Am Anfang gab es nur strahlende Sieger: Jeff Bezos (Amazon), Steve Jobs (Apple) und Larry Page (Google) standen auf dem Treppchen – jeder als Champion in seiner Liga: Onlinebuchhandel, iPhone & Co., Suchmaschinen. Doch aus dem Dreigestirn des Internets sind längst Herrscher mit Alleinvertretungsanspruch geworden, die auch die Märkte der anderen bedienen. Die gottähnlichen drei ringen nun um die Hegemonie im E-Book-Markt von morgen und bringen sich in Stellung. Die Vormacht sichern weniger die Inhalte als die Geräte, Plattformen und Patente – wenn man von Ausnahmefällen wie
Joanne K. Rowling absieht.
Eifersüchtig wacht Apple über die Einzigartigkeit seiner Kultgeräte: Du sollst kein iPad neben mir haben, das anders heißt, aber ähnlich aussieht. Kraftprotzend kauft Google Motorolas Mobilfunksparte, um Android-Tablets in die Schlacht zu werfen und Steve Jobs ein Waterloo zu bereiten. Amazon dreht Apple wegen dessen rigider App-Policy die Nase und startet seinen Cloud Reader für iPad-Besitzer, damit sie erst gar nicht in Versuchung geraten, in Apples iBookstore einzukaufen.
Das alles sind erste Anzeichen für einen Verteilungskampf, der noch an Härte zunehmen wird. Die Verlage sind damit nicht aus dem Spiel. Sie sind selbst Betroffene – etwa dann, wenn große Onlinehändler auch die Preishoheit für sich beanspruchen. Deshalb darf man gespannt auf den Ausgang der von Amazon wenn nicht inszenierten, dann doch stillschweigend begrüßten Klage gegen fünf große US-Verlagsgruppen wegen des Agency-Modells warten. Noch heißt der Kampfplatz USA. Aber der Kanonendonner hallt schon herüber.
von Michael Roesler-Graichen