Branchen-Monitor

Umsatz Juni & erstes Halbjahr 2011

14. Juli 2011
von Börsenblatt
Ein Sommer-Hoch für den Buchhandel: Der Juni brachte endlich mal wieder ein Umsatzplus. Dennoch ist die Halbjahresbilanz negativ – sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz. Das zeigt der Branchen-Monitor Buch.

Zwei Verkaufstage weniger als im Juni des vergangenen Jahres – und trotzdem ein Plus von einem Prozent. Mit diesem erfreulichen Ergebnis haben die Vertriebswege Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser den letzten Monat abgeschlossen. Laut Branchen-Monitor Buch, den Media Control GfK International im Auftrag des Börsenvereins erstellt, ist damit zum Ende des ersten Halbjahres beim Barumsatz ein Minus von 1,3 Prozent zu verbuchen.

Die stationären Buchhändler konnten im Juni bei den Bareinnahmen ebenfalls ein leichtes Plus von 0,8 Prozent vorweisen. Aufgrund schlechterer Vormonatswerte liegen sie nach sechs Monaten aber mit 2,4 Prozent weiterhin deutlich im roten Bereich. Der Rechnungsumsatz ist dem Trend des Barumsatzes im Juni nicht gefolgt. Hier muss ein Minus von 1,6 Prozent festgehalten werden.

Juni: Taschenbuch, Reiseführer und Belletristik erfolgreich

Über alle Absatzkanäle hinweg hat sich bei den Editionsformen besonders das Taschenbuch hervorgetan – und wartet mit einem Zuwachs von 3,6 Prozent auf (siehe Grafik). Hard- und Softcover traten auf der Stelle, und die Hörbücher gaben knapp einen Prozentpunkt ihres Umsatzes ab. Als herausragende Warengruppe zeigt sich – der Ferienzeit entsprechend – das Segment Reisen mit einer Umsatzsteigerung von 7,5 Prozent.

Auch Belletristik wird gern als leichte und unterhaltsame Lektüre mit in den Urlaub genommen – und legt 5,6 Prozent zu. Immer noch großer Favorit bei den Lesern: Sachbücher mit plus 3,8 Prozent. Größter Verlierer, und das gleich zweistellig (10,1 Prozent), waren Bücher zu Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft.

Halbjahresbilanz der Belletristik zeigt leichte Umsatzeinbußen

Die Belletristik haben sich die Marktforscher zur Jahresmitte genauer besehen. Bei einem Marktanteil von 33,9 Prozent hat diese Warengruppe im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2010 0,9 Prozent ihres Umsatzes abgeben müssen.

  • Einen Rückgang von 0,6 Prozent gab es beispielsweise in der erzählenden Literatur – mit einem Anteil von fast 50 Prozent wichtigster Bereich des Genres (siehe Grafik).
  • Spannung, mit mehr als einem Viertel ebenfalls gut für starke Umsätze, konnte 2,6 Prozent hinzugewinnen.
  • Offensichtlich weniger Fans fanden sich für Bücher zu Science-Fiction und Fantasy (Marktanteil: 7,9 Prozent). Darauf lassen die Einbußen von 8,3 Prozent schließen.
  • Die größte Verschiebung innerhalb der Belletristik gab es bei zweisprachigen Ausgaben, die mit einem Minus von fast 25 Prozent zu kämpfen hatten. Dieses fällt allerdings in der Gesamtschau kaum ins Gewicht, da der Anteil solcher Titel noch nicht einmal ein Prozent beträgt.

Bestverkaufte belletristische Bücher waren – über alle Editionsformen hinweg – in den ersten sechs Monaten "Die Dienstagsfrauen" von Monika Peetz (Kiepenheuer & Witsch), dann folgte "Verwesung" aus der Feder von Simon Beckett (Wunderlich). Den dritten Platz erreichte Charlotte Links’ "Das andere Kind" (Blanvalet).

Dreiländervergleich: massive Umsatzeinbrüche für Österreich und Schweiz

Zum Abschluss des ersten Halbjahres hat Media Control GfK International auch einen Blick über die Grenzen geworfen – und den Dreiländervergleich Deutschland, Österreich und Schweiz über die Vertriebswege Sortiment und E-Commerce erstellt. Der Absatzkanal Warenhaus ist in der länderübergreifenden Auswertung nicht erfasst. Wie die Ergebnisse zeigen, haben sich die Verhältnisse in den letzten sechs Monaten sichtlich verschoben.

Während die Österreicher zum Abschluss des Jahres 2010 die Nase noch eindeutig vorn hatten, müssen sie die Poleposition nun an die deutschen Buchhändler abgeben. Mit einem Minus von lediglich 1,2 Prozent schneiden diese noch wesentlich besser ab als ihre Kollegen in den Nachbarländern (siehe Grafik). Beide Alpenländer haben mit massiven Umsatzeinbrüchen zu kämpfen – die Österreicher mit einem Minus von 4,2 Prozent, die Schweizer gar mit minus 6,3 Prozent. Die Wechselkurse und der schwache Euro machen den Eidgenossen offenbar sehr zu schaffen. Unterm Strich steht für alle drei Länder gemeinsam ein Minus von 1,8 Prozent.

Eine Analyse der einzelnen Warengruppen zeigt, dass besonders die Umsatzstütze Belletristik betroffen ist. In der Schweiz gaben die Umsätze mit diesen Büchern ganze zehn Prozent nach, in Österreich waren es noch 3,7 Prozent, in Deutschland lediglich 0,8 Prozent. Auch auf guten Rat scheinen viele Schweizer Leser zu verzichten, worauf das Minus von 6,1 Prozent schließen lässt. Bücher für den Nachwuchs verloren dort ebenfalls stärker an Beliebtheit als in Österreich und Deutschland. Minus 3,5 Prozent lautet hier die Zwischenbilanz.

Der Preisverfall in der Schweiz zeigt sich auch beim Blick auf die Editionsformen: Die Einnahmen, die mit Taschenbüchern erzielt wurden, lagen um 11,6 Prozent unter Vorjahr, bei Hard- und Softcovern waren es nahezu fünf Prozent und bei den Hörbüchern fast zehn Prozent. In Österreich sah es nur wenig besser aus, zumindest beim Taschenbuch waren die Einbrüche jedoch nicht so massiv. Was bleibt, ist für alle die Hoffnung auf das umsatzstärkere zweite Halbjahr – und natürlich auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.

Christina Schulte