Interview mit Rolf Grisebach

"Die Nachfrage nach Lernhilfen steigt weltweit"

11. August 2011
von Börsenblatt
Die Pearson-Gruppe übernimmt den Lernhilfenanbieter Stark Verlag, um ihre Geschäftsbasis in Deutschland zu erweitern. Boersenblatt.net sprach mit Rolf Grisebach, Geschäftsführer von Pearson Deutschland, über die strategische Rolle des Zukaufs und die Entwicklungsperspektiven für Stark. Mehr zum Thema Lernhilfen finden Sie in unserem aktuellen Extra in Börsenblatt 32 / 2011.

Pearson ist in Deutschland bisher nur am Rande im Schulbuchgeschäft vertreten. Was ist der Anlass für die Übernahme des Stark-Verlags?
Wir suchen nach Möglichkeiten, unser Geschäft zu erweitern – durch organisches Wachstum ebenso wie durch maßvolle Akquisitionen. Der Stark Verlag ist im Lernhilfen-Segment sehr erfolgreich und ist bei Materialien zur Prüfungsvorbereitung und für das Abitur ganz klar Marktführer. Die Pearson Gruppe kann ihre digitale Expertise beisteuern und die Technologie bereitstellen, um das Programm des Stark Verlags digital zu erweitern. Unsere Schulbuchaktivitäten beschränken sich auf Titel für naturwissenschaftliche Fächer in der gymnasialen Oberstufe, die auf unseren Hochschullehrbüchern basieren. Daran wird sich auch mittelfristig nichts ändern.

Gibt es einen speziellen Grund, weshalb Sie sich für den Stark Verlag entschieden haben und nicht für einen anderen, beispielsweise naturwissenschaftlichen Verlag?
Man kann weltweit eine wachsende Nachfrage nach Lernhilfen für die Prüfungsvorbereitung beobachten. Die Ursache dafür ist, dass Noten in der schulischen Laufbahn immer wichtiger werden. Wer Karriere machen will, braucht gute Noten. Eltern und Schüler sind bereit, dafür Geld auszugeben, zumal die öffentliche Hand als Geldgeber ausscheidet. Lernhilfen zu verkaufen ist also ein funktionierendes Geschäftsmodell. Und obwohl es sich meist um preiswerte Publikationen handelt, haben wir es mit einem interessanten Marktsegment zu tun.

Wie wollen Sie das Programm von Stark weiterentwickeln?
Die gedruckten Übungsmaterialien sollen durch digitale Komponenten ergänzt werden, hierzu nutzen wir Erfahrungen aus unserem US-Geschäft. Ich glaube aber nicht, dass gedruckte Lernhilfen ihre Berechtigung verlieren, deshalb denken wir über kombinierte Lösungen aus Print und online nach. Stark ist aber noch in einem anderen Bereich sehr aktiv: der Unterrichtsvorbereitung für Lehrer. Auch hier wäre ein Ausbau des Programms sinnvoll.

Interview: Michael Roesler-Graichen


Stark Verlag
Sitz: Hallbergmoos bei München
Mitarbeiter: ca. 200
Umsatz 2010: über 20 Millionen Euro