie ein Auslaufmodell, das aber immer noch Käufer findet. Kurt Tomaszewski, Geschäftsführer von United Soft Media (USM) in München, über den langsamen Abschied von der Scheibe und neue Anwendungen für Smartphones, iPad & Co. Mehr zum Thema CD-ROM und zum elektronischen Buchmarkt finden Sie in unserem Extra E-Book & Neue Medien in Börsenblatt 36 / 2011.

Wie haben Sie die Anfänge von Multimedia erlebt?
Unsere ersten Titel erschienen 1994 zusammen mit Pixelpark. Damals gab es einen Riesenhype um das Thema CD-ROM. Unser Titel "Route 66" hat 1995 gleich den Preis der Multimediamesse in Cannes, den Milia d’Or, gewonnen. Es war eine tolle und spannende Zeit, in der man dachte, die Welt wird sich verändern und das Buch ist in einigen Jahren verschwunden. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

Wann kam die Einsicht, dass das Buch nicht totzukriegen ist?
Ein erster Einbruch bei den CD-ROM-Verkäufen kam mit dem Internet und der Verbreitung multimedialer Inhalte via Flash-Programmierung. Seit zehn Jahren ist der CD-ROM-Markt rückläufig, am Anfang noch dezent, aber mittlerweile massiv.

Wie kann ein Verlag, der sich auf elektronisches Publizieren spezialisiert hat, da noch überleben?
Wir haben über die Jahre hinweg eine große und hochwertige Substanz geschaffen, die ständig weiterentwickelt wird. So können wir Nachfolgeprodukte kostengünstig produzieren und mit den bestehenden Inhalten weiterhin Erlöse erzielen. Einige Titel laufen nach wie vor gut, etwa der Tipptrainer "Goldfinger", das Astronomieprogramm "Redshift", "Der Stammbaum" oder das Astrologieprogramm "Astro Star". Im Übrigen produzieren wir längst nicht mehr nur CD-ROMs und DVD-ROMs.

Hat der Buchhandel noch einen Anteil an CD-ROM- und DVD-Verkäufen?
Früher gingen bei uns 40 Prozent des Umsatzes über den Buchhandel, inzwischen sind wir bei fünf Prozent gelandet. Heute wird viel über Direktkanäle wie Amazon verkauft.

Woraus schöpfen Sie neue Hoffnung?
Am erfolgreichsten sind momentan Titel für iPad und iPhone. In diesen neuen Plattformen sehen wir eine große Chance. Wir haben über die Jahre 800 Computer-Titel geschaffen. An vielen besitzen wir die Rechte und können sie in den nächsten Jahren für iPad & Co. umsetzen. Das ist eine sehr gute Zukunftsperspektive.

Dann ist das iPad die Rettung für die Verlage?
Auch beim iPad wird die Luft dünner werden. Die Entwicklung vollzieht sich phasenweise. In den letzten Jahren war ich pessimistisch, weil die verkauften Stückzahlen, speziell bei PC-Software, in den Keller gingen. Wir haben daraufhin Hörspiele in unser Portfolio aufgenommen, was gut funktioniert hat. Nachdem uns die Games für Spielekonsolen nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, kamen iPhone und iPad für uns zur richtigen Zeit. Man muss flexibel sein, um reagieren zu können.